RELEVANZ Das Thema des Selbstporträts ist für Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe 1 und 2 in vielerlei Hinsicht äußerst lebensnah. Die Relevanz dieses Themas ergibt sich zunächst schlicht aus dem Alter dieser Jugendlichen. Während ihrer Jugend werden sie mit tiefgreifenden Veränderungen, sowohl körperlicher als auch emotionaler Natur, konfrontiert. Bereits das Durchleben und Akzeptieren dieser körperlichen Veränderungen stellt eine bedeutende Herausforderung für die Jugendlichen dar. Nicht nur der Körper entwickelt sich in dieser Phase, sondern auch die Persönlichkeit. Fragen wie „Wer bin ich? Was zeichnet mich aus? Wie möchte ich sein? Was mag ich (nicht) an mir? Wie nehme ich mich selbst wahr? Wie nehmen andere mich wahr? Wie fühle ich mich?“ werden zunehmend relevant für Jugendliche. Die Auseinandersetzung mit dem Selbst gewinnt daher sowohl hinsichtlich äußerlicher als auch innerer Entwicklungen an Bedeutung. Diese Veränderungen, die im Jugendalter verarbeitet und akzeptiert werden müssen, begründen das Interesse an Selbst- und Fremd-wahrnehmung, Themen, die viele Jugendliche beschäftigen. In der heutigen Zeit sind Jugendliche besonders starkem Druck ausgesetzt, insbesondere in Bezug auf ihr äußeres Erscheinungsbild. Die Medien und verschiedene Social Media Plattformen vermitteln oft ein un-erreichbares und irreführendes Schönheitsideal, dem aufgrund der ständigen Konfrontation kaum entgangen werden kann. Viele junge Menschen fühlen sich verpflichtet, diesem Ideal zu entsprechen, und versuchen durch gezielte Selbstinszenierung auf sozialen Netzwerken, die Fremdwahrnehmung zu steuern und ein vermeintlich perfektes Bild von sich zu präsentieren. Die Unterrichtseinheit „Bilder auf der Suche nach dem ich“ – Selbstporträt – verfolgt einen anderen Ansatz als die Inszenierung für ein Publikum, wie es im alltäglichen Umgang mit sozialen Netzwerken vieler Jugendlicher üblich ist. Hier versuchen die Schülerinnen und Schüler, sich weitgehend von Druck und Fremdwahrnehmung zu befreien, um sich stattdessen auf ihre Selbstwahrnehmung zu konzentrieren. Fragen wie „Wer bin ich? Wie fühle ich mich? Was zeichnet mich aus? Was mag ich (nicht) an mir?“ stehen im Mittelpunkt, vielleicht auch unbewusst, während die Schülerinnen und Schüler still und für sich an ihren Selbstporträts arbeiten. Das Ziel ist nicht, makellos zu sein, sondern sich selbst.
INHALT Die Aufgabe habe ich an einer 8. Klasse Spez. Sek mit 24 Schüler:innen bearbeitet. Im Rahmen dieser Unterrichtseinheit setzen sich die Schüler:innen künstlerisch mit dem Thema Selbstporträt auseinander. Sie erfahren, dass ein gelungenes Porträt weit mehr ist als nur die realistische Wiedergabe der äußeren Erscheinung einer Person. Vielmehr verfolgt es stets das Ziel, auch Einblick in das Innere, das Wesen, das Selbst der abgebildeten Person zu gewähren. Das Gesicht fungiert dabei als Spiegel dessen, was in unserem Inneren vorgeht. Es wird zu einem Monitor unserer Empfindungen, einem bewussten Ausdrucksmittel (sei es ein ernster Blick oder ein höfliches Lächeln) sowie einer Ausdrucksfläche für ungefilterte Emotionen: sei es entsetztes Staunen, verblüffte Neugier, glückliches Strahlen oder das ertappte Erröten.
SEQUENZ 1 In ersten Übungen lernen die Schülerinnen und Schüler unterschiedliche zeichnerische Techniken kennen, porträtieren sich gegenseitig in rascher Abfolge, nähern sich so spielerisch dem Porträtzeichnen an und erhalten dabei mehrere Zeichnungen von sich selber.
SEQUENZ 2 In einer weiteren Sequenz setzen sie sich mit Gesichtsschemata auseinander: ab wann werden Punkte als Gesicht wahrgenommen (Text Michael Renner, aus Gesicht und Identität). Anhand einer Übung im Stil der Porträts von J. Opie beobachten die SuS, wie weit ein Gesicht abstrahiert werden kann, wenn es als Person erkennbar bleiben soll.
Weiter erkunden sie Gesichtsproportionen anhand von Frottagen, die sie von ausgeschnittenen und angeordneten Gesichtsteilen erstellen.
SEQUENZ 3 Gruppenpuzzle: Entwicklung des Porträts in der Kunstgeschichte
SEQUENZ 4-8 Für die Hauptarbeit bringen die SuS fotografische Porträts von sich selber mit, die sie in typischen Stimmungen zeigen. Diese werden in unterschiedlichen Techniken zeichnerisch überarbeitet und zu einer Collage zusammengestellt.
BEWERTUNGSKRITERIEN
REFLEXION Die Unterrichtseinheit zum Porträt ist grossenteils gelungen. Die Schüler:innen haben sich auf vielfältige Weise mit ihrem Porträt auseinandergesetzt. Da ich die Klasse bereits kannte, hatte ich keine disziplinarischen Probleme und auch das Einschätzen ihres Arbeitstempos fiel mir dadurch leicht. Rückblickend stelle ich fest, dass die erste Sequenz, mit den unterschiedlichen, raschen Zeichentechniken, den Schüler:innen und mir viel Spass gemacht hat und dabei tolle Resultate entstanden sind. Ein nächstes Mal würde ich diese Techniken in die Hauptaufgabe einbinden, was die Collagen bereichert hätte. Dem Feedback der Schüler:innen ist zu entnehmen, dass sie die Thematik an sich und auch die Vielfalt interessant und bereichernd fanden. Das Gruppenpuzzle zum Thema Porträt in der Kunstgeschichte wurde jedoch in den Rückmeldungen mehrmals als langweilig bezeichnet. Das Vermitteln von kunsthistorischen Inhalten bleibt eine Herausforderung.