Bild und Text können sich gegenseitig ergänzen, übersetzen oder auch irritieren. Die Stimmung, die Aussage oder die Details eines Textes zu erkennen und gestalterisch zu übersetzen erfordert die Beachtung vieler verschiedener Aspekte. Die SuS haben die Aufgabe erhalten eine schon vorhandene Geschichte zu illustrieren. Dabei sollten sie versuchen den Text auf ihre Art zu interpretieren und eine persönliche Bildsprache zu entwickeln.
Kantonsschule Musegg Luzern, zwei 1. Klassen Kurzzeitgymnasium, 2021/2022
Inhalt
Für mein erstes Praktikum habe ich den Fokus auf die Text-basierte Illustration gelegt, da diese viele wichtige gestalterische Aspekte vereint und zu meinem Fachbereich gehört. Von meiner Praxislehrperson hatte ich einzig die Vorgabe mit Farben zu arbeiten, was mir zum Glück das Leben sehr erleichtert hat.
Vor Praktikumsbeginn galt es für mich vor allem eine Frage zu klären: welchen Text möchte ich den SuS zum illustrieren geben?
Die Altersstufe der Klasse war schlussendlich massgebend dafür und so habe ich mich für die eher einfache dafür umso farbenfrohere Kinderbuchgeschichte «Die Blumenstadt» entschieden. Meine Überlegung dabei war, das Textverständnis einfach zu halten damit die SuS sich vor allem auf gestalterische Aspekte wie Farbkonzept, Bildsprache, Bildkomposition, usw. konzentrieren konnten.
Um in die Thematik eintauchen zu können, wollte ich zuerst die Begriffe Illustration und Text-basierte Illustration den SuS näher bringen. Dafür habe ich viele unterschiedliche Bücher in den Unterricht mitgebracht. Anhand dieser konnte die Klasse u.a. illustrierte Texte von Sven Nordqvist, Andreas Kiener, Spleur, William Grill und Stephan Schmitz betrachten und untersuchen. Wichtig war mir auch den Einsatz von Farben als roter Faden aufzuzeigen. Um die SuS aus der Reserve zu locken, erhielten sie also zusätzlich die Aufgabe ein nicht naturalistisches Farbkonzept zu erarbeiten.
«Die Blumenstadt» erzählt die Geschichte einer anfänglich glücklichen Stadt, welche jedoch durch eine mächtige Person ihrer Blumen beraubt wird und somit in Dunkelheit und Traurigkeit versinkt. Obwohl es eine einfache Geschichte ist, steckt ein philosophischer Gedanke und Sinn dahinter. Wie gehen wir mit unserer Umgebung und Umwelt um? Sind wir sorgsam und respektvoll zueinander? Diese Überlegungen wollte ich durch die Thematik den SuS mitgeben und sie damit auch ein wenig zum Nachdenken animieren.
Lernziele / Beurteilungskriterien
- Bedeutung von Illustration kennenlernen
- Verständnis für Bildkomposition und Bildausschnitt erhalten
- Ein nicht naturalistisches Farbkonzept erarbeiten
- Kombinationsmöglichkeiten von Bild und Text kennenlernen
- Gestalterischer Prozess: Skizzen, Ideenfindung, Experimentierfreude
- Eigenständigkeit und Originalität der Ideen
- Einheitliche Bildsprache erarbeiten
- Bezug zum Textinhalt
Ablauf
Um uns dem Thema Illustration anzunähern, habe ich mit den SuS verschiedenste zeichnerische Übungen gemacht und ihnen viele analoge Bild-Text Kombinationen gezeigt. Die SuS konnten anhand dieser analytische Gruppenübungen machen, bei denen sie sich beispielsweise fragten „Wie wurde hier der Text gestalterisch übersetzt? Was sticht heraus? Welche Stimmung wird uns übermittelt?“. Danach wurden die Erkenntnisse gemeinsam im Plenum besprochen.
Als es konkreter um die Projektaufgabe ging und die SuS die zu illustrierende Geschichte kennengelernt hatten, habe ich die Lektion oft mit einem kurzen theoretischen Input begonnen, um neue Begriffe wie Farbkonzept, Bildausschnitt oder Bildkomposition kennenzulernen. Die Inputs wurden auch von analogen oder digitalen Beispielen begleitet und zu jedem wurde jeweils ein von mir erstelltes Theorieblatt ausgehändigt.
Nebst den Inputs und Beispielen war es mir wichtig den SuS genügend Zeit zu lassen, damit sie in die Geschichte „Die Blumenstadt“ eintauchen und an ihrer Ideenfindung und an ihren Entwürfen arbeiten konnten. So war es einerseits für die SuS möglich während mehreren Lektionen an ihrem Projekt zu arbeiten, andererseits konnte ich so von Tisch zu Tisch gehen und Einzelgespräche führen.
Zum Schluss unseres Projektes haben alle ihre Illustrationen eingescannt, um im PowerPoint den Text und die Bilder zusammenzubringen. Meine ursprüngliche Idee, alles analog in Form eines Leporellos zusammenzustellen, war leider aus zeitlichen Gründen nicht mehr machbar. Somit habe ich mich für eine digitale Lösung entschieden und es wurde eine Art digitales Heft als Endprodukt kreiert.
Kurze Zeichnungsübungen: 1 Minute-Zeichnung zu 1 Wort / Die Geschichte laut vorlesene und die SuS zeichnen synchron dazu.
Das Endprodukt einer Schülerin. Die Illustrationen und der Text wurden zu einem digitalen Buch zusammengefügt.
Reflexion
Rückblickend bin ich zufrieden mit dem Ablauf des Praktikums und ich nehme viele positive Erfahrungen mit. Als besonders hilfreich habe ich empfunden, dass ich zwei Parallelklassen unterrichten durfte. Das war zwar herausfordernd, hatte aber den tollen Nebeneffekt, dass ich das gleiche Projekt bei zwei Klassen testen und die Unterschiede beobachten konnte. Ausserdem konnte ich sogleich das Feedback meiner Praxislehrperson umsetzen, indem ich jeweils versucht habe die Inhalte und den Unterrichtsaufbau an die zweite Klasse zu adaptieren.
Gelungen ist meiner Meinung nach vor allem auch der Umgang mit den SuS und wie ich mich persönlich während des Unterrichtens gefühlt habe. Vor allem die Einzelgespräche haben mir gezeigt, dass ich wirklich gerne unterrichte und ich war sehr froh zu merken, dass dabei auch eine gewisse Spontanität und Lockerheit meinerseits vorhanden ist.
Nicht so gelungen hingegen ist das Zeitmanagement des ganzen Projekts. Ich musste viele Änderung vornehmen und auch viele Sachen aus zeitlichen Gründen weglassen, was wirklich schade war.