Abstract
Die Schülerinnen und Schüler entwickeln eine sinnlose Erfindung, genauer ein Chindogu. Ein Chindogu (jap. seltsames Gerät) ist eine humoristische Abart einer Erfindung und zugleich eine Art Witz. Es lösst zwar ein Problem, aber auf eine Weise, die mehr Probleme auslöst. (japanisch: seltsames Gerät)
Das Chindogu wird gestaltet, für ein Foto in Szene gesetzt und auch ein kurzer Text dazu wird verfasst. Schlussendlich entsteht daraus ein Klassen-Chindogu-Büchlein, das alle selber mit einer Fadenbindung zusammenfassen und mit Collage gestalten.
Sachanalyse
Vorgegeben wurde mir von der Praktikums-Lehrerin, dass ich mit der Klasse dreidimensional arbeiten soll. Dabei interessierten mich Materialkunde, Fertigungsverfahren und was heisst es überhaupt «kreativ» tätig zu sein? Einen Bezug zum Körper hätte mich auch interessiert (Körperteile abformen, etc.), davon kam ich aber wieder weg. Auch Kreativitätstechniken faszinierten mich. Über all dies kam ich dann zu den Chindogu.
Bücher, die mich im Prozess begleiteten
– zu 3-dimensionalem Gestalten im Unterricht: Körper und Raum von Susanne Schmidt
– zu Materialkunde und Fertigungsverfahren: Materiology von Daniel Kula und Élodie Ternaux
– zu Kreativitätstechniken: Die besten Kreativitätstechniken von Verena Sartorius
– zu Chindogu: «Chindogu : 99 (un)sinnige Erfindungen» von Thomas Hauffe und Kawakami Kenji
Begründungsanalyse
In der aktuellen Gesellschaft werden wir mit unendlich vielen Produkten konfrontiert. In dieser Masse müssen wir uns entscheiden, was wir wirklich brauchen und was Unsinn ist. Dieser Wahrenkult kann mit der Herstellung von Chindogu ein Stück weit reflektiert werden, indem die SuS selber ein Produkt verständlich gestalten, für ein Foto inszenieren und in einem Werbetext anpreisen.
Das Chindogu erfordert verschiedenste kreative Denkprozesse; Wie komme ich überhaupt auf eine sinnlose Erfindung? Mit welchen einfachen, alltäglichen Materialien kann ich mein Chindogu verständlich gestalten? Wie muss ich es inszenieren? Gleichzeitig sind Chindogu auch einfach etwas Lustiges und einfach zugänglich. Im Prozess wurden auch Kreativitätstechniken angeschaut, die zur Problemlösung in vielen Aspekten des Lebens genutzt werden können.
Lernziele (Auswahl)
Die Sus können…
…Kriterien definieren, nachdenen sie Gegenstände sortieren können.
…anhand von Eigenschaften erkennen, mit welchen Fertigungsverfahren ein Gegenstand hergestellt wurde.
…Kreativitätstechniken bewusst anwenden um Ideen/Material zu generieren.
…den Begriff «Kreativität» in eigenen Worten beschreiben und beurteilen, wie «kreativ» etwas ist.
…ein Produkt inszenieren und anhand eines Textes bewerben.
Beurteilungskriterien
Es war mir wichtig, Prozesskriterien auch zu bewerten und herauszufinden, ob ich dies überhaupt genügend präzise beobachten kann.
Prozesskriterien:
- Untersuchendes Arbeiten (ist ausdauernd, neugierig, gibt angesichts von Schwierigkeiten nicht auf, lässt sich auf Neues ein)
- Erfindungsvermögen (stellt sich einem Problem, versucht neue Lösungen)
Produktkriterien Bildmaterial:
- Inhalt (Entwicklung und Verwirklichung von Ideen, Themenbezug)
- Form (kann gewünschte Effekte mit Hilfe visueller Gestaltungsmittel und Prinzipien hervorrufen)
Produktkriterien Text:
- Inhalt (Entwicklung und Verwirklichung von Ideen, Themenbezug)
- Form (kann gewünschte Effekte mit Hilfe erzählerischer Gestaltungmittel und Prinzipien hervorrufen)
- Bildbezug (Foto/s und Text ergänzen sich, funktionieren gut zusammen und sind selbsterklärend)
Ablauf
Zu Beginn liess ich die Klasse Elektroschrott auseinandernehmen mit der Idee, durch das «hands on» ins Arbeiten zu kommen und auch durch «nicht verkopftes» Arbeiten auf Ideen zu kommen. Es war auch die Idee, dass aus dem Elektromaterial Neues gestaltet werden sollte, dafür war die Zeit aber leider zu knapp eingeplant. Früh im Prozess habe ich kommuniziert, dass wir später dann Chindogus erarbeiten werden und dass sie sich Ideen unbedingt notieren sollten.
Dann gestaltete ich eine recht theoretische Lektion zu Fertigungsverfahren und Materialkunde, wo die Jugendlichen u.a. Videos schauten, wie z.B. PET-Flaschen hergestellt, oder wie Spielzeug im Spritzgussverfahren produziert werden. Im Gruppenpuzzle erklärten sie es sich dann gegenseitig.
Als eine Art Kreativitätstechnik spielten wir ein dreidimensionales Cadavre Exquis. Mit alltäglichen, v.a. Abfallmaterialien und Heissleim wurde jeweils 5 Minuten an einem Objekt gearbeitet, dann wurde es weitergegeben und von einer anderen Person weiterbearbeitet.
Dann kamen wir zum eigentlichen Chindogu. Zuerst wurde das Chindogu physisch gestaltet, dann inszeniert und in Aktion fotografiert. Und schlussendlich haben alle noch einen kurzen «Werbe»-Text zu ihrem Chindogu geschrieben.
Ich habe die Chindogus dann zu einer Broschüre gelayoutet und ausgedruckt, sodass die Schülerinnen und Schüler sich je ein Büchlein binden (Fadenbindung) und den Umschlag mit Collage gestalten konnten.
In der letzten Lektion, in der drei Schülerinnen zeitweise online teilnahmen, wertete ich den Unterricht aus mit einem Evaluations-Fragebogen.
Reflexion
Grundsätzlich ist das Praktikum recht gut abgelaufen. Im Nachhinein würde ich den Aufwand, den ich mit dem Elektroschrott hatte noch viel mehr ausleben im Unterricht. Ich habe damit nur eine Doppellektion gefüllt, dabei könnte man sich locker drei Doppellektionen damit beschäftigen und aus den Teilen Schmuck oder Skulpturen, etc. bauen.
In Zukunft würde ich frühzeitiger die ganze Arbeit der Jugendlichen einmal selbst durchspielen. Das habe ich erst recht spät gemacht und dann gemerkt, dass dies sehr sinnvoll ist.
Ich habe in diesem Praktikum anfänglich jeweils nur das Nötigste erklärt und formuliert, was dazu führte, dass ich oft noch klarere Erwartungen und Anweisungen nachliefern musste. In Zukunft würde ich bereits am Anfang ganz klare Erwartungen und Transparenz zeigen. Auch versuchte ich die Resultate nicht zu stark zu steuern und wollte daher wenige Beispiele zeigen, was ich im Nachhinein nicht mehr sinnvoll finde. Beispiele können wohl sehr viel Klarheit schaffen.