Schrift ist überall anzutreffen in unserem Alltag, wir lesen und schreiben tagtäglich und erhalten dadurch viele neue Informationen. Doch sie kann noch viel mehr als das: Schrift kann uns visuell beeinflussen und uns Impressionen und Emotionen vermitteln. Sie kann schlussendlich sogar zu einem Bild werden.
Wie funktioniert also Schrift als visuelles Zeichensystem? Und wie kann ich Zeichen bewusst einsetzen und zu einem Schriftbild zusammenfügen?
Kantonsschule Alpenquai Luzern, 3. Klasse Langzeitgymnasium, 2022
Inhalt
Schrift ist etwas, was die SuS anfangs nicht unbedingt mit einem visuellen oder gestalterischen Begriff in Verbindung bringen, sondern viel mehr mit einem pragmatischen und nötigen Kommunikationsmittel. Es war also für mich klar, dass ich ihnen in meiner Praktikumszeit näher bringen wollte, welch vielfältige Funktionen und Kraft Schrift eben haben kann. Um diese Vielfalt in acht Doppellektionen ansatzweise aufzeigen zu können, wählte ich verschiedene Kurzübungen und kleinere, prozesshafte Arbeiten. Der Fokus blieb dabei immer auf den Themen, Schrift, Typo und Bild, der Inhalt variierte jedoch von Aufgabe zu Aufgabe.
Zu Beginn lernten wir die unterschiedlichen typografischen Begriffe und Elemente kennen, dann setzten wir uns mit Feder und Tusche kalligrafisch mit dem Thema auseinander. Danach nahmen wir die Beschriftung von Verpackungen genauer unter die Lupe und zuletzt tauchten wir in die etwas abstraktere Welt der Musik und Klänge ein, indem jede*r versuchte ein selbst gewähltes Musikstück in einem Schriftbild mit Tusche und Pinsel zu visualisieren.
Lernziele und Beurteilungskriterien
- Typografische Begriffe wie Schriftart, Schriftschnitte und Schriftfamilie verstehen
- Verschiedene Anordnungen von Zeichen, Linien, Flächen und Muster
- Anwendung verschiedener Schriftgrössen, Schriftschnitte und Schriftarten
- Umgang mit Feder, Pinsel und Tusche kennenlernen
- Gestalterischer Prozess: Skizzen, Ideenfindung, Experimentierfreude
- Originalität der Ideen
- Eigenständiges Arbeiten
Ablauf
EINSTIEG INS THEMA
Da es für die SuS die erste Annäherung an Schrift und Typografie war, wusste ich, dass ich ihnen zu Beginn die typografischen Begriffe und Elemente näher bringen wollte. Wir starteten also mit verschiedenen Inputs und kürzeren Aufgaben, in welchen sich die Lernenden u.a. mit den Fragen „WO kommt Schrift überall vor? und WIE wird sie eingesetzt?“ beschäftigten und sie erste typografische Grundkenntnisse über Schriftarten und Zeichensatz kennen lernten.
Danach untersuchten die SuS genauer typografische Merkmale, indem sie eigenhändig mit Feder und Tusche denselben Buchstaben in möglichst unterschiedlichen Variationen oder den gleichen Satz mal in eckig, rund, dick oder dünn schreiben sollten.
AUFGABE 1
Als nächstes vertieften sich die SuS in die erste der beiden Hauptaufgaben des Moduls. Sie erhielten von mir den Auftrag, einen Haushaltsartikel ihrer Wahl auszusuchen und dazu eine fiktive Verpackung zu gestalten. Dabei konnten sie einerseits entscheiden was inhaltlich auf der Verpackung zu sehen sein sollte (was ist der Name des Produkts, gibt es einen Slogan oder ein Logo, welche Infos sind darauf zu erkennen, usw.), andererseits sollten sie anhand verschiedener Schriftarten, Schriftschnitte und Schriftgrössen versuchen, das Produkt auf der Verpackung möglichst treffend zu repräsentieren und visualisieren. Die SuS verwendeten bei dieser Aufgabe nur Bleistifte, Fineliner und Eddings, denn hier waren vor allem die Vielfalt der Entwürfe und das prozesshafte Arbeiten zentral.
Da das Ziel der Aufgabe drei möglichst unterschiedliche Entwürfe der selben Verpackung beinhaltete, gab ich nach der Fertigstellung der ersten beiden Entwürfen allen Schüler*innen ein kurzes schriftliches Feedback, mithilfe dessen sie den letzten Entwurf gestalten konnten.
BILDER ZUR AUFGABE 1 «VERPACKUNG»
AUFGABE 2
In der zweiten Hauptaufgabe beschäftigten sich die SuS mit der Kombination und Übersetzung von Typo und Musik. Diese Aufgabe stellte sich als viel abstrakter heraus und erforderte deshalb nochmals eine ganz andere Art der Auseinandersetzung mit dem Thema Schrift. Nachdem die SuS ihren Song ausgesucht hatten, sollten sie sich für ein Wort entscheiden, welches für sie dazu passte. Dieses sollten sie dann mit Pinsel und Tusche auf weissem A3 Papier und in Kombination mit weiteren Formen und Flächen individuell gestalten und somit das Lied und dessen Rhythmus visualisieren. Da es sich hierbei um eine sehr subjektive Aufgabe handelte, sollten alle einige gestalterische Überlegungen und Entscheidungen zu ihren Entwürfen auf einem Zettel festhalten und mir diesen zum Schluss abgeben.
Auch bei dieser Aufgabe arbeiteten die SuS sehr skizzenhaft, der Fokus lag auf den Entwürfen und nicht auf einem Endprodukt.
BILDER ZUR AUFGABE 2 «TYPO&MUSIK»
Reflexion
Die SuS haben grundsätzlich gut mitgewirkt und konnten sich auch gut auf die kürzeren Übungen und Entwurfsphasen einlassen. Die grösste Herausforderung war für mich, dass die Klasse von Anfang an sehr laut und unruhig war und dass sich einige Schüler sehr störend verhielten. Schlussendlich denke ich, haben aber die etwas kürzeren Aufgaben und der Abwechslungsreichtum geholfen, die Klasse zu einem konzentrierten und trotzdem aktiven Arbeiten zu führen. Im Nachhinein betrachtet, würde ich den Einstieg ins Thema weniger theorielastig gestalten, ansonsten betrachte ich das Projekt mit der Klasse als gelungen.