Dieses Unterrichtsprojekt beschäftigt sich mit dem menschlichen Körper, der Körperwahrnehmung und wie man den eigenen Körper und dessen Bewegungen zeichnerisch einfangen kann. Experimentell und spielerisch tasten sich die Schüler*innen heran an Körperformen, -linien und -flächen und studieren das menschliche Körpergerüst. In der Hauptaufgabe entscheiden sich die Schüler*innen für einen persönlichen „Move“ und setzten diesen anhand von drei Bildern zeichnerisch als Bewegungsablauf um.
Das Praktikum findet an der Kantonsschule Seetal statt. Über 8 Doppellektionen darf ich eine 4. Klasse im Langzeitgymnasium begleiten und ein Unterrichtsprojekt zum Thema Figurenzeichnen realisieren.
Inhalt
Sachanalyse: Die Darstellung des menschlichen Körpers in der Kunst und Gesellschaft ist facettenreich und vielfältig wie die unterschiedlichen Körper selber. Künstler*innen beschäftigen sich mit Themen wie: Aussehen, Schönheitsideale, Anatomie, Transformation. Identität, Sex und Gender, Geschlechterrollen, Alter, Vergänglichkeit. Bewegung, Raum, Wahrnehmung, Fläche, Gerüst, Linie. Für das Unterrichtsprojekt sind verschiedene Aspekte relevant. So sollen sich die Jugendlichen einerseits mit dem eigenen Körper an sich (Hülle, Wahrnehmung, Bewegung) auseinandersetzen, aber auch wie der menschliche Körper in der Kunst und Gesellschaft dargestellt und stereotypisiert wird. So erhalten sie die Hilfestellung der Proportionslehre, sollen diese aber auch kritisch hinterfragen können (Schönheitsideale, Übermensch).
Begründungsanalyse: Die Jugendlichen befinden sich in einem Alter, in welchem die Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper und der Selbstwahrnehmung eine zentrale Rolle spielt. Der Körper verändert sich in der Pubertät, man vergleicht den eigenen Körper mit anderen. Vielleicht orientiert man sich auch an gesellschaftlichen Schönheitsidealen, bei deren Betrachtung aufällt, dass diese oftmals gleich ausschauen. Jedoch sind alle Körper verschieden in Aussehen, Grösse, Proportionen, Hautfarbe etc. Auch in seiner Bewegung unterscheidet sich der Körper von Person zu Person. Wir erkennen beispielsweise eine Person von Weiten aufgrund der persönlichen Gangart. Einige lieben es, sich zu bewegen und gehen einer Sportart nach (Fussball, Tanzen etc.), andere würden sich eher als «Bewegungsmuffel» bezeichnen. So hat jeder Mensch seine eigene, charakteristische Körperbewegungen und Körpersprache, seine persönlichen «Moves». Diese charakteristischen Bewegungen sollen von den Schüler*innen zeichnerisch eingefangen- und festgehalten werden.
Lernziele und Beurteilungskriterien
Kompetenzen und Ziele:
Die Schüler*innen lernen:
…eine (lebendige) Figur abzuzeichnen
…das experimentelle, freie Zeichnen kennen und sich loszulösen von allzu naturalistischen und ausgearbeiteten Details.
…sich mit ihrem eigenen Körper auseinanderzusetzen, diesen zeichnerisch darzustellen und einen Bewegungsablauf zeichnerisch umzusetzen.
…die Proportionslehre kennen, diese aber auch kritisch zu hinterfragen.
…den Körperschwerpunkt und die -Achse kennen und in ihren Skizzen einzusetzen
…mit verschiedene Zeichnungstechniken umzugehen: Kohle, Graphitstift und Graphitpulver, Bleistift, Tusche.
Beurteilungskriterien:
Gesamteindruck: Einen Bewegungsablauf ist erkennbar und die einzelnen Posen unterscheiden sich voneinander (nicht immer dieselbe Körperhaltung).
Stil: Die Zeichnungen bilden eine serielle Einheit, sie sind stilistisch miteinander verbunden.
Sorgfalt: Der/die Zeichner*in hat sich Mühe gegeben, es wurde sorgfältig gearbeitet (das Gegenteil von schludrig).
Figur: eine räumliche Wirkung ist erkennbar (Binnenlinien, Lavuren, Grauabstufungen).
Proportionen: Die körperlichen Proportionen und Formen der Figur wurden studiert und sind stimmig.
Ablauf
Doppellektion 1 + 2: In Gruppen bestreiten die Schüler*innen einen Postenlauf zu den Themen Körperlinien und Körperfläche. Mit der Anwendung von unterschiedlichen Techniken tasten sie sich an die menschlichen Körperformen heran.
Doppellektion 3: Während der ersten Stunde haben die Schüler*innen Zeit, sich dem menschlichen Gerüst zu widmen. Indem sie sich mit Klebestreifen das Körpergerüst skelettartig aufkleben, gelingen die menschlichen Proportionen besser dank der Hilfestellung. In der zweiten Hälfte der Doppelstunde wird die Aufgabenstellung nochmals genau erklärt. Die Schüler*innen überlegen sich zum Ende der Stunde, welchen Bewegungsablauf sie fotografieren und zeichnerisch umsetzen wollen. Die Fotos müssen sie aufs nächste Mal auf Teams stellen.
Doppellektion 4: Die Schüler*innen wärmen sich zeichnerisch auf, indem sie mit Tusche, Feder und Pinsel skizzenhaft ihre Bewegungen zeichnen. Nach einem technischen Input gehts an die Hauptaufgabe: Jede*r zeichnet drei Bewegungen aus dem gewählten Ablauf. Dabei können sie sich zwischen Pinsel oder Feder entscheiden.
Doppellektion 5 – 8: Während den letzten Doppellektionen arbeiten die Schüler*innen selbständig an ihren Zeichnungen. Zwischendurch gibt es immer wieder kleine Rundgänge im Plenum und Bildbetrachtungen. Leider reicht die Zeit nicht mehr um die Zeichnungen in ein GIF umzuwandeln.
Reflexion
Das Unterrichten am Gymnasium Baldegg mit den begeisterungsfähigen Gymnasiasten hat mir grossen Spass bereitet. Schon vom ersten Tag an fühlte ich mich gut aufgehoben und gut betreut von der Praxislehrperson. Die SuS haben motiviert mitgearbeitet und sich auch fleissig an den Diskussionen beteiligt. Die Rückmeldungen der Schüler*innen waren unterschiedlich, einige fanden das Projekt spannend, einigen hat es weniger zugesagt. Vielen hat der anfängliche Postenlauf in Gruppen zugesagt. Grundsätzlich habe ich mir das Unterrichtsprojekt experimenteller und spielerischer vorgestellt. Ich wollte, dass die Schüler*innen die Möglichkeit haben, die Bewegung des Körpers zeichnerisch einzufangen und schlussendlich aus den Zeichnungen ein animiertes GIF zu gestalten. Indem ich aber für die Hauptaufgabe den Fokus auf das naturgetreue und proportional korrekte Figurenzeichnen gelegt habe, war das spielerische, leichte nicht mehr ganz möglich. Dazugelernt habe ich, dass das Thema der Proportionslehre und Figurenzeichnen in der Unterrichtspraxis etwas „Strenges“ an sich hat, weil es mit viel Fleiss und Übung zu tun hat. Ich unterschätzte auch den zeitlichen Aufwand, welcher das Figurenzeichnen mit sich bringt. So musste ich die Schlusszeichnungen von anfänglich fünf A4, auf drei A4 kürzen. Für ein GIF reiche die Zeit leider auch nicht mehr. Ein experimentelleres Endprodukt könnte man erlangen, indem man den Fokus nicht auf die Proportionen und das genaue Figurenzeichnen legen würde, sondern sich vielmehr auf die einfachen Körperbewegungen konzentrieren würde (Körperlinien, Fläche etc). So könnten die SuS mit Fotografien arbeiten und aus ihren Bewegungen Formen herausarbeiten, bsp. auch mit Transparentpapier und Fotokopierer. Bei einer Schwerpunkfachklasse könnte man die Schüler*innen auch viel freier lassen und das Endprodukt ihnen überlassen. Ob sie nun ein GIF zeigen oder eine Reihe von Skizzen, Hauptsache es geht darum, einen Bewegungsablauf einzufangen, zu dokumentieren und diesen zeichnerisch und experimentell darzustellen.