Das Projekt Bildserie zu einem Gegenstand fand an der Kantonsschule Alpenquai in Luzern im Herbst 2021 statt. Die SuS der vierten Klasse des Langzeitgymnasiums erarbeiteten sich Grundlagen der digitalen Fotografie anhand einer Bildserie zu einem von ihnen gewählten Gegenstand.
Inhalt
Das von der Lehrperson vorgegebene Thema war eine Einführung in die technischen Grundlagen der Fotografie. Dazu hat die Schule unterschiedliche Digitalkameras von LUMIX und Canon. Auch war eine kurze Einführung in die digitale Nachbearbeitung gewünscht. Weiterhin sind Grobziele für diese Stufe die Eigene Umwelt reflektiert beobachten und darstellen und Prozessorientiertes Gestalten an einem selbständigen Projekt entwickeln und festigen. Von den 23 SuS hatten die meisten BG als Vertiefung gewählt und die Klasse war insgesamt sehr leistungsstark, wodurch der Unterricht sehr frei geführt werden konnte.
Zu einer Einführung in die Fotografie gehören einerseits die technischen Grundlagen, wie eine Kamera bedient werden kann und ein Verständnis davon, wie unterschiedliche Einstellungen zusammenhängen. Andererseits ist auch die Gestaltung, bzw. Bildaufbau, Komposition und Ausschnitt ein wichtiger Teil davon. Da die SuS noch nie mit Fotografie gearbeitet hatten, war klar, dass zu Beginn eine technische Einführung stattfinden musste. Damit die SuS im nächsten Schritt möglichst selbständig und mit individuellen eigenen Ansprüchen arbeiten konnten, war diese Einführung eher ausführlich. In Bezug auf die Gestaltung wurden hingegen vor allem Beispiele im Plenum besprochen, damit die SuS sich einerseits in der Bildbetrachtung üben und andererseits eigene Interessen entwickeln konnten.
Der Hauptteil des Unterrichtsprojekts war eine selbständige Arbeit der SuS, in welcher sie das erarbeitete technische und gestalterische Wissen anwenden und vertiefen konnten. In Einzelarbeit entwickelten sie eine Bildserie zu einem Gegenstand, wozu sie interessante und passende Situationen in der Umgebung des Schulhauses suchten.
Übergeordnete Lernziele
Medium Fotografie: Die SuS verstehen, wie Verschlusszeit, Blende und ISO zusammenhängen und welche Auswirkungen diese auf die Bildgestaltung haben. Sie haben eine grobe Vorstellung davon, wie eine Kamera aufgebaut ist und kennen Begriffe wie Objektiv, Blende oder Sensor. Bezüglich der Bildgestaltung kennen und verstehen sie grundlegende Begriffe wie Schärfentiefe, Bildrauschen und Bewegungsunschärfe.
Gestaltung: Die SuS planen und fotografieren eine eigene Bildserie zu einem gewählten Gegenstand und wenden dabei unterschiedliche Kameraeinstellungen an.
Photoshop: Die SuS kennen einfache Möglichkeiten, wie Fotografien digital in Photoshop nachbearbeitet werden können, sowie grundlegende Einstellungen für das Ausdrucken von Bildern.
Selbständiges Arbeiten: Die SuS arbeiten selbständig an ihrem Projekt. Unterstützung soll durch Inputs und Arbeitsblätter, sowie durch die Praktikumslehrperson vorhanden sein; grundsätzlich arbeiten die SuS aber möglichst selbständig an ihrer Bildserie.
Lernziele und Beurteilungskriterien
Die Beurteilung setzte sich aus drei Teilnoten zusammen: Übungen zu Bewegungsunschärfe und Schärfentiefe, einer schriftlichen Lernkontrolle und der Bildserie. So sollen unterschiedliche Aspekte von Gestaltung und Verständnis der Technik in die Note einfliessen.
Übungen zu Bewegungsunschärfe und Schärfentiefe (5 von insgesamt 30 Punkten): Das Ziel dieser zwei Übungen war, dass die SuS Verschlusszeit und Blende manuell einstellen und die visuellen Effekte von Schärfentiefe und Bewegungsunschärfe verstehen. Die Beurteilung orientierte sich dabei hauptsächlich an der Technik.
Schriftliche Lernkontrolle (5 von insgesamt 30 Punkten): SuS, welche mit gestalterischen Aufgaben Mühe haben, hatten in der Lernkontrolle die Möglichkeit, über einen theoretischen, schriftlichen Zugang Punkte zu holen. In der Prüfung wurde das Verständnis der Belichtung (Zusammenhang Blende, ISO und Verschlusszeit) und unterschiedlichen Begriffen zur Gestaltung (Bewegungsunschärfe, Bewegungsunschärfe) überprüft.
Bildserie (20 von insgesamt 30 Punkten): Die Bildserie war das eigentliche Projekt, an welchem die SuS in den 8 Doppellektionen arbeiteten und machte entsprechend auch den grössten Teil der Note aus. Die Ziele der Aufgabe waren: die erarbeiteten Grundlagen der Fotografie anzuwenden, die Fotografie als Gestaltungsmittel zu nutzen und damit zu experimentieren, einen Gegenstand bewusst in einer Szene oder Situation zu platzieren und das bewusste Beobachten der Umgebung zu üben.
Von den insgesamt 20 Punkten für die Bildserie konnten 1/4 durch das Einhalten von formalen Vorgaben und Technik (z.B. Bildschärfe, korrekte Belichtung) geholt werden, während die Gestaltung 3/4 ausmachte.
Ablauf
In den ersten zwei Doppellektionen lag der Schwerpunkt auf die Einführung in die technischen Grundlagen der Fotografie. Die SuS erarbeiteten mit Hilfe eines Dossiers Kenntnisse zu Blende, Verschlusszeit, ISO, sowie Informationen zu Kameraeinstellung wie Dateiformat oder Autofokus. Dazu gab es jeweils längere Inputs, während die SuS in der zweiten Lektion kurze, praktische Übungen dazu machten.
Die dritte Doppellektion war zusammen mit der Lernkontrolle der Übergang zur Bildserie. Die SuS hatten die Aufgabe, einen von ihnen gewählten Gegenstand in der Umgebung des Schulhauses in unterschiedlichen Situationen zu platzieren und eine Bildserie zu erarbeiten, welche entweder über Narration oder eine gestalterisches Konzept funktionierte. Dazu arbeiteten die SuS sehr selbständig und reichten am Ende jeder Doppellektion einen Zwischenstand ihres Projekts ein. Als Unterstützung folgten verteilt über mehrere Wochen kurze Inputs zu Bildbetrachtung, Bildaufbau und Bildserie, welche hauptsächlich am Beispiel von Fotografien der SuS im Plenum besprochen wurden. Weiterhin machte ich Einzelgespräche mit SuS wenn diese es wünschten oder ich es als notwendig erachtete.
In den letzten zwei Doppellektionen folgten eine kurze Einführung von Bridge, Camera RAW und Photoshop. Diese war nicht Teil der Beurteilung. Zum Schluss suchten sich die SuS einen Platz im Schulhaus um ihre Fotografien aufzuhängen und zu präsentieren: in zwei Gruppen betrachteten sie jeweils die Serien und gaben sich gegenseitig Rückmeldungen.
Reflexion
Die entstandenen Bildserien sind von guter Qualität und die Mehrheit der SuS hat sowohl die technischen Grundlagen gut verstanden, wie auch begonnen, mit gestalterischen Möglichkeiten zu experimentieren. Gleichzeitig war die Rückmeldung von fast allen SuS, dass sie sich mehr Zeit gewünscht hätten. Für die Bildserie hätten gut auch sechs statt vier Doppellektionen eingeplant werden können.
Für das Projekt und die digitale Bildbearbeitung haben die SuS in RAW fotografiert, wobei JPEG auch ausreichend gewesen wäre. In einem nächsten Projekt würde ich die digitale Bildbearbeitung als zweiter Teil des Projekts planen; während die SuS zwar einiges ausprobieren konnten, war eine Doppellektion dafür zu kurz. Es wäre schön gewesen, wenn sie dazu mehr Zeit gehabt hätten und die Nachbearbeitung der Bilder Teil des Endprodukts gewesen wäre.
Die Ausstellung und das gegenseitige Feedback der SuS waren sehr konstruktiv und sorgten für einen positiven Abschluss. Es wäre aber doch auch schön gewesen, wenn sie ein Endprodukt gehabt hätten, welches sie für sich behalten könnten; wie z.B. ein Fanzine oder Leporello. Dies hätte zusammen mit einer ausführlicheren Bilderbearbeitung ein zweiter Teil oder auch ein eigenes Projekt sein können.
Inspiration und Quellen:
Ein Ding und die Welt von Piero Good: https://project-box-art-teaching.ch/ein-ding-und-die-welt/
Praxis Kunst Fotografie, Hrsg. Michael Klant und Josef Walch, 1998, Hannover.
Grundkurs Kunst, Malerei Grafik Fotografie, Hrsg. Michael Klant, Raphael Spielmann und Josef Walch, 2016, Braunschweig.
bildÖffner, Bildnerisches Gestalten Grundlagen, Red. Ruth Wenger-Allenspach und Martin Toggweiler, 2006, Biel.