ABSTRACT
Innerhalb des Moduls «Das neue Gesicht» suchten SuS des 5.OG an der Kantonalen Mittelschule Uri im Material Ton nach Pareidolien, welche Ansätze eines Gesichtes veranschaulichten. Diese führten die SuS bildnerisch zu ganzen Gesichtern in Form einer Maske aus, deren Sie mit einer Namensgebung zu einer Identität verhalfen.
INHALT
Im Fach Bildnerischen Gestaltens gewinnt die Auseinandersetzung mit eigenen und inneren Bildwelten mit dem Fortschreiten der Schuljahre stetig an Bedeutung. Dies fordert, sich von festsitzenden Vorstellungen zu lösen und dafür bestimmte Methoden anzueignen. Die Klärung dessen, welche Eigenschaften ein Gesicht bedarf, um als solches verstanden zu werden, veranschaulicht den SuS wie gross deren bildnerischer Freiraum in der Neuschöpfung von Gesichtern ist. Die Darbietung technischer- und formensprachlicher Möglichkeiten zeigt wiederum auf, wie die Erarbeitung individueller und ausdrucksstarker Charakter gelingen kann. Hiermit befähigen sich die SuS neuer Darstellungskräfte, die über jene der ihnen vertrauten Selfie- und Fotofilterkulturen hinausgehen. Über einfache handwerkliche Übungen, bei denen die SuS mit den ganzen Händen einen Tonklumpen bearbeiten (kneten, klopfen, ziehen, schlagen, etc.), lernen diese das Material in seiner Textur und möglichen Bearbeitungsweise kennen und erhalten gleichsam die Möglichkeit, unbefangen nach einer Pareidolie als Ausgangslage zu suchen. Den sich ergebenden unverhofften Perspektiven und Feinheiten struktureller Begebenheiten lernen sich die SuS im Verlaufe des weiteren Arbeitsprozesses wiederum anzunehmen. Das zeichnerische und schriftliche Festhalten mehrerer Arbeitssequenzen dient hierbei der Reflexion der jeweiligen Arbeitsstandpunkte, ermöglicht das frühzeitige Nachdenken über mögliche Weiterführungen und dokumentiert letztlich den Entstehungsprozess der Arbeiten, von der Pareidolie bis hin zur benannten Neuschöpfung. Beispiele aus der Kunst- und Kulturgeschichte bieten den SuS nicht bloss Übersicht über verschiedene Funktionen und Bedeutungen von Masken aus der Altsteinzeit bis heute, sondern fördern das zunehmende Verständnis der Maske als ein Bildträger, der sich als Mittel zur Suche nach neuen Identitäten eignet. Gleichsam erhalten die SuS durch Bildreferenzen die Möglichkeit der gestalterischen Bezugnahme oder Abgrenzung. Auch im Hinblick auf die modulabschliessenden Präsentationen, bei denen die Masken hinsichtlich des Entstehungsprozesses mit samt aller Einflüsse, die zur Endarbeit und deren Betitelung geführt haben, zu reflektieren sind.
LERNZIELE
- SuS können sich für Methoden zur Gestaltung neuer und eigener Bildideen öffnen
- SuS sind fähig, auf Vorgaben und Bedingungen gestalterisch kreativ zu reagieren
- SuS können gestalterische Mittel gezielt zur Erreichung gewünschter Wirkungen einsetzen
- SuS können ihr Vorgehen anschaulich wiedergeben und begründen
- SuS können entstandene Arbeiten hinsichtlich anfänglicher Absichten kritisch beurteilen
BEURTEILUNGSKRITERIEN
ABLAUF
Nach einer Einführung in die Thematik und Inhalte des bevorstehenden Moduls wurde mit einer Definition des Phänomens der Pareidolie sowie der Klärung ihrer Vorteile für die Schöpfung neuer Gesichter in eine «Trockenübung» übergeleitet. Hierbei suchten die SuS in einer Auswahl von Bildern nach Fragmenten von Gesichtern und zeichneten diese nach. Die Entdeckungen veranschaulichten Eigenschaften, die ein jedes Gesicht bedingt und Faktoren, die zur Erarbeitung individueller Charakter notwendig sind.
Nach einer Einführung in das weitere Vorgehen begaben sich die SuS auf die Suche nach einer Pareidolie im Ton. In zeitlichen Abständen überprüften Sie die willkürlichen Verformungen, die sich durch die angewandten Methoden ergaben, um einen Moment der Wiedererkennung menschlicher Gesichtszüge festzuhalten, den sie als interessant erachteten. Die Pareidolien wurden in Form eines ersten Dokumentationseintrages zeichnerisch und schriftlich festgehalten.
Es folgte eine Präsentation verschiedener Duktus- und Formgestaltungen von Gesichtsstudien und Masken, die zum Ziel hatte, die SuS über den wirkungsvollen Einsatz von Techniken aufzuklären, mithilfe derer nicht nur der Ausdruck, sondern auch ein stimmiges Gesamtbild erzeugt werden kann.
Hierauf skizzierten die SuS erste Ideen für mögliche Weiterführungen ihrer Pareidolien, die Sie bei einem Klassenrundgang vorstellten. Die SuS wurden dabei mit technischen Hinweisen und Referenzen individuell beraten. Im Laufe der Erarbeitung der Masken wurde ein weiterer Moment im Arbeitsprozess sowie auch jener des Endstandes dokumentiert.
Nach der Erarbeitung einer Hängevorrichtung erhielten die SuS Zeit, eine Präsentation ihrer Arbeiten vorzubereiten. Folgend wurde eine Ausstellungssituation errichtet, wobei der Ausdruck und die Formensprache der Arbeiten aller SuS reflektiert werden sollte, um eine Abfolge der Arbeiten zu generieren, welche die Individualität der einzelnen Gesichter verstärkt zum Ausdruck zu bringen vermochte. Vor Beginn der einzelnen Präsentationen assoziierten die SuS mit jedem Gesicht ein Wort, womit das Qualitätskriterium, sich an keinen Stereotypen zu orientieren, geprüft werden konnte, bevor die Bekanntgabe der «tatsächlichen Identitäten und deren Geschichten» preisgegeben wurden.
REFLEXION
«Einfach mal reinhauen zu dürfen», wie eine Schülerin die Methode zur Findung der Ausgangslagen beschrieb, bescherte der Klasse einen freudvollen Einstieg in die bevorstehende Arbeit des Moduls. Die Reflexion der von den SuS errichteten Arbeiten (Dokumentationen, Endarbeiten, Präsentationen) sowie das Studieren ihrer schriftlichen Feedbacks zum Modul, führten mir neben ihrer Freude der Gesichter- und Identitätssuche auch kleine Mängel hinsichtlich der angestrebten Kriterien vor Augen, die durch mich hätten minimiert werden können. So sehe ich fehlende Referenzen / Bezüge von Arbeiten der SuS zu anderen Arbeiten aus der Kunst- und Kulturgeschichte (Bücher) als einen Mangel, der sich aus einem didaktisch weniger geschickt gestalteten Angebot meinerseits ergründete. Ebenfalls hätten sich die Inputs, die bezüglich der Weiterführung der Pareidolien stattfanden, verstärkt auf vorhandene Ausgangslagen der SuS beziehen können, sodass diese sich über mehr Möglichkeiten in der Ausführung ihrer Pareidolien zu Masken hätten bewusst werden können. Da in den Präsentationen der Endarbeiten Kerninhalte des Moduls reflektiert, Schwierigkeiten und Gelungenes benannt und auch individuelle Entscheide und Gedanken miteinander geteilt wurden, haben die SchülerInnen dennoch ihren Lernerfolg aufzeigen können.