Abstract:
Die Schüler*innen sollten sich durch verschiedene Übungen mit ihrer Farbwahrnehmung im Alltag vertraut machen. Dabei lag der Fokus darauf, sie dazu zu ermutigen, bewusster auf die Farben in ihrer Umgebung zu achten und ihre eigenen Eindrücke auszudrücken. Als abschließende Herausforderung sollten sie auf einen bestimmten Raum oder Ort im Schulhaus reagieren und ihre Farbeindrücke in einem abstrakten Bild umsetzen.
Sachanalyse:
Die Lehrperson gab das Thema «Farbenlehre» für das Praktikum vor. Ich überlegte mir, was mich an diesem Thema fasziniert und wie ich es für die Schülerinnen interessant gestalten könnte. Dabei entschied ich mich dafür, verschiedene Übungen zu entwickeln, die sich intensiv mit der Farbwahrnehmung beschäftigten. Mein Ziel war es, den Schülerinnen die Bedeutung von Farben im Alltag näherzubringen und sie zu ermutigen, bewusster auf ihre Umgebung zu reagieren.
Für die Kunstgeschichte-Lektionen bereitete ich die Epochen Barock, Rokoko, Klassizismus und Romantik vor. Nach einem theoretischen Input meinerseits folgten Übungen zur Wiederholung, die dazu dienten, die Merkmale dieser Epochen zu üben und zu festigen. Zusätzlich unterstützten diese Übungen die Schülerinnen beim Benennen bekannter Bilder aus diesen Epochen.
Bedingungsanalyse:
Das Projekt absolvierte ich mit einer Klasse von 18 Schülerinnen an der Berufsmaturitätsschule in Chur. Diese Schülerinnen, im Alter von 18-20 Jahren und aus verschiedenen Ausbildungen kommend, absolvieren die gestalterische Berufsmatura. Sie bringen unterschiedliche Fähigkeiten und Wissensstände mit und haben bereits Grundlagen im bildnerisches Gestalten erworben und einen Block zur Epoche Barock in Kunstgeschichte erworben. Die motivierte Klasse beteiligte sich aktiv am Unterricht, der in einen 5er-Block aufgeteilt ist. Die Strukturen der Schule bieten Raum für kreative Entfaltung, unterstützt durch moderne Technologie wie Beamer und Online-Plattformen.
Begründungsanalyse:
Farbe an sich kommt überall in unserer Welt vor. Meist verstehen wir unter Farben Signale oder auch Botschaften. Sich mit Farben auseinander zu setzten und ihre Bedeutungen sowohl auch Beziehung zu hinterfragen ist für alle SuS deshalb wichtig, denn Farbe kann zu einer symbolischen Sprache für Ausdruck von Gefühlen, Emotionen und auch Empfindungen werden.
Das Thema „Eindruck / Ausdruck“ im Kontext von Farben beschäftigt sich mit der Bedeutung und Verwendung von Farben als Mittel zur Kommunikation und zum Ausdruck von Emotionen. Schüler erkunden Farbwahrnehmungen in ihrer alltäglichen Umgebung und lernen, Farbkontraste in Bildern zu identifizieren. Sie wenden ihr Wissen über Farben und deren Bedeutung in eigenen gestalterischen Arbeiten an.
Der Ausdruck von Emotionen und Eindrücken wird durch den gezielten Einsatz von Farben und Gestaltungstechniken ermöglicht. Schüler*innen lernen, Farbwahrnehmungen visuell auszudrücken und bleibende Eindrücke durch kreative Anwendungen von Farben zu schaffen.
Dieses Thema fördert nicht nur die künstlerische Entwicklung, sondern hilft Schüler*innen auch dabei, visuelle Botschaften zu verstehen und zu kommunizieren. Die Ausseinandersetzung mit dem Thema Eindruck / Ausdruck soll ihre alltägliche Achtsamkeit im Bezug zur Farbe fördern. Es unterstützt sie dabei, feine Bedeutungen und Emotionen in Farbtönen zu erkennen und zu interpretieren.
Lernziele und Beurteilungskriterien:
Für die selbständige Aufgabe war keine Bewertung vorgesehen. Den Schülerinnen und Schülern wurden jedoch klare Kriterien für ihren Auftrag bezüglich der Raumauswahl und des Farbschemas gegeben. Ziel war es, den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit zu geben, ihren Eindrücken Ausdruck zu verleihen und ihre Fähigkeiten in der praktischen Umsetzung zu zeigen, ohne den Druck einer Benotung.
- SuS erfahren die sinnliche Wirkung von Farben
- SuS können erlerntes zur Farblehre im Alltag anwenden
- SuS experimentieren mit Farbe ihre Wahrnehmung
- SuS nehmen Farbwirkung differenziert wahr und machen sie bildnerisch sichtbar
- SuS können Farben mischen (Farbton, Helligkeit, Sättigung)
- SuS können Farben und Farbkontraste gezielt einsetzen
- SuS können ihre Wahrnehmung zu Farben beschreiben
- SuS können in der Gruppe sich einbringen
- SuS können zum Thema Eindruck / Ausdruck eine eigene Idee entwickeln
- SuS erarbeiten ihre eigene Umsetzung und Idee selbständig
Ablauf
Tag 1: 5 Lektionen (DL Kunstgeschichte Barock, 3 Lektionen BG)
Am ersten Tag des Praktikums wurden fünf Lektionen durchgeführt, beginnend mit einer Doppellektion Kunstgeschichte zum Thema Barock. Gemeinsam mit der Klasse wurde eine kurze Zusammenfassung der Epoche erarbeitet, wobei wir uns anhand von Beispielen bekannter Künstler*innen einen Überblick über die Merkmale verschafften.
In den darauf folgenden drei Lektionen bildnerisches Gestalten (BG) tauchten wir in das Thema Farbenlehre ein. Eine Übung namens «Farben suchen» wurde durchgeführt, bei der die Schüler*innen mit einer Pantone-Farbkarte im Schulhaus die entsprechende Farbe suchten und anschließend im Plenum besprachen. Nach einem Input zur Farbwahrnehmung und den verschiedenen Farbharmonien sowie Kontrasten folgte eine Gruppenübung, bei der die Schüler*innen auf die Farben ihrer Mitschüler*innen reagierten, indem sie Farben mischten. Insbesondere zu folgenden Aussagen:
- Beobachtung der Farben im Raum, Auswahl einer Farbe
- Reaktion auf zuvor gemalte Farben: Harmonie
- Reaktion auf die Farben der Mitschüler*innen: Kontrast
- Wahl einer unpassenden Farbe: Gegensatz
- Beschreibung der Wirkung der Farbkombination in einer Plenumsdiskussion.
Tag 2: 5 Lektionen (DL Kunstgeschichte Rokoko, Klassizismus, 3 Lektionen BG)
Am zweiten Tag des Praktikums starteten wir mit einer Übung zur Wiederholung der Begriffe aus dem Barock und vertieften dann unser Verständnis durch die Betrachtung der Epochen Rokoko und Klassizismus in der Kunstgeschichte.
In den bildnerischen Gestaltungslektionen lag der Fokus auf der psychischen und physischen Farbwahrnehmung. Ein Experiment zur Farbwahrnehmung wurde durchgeführt, bei dem die Schüler*innen mit einer 3D-Brille ein Vorlagenbild von Joan Miró mit Neocolor nachmalten. Diese Übung verdeutlichte, wie Farben je nach Licht anders wahrgenommen werden.
In den folgenden Lektionen beschäftigten wir uns mit der Farbsymbolik und Farbsignaletik. Eine Übung zum Nachmischen von Signalfarben ermöglichte es den Schüler*innen, sich intensiv mit dem Farbmischen und ihrer Erinnerung an Farben auseinanderzusetzen.
Abschließend erklärte ich den Schüler*innen den eigenständigen Auftrag, der in den nächsten Lektionen ausgeführt werden soll.
Tag 3: 5 Lektionen (DL Kunstgeschichte Romantik, 3 Lektionen BG)
An den folgenden zwei Lektionen widmeten wir uns der Epoche der Romantik und schlossen anschließend mit einem Quiz ab, das alle bisher behandelten Epochen umfasste.
Danach hatten die Schüler*innen drei Lektionen Zeit für freies Arbeiten an ihrem individuellen Auftrag zum Thema Eindruck/Ausdruck. Während dieser Zeit bot ich individuelles Coaching an und führte Besprechungen mit den Schüler*innen durch, um ihren Fortschritt zu überprüfen und Fragen zu klären.
Tag 4: 1 DL Abschlusspräsentationen
In den letzten beiden Lektionen präsentierten die Schüler*innen ihre gemalten Bilder an den von ihnen gewählten Orten und reflektierten über das Farbschema. Abschließend begaben wir uns von Ort zu Ort, betrachteten gemeinsam die entstandenen Werke und diskutierten, wie die Farbgebung unsere Reaktionen auf den Raum beeinflusst.
Reflexion
Das erste Praktikum war eine bereichernde Erfahrung, bei der ich mich wohlgefühlt habe. Es hat mir ein besseres Zeitmanagement vermittelt, obwohl es anfangs herausfordernd war, fünf aufeinanderfolgende Lektionen zu unterrichten. Dennoch war es stets intensiv, aber zugleich sehr lehrreich. Die Klasse war wirklich toll, angenehm und hoch motiviert, was den Unterricht sehr angenehm gestaltete. Die Gruppenarbeiten verliefen reibungslos und förderten eine ausgezeichnete Zusammenarbeit.
Ich habe kontinuierlich daran gearbeitet, Bereiche zu verbessern, die ich als weniger effektiv empfand, wie zum Beispiel die Inhalte und Länge der Kunstgeschichteinputs, die ich von Lektion zu Lektion angepasst habe. Der selbständige Auftrag war anfangs herausfordernd für die Schüler*innen, da er sehr offen formuliert war. Für das nächste Mal plane ich, klarere Kriterien festzulegen, an denen sich die Schüler*innen orientieren können, ohne dennoch den Freiraum einzuschränken.
Die Abschlusspräsentationen waren vielfältig und boten unterschiedliche Schwerpunkte, was nicht ganz meinen Erwartungen entsprach. Daher beabsichtige ich für zukünftige Praktika, die Aufträge genauer zu formulieren, um eine klarere Ausrichtung zu gewährleisten. Auch die Plenumsbesprechungen nach den Übungen könnten vertieft werden, um den Inhalt besser zu reflektieren und noch nachhaltig zu vermitteln.
Insgesamt bin ich jedoch sehr zufrieden mit dem Verlauf des ersten Praktikums und freue mich auf weitere Lehrerfahrungen und die Möglichkeit, meine Unterrichtsfähigkeiten weiter zu verbessern.