In meinem ersten Praktikum auf Sekundarstuffe II habe ich ein Projekt zu den Themen Musik und Typografie durchgeführt. Ich strebte eine analoge und experimentelle Umsetzungsform an, um den Schülerinnen einen spielerischen Umgang mit den genannten Themen zu ermöglichen.
Das Projekt Die Schrift als Bild im Kontext der Musik sollte den Schülerinnen einen individuellen Zugang und selbstbestimmte Umsetzungsformen bieten. Als Endprodukt durften die Schülerinnen ein Plattencover gestalten, welches aus einem Schriftbild bestand.
Inhalt
Ein Plattencover (auch genannt Schallplattenhülle) ist eine bedruckte Papphülle zum Verpacken von Schallplatten. Das quadratische Plattencover soll zur Identifikation der Band, des Albums und des Songs dienen. Das Layout eines Plattencovers besteht meist aus einem Bild (Fotografie, Zeichnung, Collage…), dem Namen der Band und dem Name des Albums / der Single. Auf der Rückseite sind jeweils informative Angaben des Platten-Labels zu finden.
Der Auftrag an die zwei Frauen*klassen der 1. Klasse des Kurzzeitgymnasium Musegg (Stadt Luzern) lautete:
Gestalten Sie zu Ihrem aktuellen Lieblingssong ein Plattencover. In unserem Fall besteht das Plattencover aus einem einzigen Schriftbild. Entweder gestalten Sie das Schriftbild mit den Buchstaben des Songtitels oder Sie arbeiten mit einem einzigen Wort, das sich während des Arbeitsprozesses herauskristallisiert.
Das Schriftbild soll die musikalischen Eigenschaften des Songs widerspiegeln. Nach inhaltlicher und visueller Recherche zum ausgewählten Song dürfen Sie in der Entwurfsphase experimentieren, erforschen und ausprobieren. Durch das selbständige Erweitern, Kombinieren und Verändern der eingeführten Techniken und Werkzeuge (Spachtel & Gouache, Stempelkissen, Klebeband, Papierschnipsel, usw.) aus den ersten zwei Doppellektionen dürfen Sie eine eigenständige Bildsprache entwickeln. Denken Sie dabei stehts an die Fragen Wie kann man Musik visualisieren? Wie kann man mit Schrift Bilder erzeugen? Eine Bandbreite von Entwürfen soll zur Auswahl stehen. Ab der 6. Doppellektion entscheiden Sie sich für eine Richtung / einen Entwurf / eine Idee und arbeiten diese/n sorgfältig aus. Falls die Zeit reicht, können Sie noch eine feintypografische Ebene entwerfen.
Lernziele und Beurteilungskriterien
Inhalt & Form:
Gestaltung widerspiegelt inhaltliche Recherche und die musikalischen Eigenschaften des Songs
(Farbigkeit, Formen/Spuren, Werkzeug/Instrument, Komposition, Kontrast)
Arbeitsprozess:
Weiterentwicklung der Techniken aus der 1. & 2. Doppellektion, Intensität und Experimentierfreude
Gesamteindruck des Endprodukts:
Das Plattencover / Das Schriftbild überrascht in seiner Originalität / Eigenständigkeit
Zeitplan
1. Doppellektion:
Einstieg ins Thema Musik, künstlerische Referenzen, Experiment Musik visualisieren
2. Doppellektion:
Einstieg ins Thema Typografie, Geschichte & künstlerische Referenzen, Wortbilder
3. Doppellektion:
inhaltliche Recherche (& visuelle Recherche) zum eigenen Lieblingssong
4. Doppellektion:
visuelle Recherche & freies Experimentieren zum eigenen Lieblingssong
5. Doppellektion:
mind. 2–5 verschiedene Entwurfsansätze entwickeln
6. Doppellektion:
einen Entwurf aussuchen, Ausarbeitung / Umsetzung des Entwurfs
7. Doppellektion:
Ausarbeitung / Umsetzung des Entwurfs (Zusatz: Prototyp, Back-Cover, Label)
8. Doppellektion:
Präsentation, Feedbackrunde, Typospiel
Methodischer Aufbau, Inputs, Übungen
In der ersten Doppellektion stand die Frage Wie kann man Musik visualisieren? im Fokus. Mit ungewöhnlichen (Zeichnungs-)Instrumenten wie zum Beispiel Spachtel & Gouache, Edding an einer Schnur, aneinandergeklebte Kugelschreiber usw. versuchten wir, das Gehörte intuitiv auf farbige Blätter zu bringen. Zur Unterstützung wurden gestalterische Beispiele von W. Kandinsky, A. Logothetis und L. Archetti gezeigt.
Erst in der zweiten Doppellektion wurde das Thema Musik durch die Komponente Typografie ergänzt. Nach einem Theorieinput zur Geschichte der Typografie durften die Schülerinnen selber aktiv werden: Inspiriert durch die Plakate von Niklaus Troxler gestalteten die Schülerinnen zu vorgegebenen Wörtern (wie LAUT!, flüstern, let it flow, Klang, Zerfall…) mit Klebeband, Cutter, Papierschnipsel, Tinte und Klebepunkten erste Schriftbilder. Diese Doppellektion habe ich in Form von Arbeitsstationen vorbereitet.
Als Hauptauftrag durften die Schülerinnen ab der dritten Doppellektion zu ihrem aktuellen Lieblingslied ein Plattencover entwerfen und umsetzen. Durch das selbständige Erweitern, Kombinieren und Verändern der eingeführten Techniken und Zeichnungsinstrumente aus den ersten zwei Doppellektionen konnten eigenständige Bildsprachen entwickelt werden. In dieser Entwurfsphase habe ich die Schülerinnen individuell begleitet.
Neben den Einzelbesprechungen mit der Lehrperson gab es im Plenum Inputs zum Thema Komposition oder kurze Zwischenübungen, bei welchen Plakate, Plattencovers und Schriftbilder auf ihre gestalterischen Eigenschaften analysiert wurden.
In der letzten Doppellektion stand das Präsentieren der Plattencovers, begleitet durch den jeweiligen Song, im Vordergrund. Zum Abschluss des Praktikums bereitete ich ein Typografiespiel vor.
Reflexion
Durch meine Erstausbildung an der Fachklasse Grafik in Luzern fühlte ich mich auf das Thema bezogen sehr sicher. Die Begeisterung für die Projektidee, ein Plattencover für seinen Lieblingssong zu gestalten, war sowohl bei den Schülerinnen als auch bei mir sehr gross.
Ich kannte einige Referenzen und gestalterische Strategien, die ich den Schülerinnen in diesen acht Wochen mitgeben wollte. Gleichzeitig hatte ich den Anspruch an meinen Unterricht, den Schülerinnen gezielt Freiraum zu lassen.
Zwar sind vielseitige Resultate entstanden, rückblickend glaube ich aber, dass ich etwas zu hohe Ansprüche an die Klassen gestellt und ich sie mit meinen Fachkenntnissen teilweise fast etwas überrollt habe. Ich hatte so viel Zeit für die Inputs, Übungen und Experimentierphase geplant, dass am Schluss das Endprodukt etwas zu kurz kam. Auch waren gewisse Schülerinnen mit der grossen Auswahl an Techniken und (Zeichnungs-)Instrumenten überfordert und hatten Mühe, ihre Ideen etwas abstrakter als gewohnt – also nicht konkret zeichnerisch – umzusetzen. Vielleicht würde sich dieses Projekt noch besser für eine Schwerpunktklasse eignen.
Mögliche Folgeprojekte:
- Einführung Adobe Photoshop, Adobe InDesign, Adobe Illustrator
- Animation, Gif, Musikclip
- Wandbild, Graffiti