Mein letztes Praktikum auf Sekundarstufe II habe ich an der Kantonsschule Alpenquai absolviert. Mit der Klasse 3G (Langzeitgymnasium) habe ich ein Projekt durchgeführt, welches das Thema Bildreduktion anhand des Hochdruckverfahrens behandelte. Wir stellten selber Druckplatten her und kreierten damit mehrfarbige Plakate.
Wie lassen sich Bilder reduzieren? Wie viel bzw. wie wenig muss dargestellt werden, damit das Motiv erkennbar wird? Wie können Bilder kommunizieren? Neben diesen formalen Fragen stand eine inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Thema bedrohte Tierarten im Zentrum des Unterrichts.
Gerade bei der Plakatgestaltung finde ich es wichtig, auch den politischen Aspekt dieses Mediums in die Aufgabenstellung miteinzubeziehen oder zumindest anzuschneiden. Gleichzeitig möchte ich als Lehrperson meine politische Haltung nicht thematisieren, sondern inhaltliche Aufgaben so stellen, dass ein Gedankenprozess bei den Schüler:innen ausgelöst wird und sie beginnen ihr eigenes Verhalten sowie jenes der Gesellschaft zu reflektieren. Auch war es mir bei der Entwicklung dieses Unterrichtsprojekts wichtig, dass alle Schüler:innen einen Zugang zum ausgewählten Überthema finden und darin eine eigene Meinung und Aussage entwickeln können.
Schlussendlich habe ich mich dafür entschieden, mit den Schüler:innen über bedrohte Tierarten zu recherchieren um herauszufinden, was gegen den massiven Rückgang der biologischen Vielfalt unternommen werden kann.
Für welche bedrohte Tierart möchte ich meine Stimme erheben? Was ist mein Anliegen, meine Message? Worauf möchte ich aufmerksam machen? Wie kann ich helfen?
Angetrieben durch diese Fragen gestaltete jede:r Schüler:in ein Plakat für eine selbstgewählte bedrohte Tierart. Das Plakat bestand aus einer Motivebene (reduziertes Tiersujet im Hochdruckverfahren) und aus einer typografischen Ebene (Slogan, digital hinzugefügt).
Visuelle Recherche
Vorgehen
Zum Einstieg habe ich unterschiedliche Posten vorbereitet, in denen die SuS aufgefordert wurden, mit einfachen Mitteln reduzierte Bilder von Tieren darzustellen: Mit einem dicken weissen Stift ein Zebra auf ein schwarzes Papier zeichnen, mit Klebeband einen Gorilla zweidimensional auf einem A4-Blatt formen, mit Licht & Schatten einen Vogel aufs Papier bringen, Pflanzen frottagieren und daraus Käfer weiterzeichnen, mit dem Finger das wolkige Fell eines Schafes drucken, nur mit farbigem Papier und Schere einen Papagei andeuten. Die erste Doppellektion war geprägt vom Ausprobieren mit hochdruckähnlichen Gestaltungsvorgängen und Reduktionsmöglichkeiten.
Ab der zweiten Doppellektion konnten die SuS über bedrohte Tierarten recherchieren, Bildmaterial suchen und sich für eine fotografische Vorlage entscheiden, welche später als Grundlage für eine Bildreduktion dienen sollte. Parallel dazu entstanden erste Entwürfe für den Slogan. Anhand der fotografischen Vorlage wurden die Tiermotive zeichnerisch vereinfacht und jeweils auf drei Farbebenen aufgeteilt. Die einzelnen Farbebenen wurden auf Moosgummi übertragen und dann auf Graukarton geklebt. Mit diesen selbst hergestellten Druckplatten wurde dann fleissig gedruckt. Sobald die erste Ebene trocknete, wurde die nächste Farbe darüber gedruckt. Es entstanden unterschiedlichste Farbkombinationen und Plakatentwürfe. Die jeweils drei besten Drucke wurden dann digitalisiert und nach einer Photoshopeinführung mit der typografischen Ebene bzw. mit dem Slogan ergänzt. Es entstanden farbenfrohe und bildstarke Plakate.
Kriterien
Typografische Ebene: Originalität und Aussagekraft des Slogans / Platzierung und Anwendung
Motivebene: Motivwahl und Vereinfachung des Ursprungsbildes / Gesamteindruck und Sorgfalt
Prozess und Arbeitsverhalten: Intensität und Experimentierfreude
Reflexion
Ich glaube es ist mir gelungen, das auf den ersten Blick eher trocken wirkende Überthema Bildreduktion in ein gestalterisch lustvolles Projekt zu packen. Das Herstellen der Druckplatten war etwas zäher als erwartet. Die Schüler:innen konnten sich zuerst nicht vorstellen, wie man die fotografische Vorlage auf drei Ebene reduziert und aufteilt, als ich für sie am Beamer die einzelnen Schritte skizzierte. Ich reagierte darauf, indem ich in der nächste Stunde an einem grossen Tisch das genaue Vorgehen nochmals Schritt für Schritt analog und mit einem Beispiel von mir vorzeigte. Nach diesem Vorzeigen lief alles reibungslos und im BG-Zimmer entstand eine konzentrierte und arbeitsfreudige Stimmung. Die Schüler:innen druckten fleissig, tauschten Farben aus und unterstützten sich gegenseitig beim präzisen Platzieren der Druckplatten. Da während des Druckens einige spannende Entwicklungen passierten, entschied ich mich zusammen mit meiner Praxislehrperson den Prozess länger laufen zu lassen und die Digitalisierung der Drucke eine Doppellektion nach hinten zu schieben. Trotzdem fühlte sich der Wechsel an den Computer dann etwas abrupt an. Auch war es etwas unbefriedigend die typografischen Versuche der Schüler:innen zu sehen. Die Zeit war etwas zu knapp, um die Programmkenntnisse so zu vertiefen, dass die Typografie auch wirklich gut gesetzt werden konnte. Im Nachhinein würde ich die typografische Ebene ebenfalls analog im Hochdruckverfahren hinzufügen. So hätte man den Arbeisflow der Schüler:innen während dem Drucken nicht stören müssen und auch die Endresultate hätten dadurch bestimmt an Qualität gewonnen. Auch hätten die Schüler:innen so die Motivebene noch stärker mit der Typografie verbinden können, was ich aus grafischer Sicht grundsätzlich wichtig finde, ich während der Entwicklung des Praktikums aber etwas ausser Acht liess. Auch der Einstieg mit den unterschiedlichen Posten wäre rückblickend nicht wirklich notwendig gewesen. Wir hätten diese Zeit gut anders nutzen können.