Das Projekt «Automata» ist eine Zusammenarbeit mit Riki, Fachperson in Schreinerei und Bühnentechnik. Durch das Gestalten eines kinetischen Spielzeuges soll die gemeinsame Erfahrung die Grundlagen für eine theoretische Unterrichtsplanung schaffen.
- Prozess
Wie gestalte ich mein freies Praktikum?
Mein freies Praktikum fand im Luzerner Theater statt, wo ich in der Requisitenabteilung angestellt bin. Das Projekt wurde in Zusammenarbeit mit Riki, Fachperson in Bühnentechnik und Schreinerei, gestaltet und ist Grundlage für den didaktischen Transfer, welcher aus einer theoretischer Unterrichtsplanung besteht.
Ablauf
Mit der Theaterleitung und der Abteilungsleiterin der Requisitenabteilung wurde vereinbart, dass ich in nicht belegten Zeiten das Atelier und die Werkstatt besetzten darf.
Als ich meinen Wunsch für dieses Praktikum an einer Theater Sitzung geäußert hatte, teilte mir Riki ihr Interesse für das Projekt und ihre Begeisterung für Mechanical Theater mit. So begann unsere Kooperation. Während unserem Ersten Treffen haben wir im Netz recherchiert. Wir waren fasziniert von kinetischen Objekte wie Automaten oder Sandgetrieben Spielzeuge.
Automaten:
https://vimeo.com/user38563419
Sandbetriebenes Spielzeug:
https://www.youtube.com/watch?v=zG9HAF9SxnA
Schlussendlich haben wir uns für den Bau eines Automata entschieden, da die Angaben und Hilfsmaterialien zu den Sandgetriebene Spielzeuge praktisch nicht über Literatur oder online Quellen zugänglich sind. Zusätzlich sind Brockenhäuser und Antiquitäten Läden wegen der pandemische Situation geschlossen und wir sind ein wenig «auf uns selber» gestellt. Unsere weitere Treffen haben wir jeweils von Mal zu Mal geplant und im Atelier oder in der Werkstatt verbracht.
Unseren Prototyp ist so entstanden:
Wir haben verschiedene Kinetische Bewegungen ausprobiert. Unsere Herausforderung war: eine Horizontale und eine Vertikale Bewegung kombinieren, damit man sie mit einer einzige Kurbel antrieben kann. Teilweise könnten wir Material upcyclen, teilweise mussten wir es einkaufen.
Danach haben wir den Prototyp in ein Original umgesetzt, so dass die Mechanik sichtbar ist, aber den Kasten nicht zu prominent wirkt und die Dramaturgie unterstützen: einen Raben fliegt, vielleicht aus einem Käfig, vielleicht fliegt er rein, man weiss es nicht, die Geschichte bleibt offen, weil er bekommt das Türchen auf die Schnauze!
Man könnte noch weiterhin experimentieren mit der Formen, Farben und Materialien. Was die Bewegungen anbelangt, ist das ganze sehr modular, da das meiste geschraubt ist und fast nichts geleimt.
Gelerntes
Technisches?
- 2 Muttern gegeneinander ziehen, damit sie halten, sonst Stoppmuttern benutzen.
- Immer Schrauben wo man kann, nicht Leimen.
- Es gibt Bohrerstopper, die sind praktisch!
- Die Zacken einer Laubsäge sollen immer nach unten Schauen, man kann mit dem Finger von oben nach unten streicheln.
- Welches Material ist beweglich aber gleichzeitig auch stabil? Blei (ist giftig), Alu mit ässeren Kartonschichten, Gewebe Schleifpapier.
- Horizontale und Vertikale Bewegungen zu kombinieren ist nicht einfach…
Logistisches?
- Spontaneität und Flexibilität können eine gute Arbeitsathmosphäre scheffen wenn die Kommunikation zwischen den Akteuren stimmt.
- Wenn man keinen eigenen Raum, keine eigene Werkstatt zur Verfügung hat, ist es nicht immer einfach die Besetzung zu organisieren.
- Technisches Material ist teilweise sehr Teuer.
- Es ist hilfreich gute Kontakte zu haben, um zu Materialresten zu kommen.
Soziales?
- Wie findet man heraus, wie man sich in einer engere Zusammenarbeit organisieren möchte? Durch das zu Beginn offene und ehrliche kommunizieren.
- Es war konstruktiv, dass wir manchmal selbstständige Entscheidungen getroffen haben und die in das gemeinsame Projekt eingebracht haben.
Pädagogisches?
- Ein klassischen Automata ist sehr komplex und braucht wirklich sehr viel Zeit um von Null aus entworfen zu werden.
- Man kann das Projekt gut mit Physik und Narration verbinden.
Didaktischer Transfer
Sach- und Begründungsanalyse
Kinematik und Kinetik sind wichtige Grundlagen für Alltagsobjekte wie z.B. das Fahrrad oder das Uhrwerk. Erfindungen wie das Rad haben uns bis zu der heutige Digitalisierung gebracht. Durch das Spielerische entdecken und erfinden von kinetische Objekte können Themen von der Kunstgeschichte bis zur Physik und Narration verbunden werden. Folgende Lernziele werden verfolgt:
- Die Lernende können Bewegungen starrer Kör-per im Raum unter Verwendung geeigneter Basen darstellen und die kinema-tischen Grundgrössen Ort, Geschwindigkeit und Beschleunigung berechnen.
- Sie lernen eine spannende Dramaturgie in einer Bewegung darzustellen.
- Sie lernen emblematische künstlerische Positionen wie Leonardo DaVinci oder Jean Tinguely kennen, sowie auch zeitgenössische Kunstschaffende wie Crictor.
- Sie üben handwerkliche und technische Kompetenzen, welche die Feinmotorik involvieren
- Sie kennen unterschiedliche Materialien und deren Eigenschaften kennen, vor allem Holz und Metalle, vobei man das Projekt auch mit Abfall Matierial realisieren könnte
Um das Projekt interessant für Jugendliche zu gestalten, könnte man es in das Thema „Die eigene Insel“ einbetten, also das Objekt stellt der eigene Wunsch Ort dar, eine Insel, was passiert dort? Wer oder was ist da? Ein Vogel der fliegt? Ein Auto welches fährt? Oder vielleicht eine Gelateria? Das Thema könnte eine Ausgangslage und einen Leitfaden bieten. Inspiriert von dem Film „Die unglaubliche Geschichte der Roseninsel“ könnte man das Thema in zusammenhängende Projekte weiterführen und, wie der Ingenieur Giorgio Rosa als Vorbild, auch eigene Briefmarken, eine eigene Sprache (Typografie), und eigene Staatsregeln zu der Wunsch Insel erfinden.
Grobplanung
Rahmenbedingungen
Das erstellen eines kinetischen Objekts ist für eine Schwerpunktfach Klasse oder eine Altersgruppe ab 15 Jahre geeignet, da die Präzision und das filigrane Arbeit viel Konzentration und etwas Erfahrung braucht. Erfahrungsmässig ist es Sinnvoll eine einzige Bewegung zu berücksichtigen, entweder Horizontal oder Vertikal. Materialien können z.B. durch Upcycling von Abfall besorgt werden. Allgemein MAterialien spielen eine Grosse Rolle in diem Projekt und es ist sicherlich interessant eine grosse Breite an verschiedene Arten von z.B. Holz und Metalle anzubieten. Eine einfache Möglichkeit wäre z.B. Karton anstatt Holz zu benutzen und Bleistifte anstatt Metallstangen. Man muss aber damit rechnen, dass das Objekt somit weniger widerstandsfähig sein wird und Leim zur Befestigung benutzt werden muss, was keine Möglichkeit zur Veränderung und justieren zulässt.
Lektionen (je 4 Stunden)
1. Lektion
Erstellen eines einfaches Bewegungsobjekt mit einer Holzklammer (siehe Anhang „seagull_anleitung“.
2. Lektion
Theorie Input: das Prinzip der Kinetik nach Leonardo DaVincis Modelle. Danach eigene Recherche zum Thema und Suche nach Inspirationsbilder.
3. Lektion
Erstellen einer Skizze mit einer einfache Bewegung: welche Figuren bewegen sich? Welche Dramaturgie hat die Bewegung? Welche Aussage hat sie?
Aufgabe: Karton Kiste auf das nächste Mal mitbringen (wichtig: stabile Wände!).
4. Lektion
Umsetzung der Skizze: Bauteile konstruieren und experimentieren mit Hilfe von Anleitungen und Prototypen zur Veranschaulichung.
5. Lektion
Museum Besuch: z.B. Tinguely Museum in Basel oder Material Archiv in Winterthur.
6. Lektion
Stand der Dinge: was klappt, was klappt nicht, wo liegen die Schwierigkeiten? Wie kann man die Erkenntisse vom Museumsbesuch einbauen?
7. Lektion
Bauen, testen, finalisieren.
8. Lektion
Das Objekt fertig bauen und evtl. anmalen.
Bemerkung: je nach Klasse müsste das Timing und der Arbeitsrhythmus angepasst werden!
Reflektion
Erkenntnisse
Dank diese Erfahrung konnte ich mich, wie schon angedeutet, in viele Bereiche erproben und weiterbilden. Die grösste Herausforderung fand ich allgemein ein Projekt von Grund auf zu erarbeiten, also der Offenheit einen Ramen zu geben. Es war meinen Wunsch, dieses Praktikum als ein tatsächliches freies Praktikum zu gestalten und unabhängig von gegebene Strukturen zu agieren. Die Zusammenarbeit mit Riki hat mir sehr gefallen, es war eine ausgewogene Atmosphäre und der gegenseitiger Austausch fand auf Augenhöhe statt. Im Kontext von der Schule empfinde ich die Schwierigkeit darin, in einer Rolle zu schlüpfen: wenn ich als Lehrperson auftrete, fühle ich mich in gewisser Weise etwas verstellt. Ich kann also nicht so sein, wie ich normalerweise als Irina auftrete, weil ich der Titel von Dozentin verkörpern soll, mit all den verschiedene Facetten von Qualitäten, wie Kompetenz, Fachwissen, Humor, Ernsthaftigkeit, Strenge, Sympathie, Empathie, usw. Das wird von der Klasse so erwartet, um ein angenehmes Arbeitsklima zu schaffen. Das Arbeitsklima in der Zusammenarbeit mit Riki war um so angenehmer und produktiver, desto mehr ich als Irina auftrat und nicht in einer Rolle schlüpfte. In diesem Fall lag die Schwierigkeit darin, nicht in die Schülerin oder Lehrerin Rolle als Grundhaltung zu fallen. Es gab mehrere Momente, wo mir Riki als Vorbild gedient hat und viele handwerkliche Kompetenzen gelehrt hat. Es war jedoch nicht ein Dauerzustand und vor allem nicht einen umfassender, da zum Beispiel im Bereich von Material Beschaffung und das organisieren des Atelier in meiner Verantwortung lag. Zu diesen zwei Punkten konnte ich auch lernen was es heisst, wenn man nicht Material von der Schule zur Verfügung hat. Ich durfte zum Glück, nach Absprache mit der Requisitenabteilungsleiterin in den Räumlichkeiten der Requisite arbeiten und gegen einen Pauschal Betrag die Werkzeuge sowie Verbrauchsmaterialien wie Schleifpapier brauchen. Unglücklicherweise hat die Momentane Situation mit den geschlossene Brockenhäuser das verwenden von Second Hand Objekte etwas eingeschränkt. Die Kommunikation zwischen den Akteuren, wie die Requisiteur*Innen war einen wichtigen Punkt: die Abmachung mit der Abteilungsleiterin war, dass ich immer bezüglich der Besetzung des Ateliers sie sowie auch das Team informieren sollte. Das ist nicht immer passiert, manchmal bin ich spontan im Atelier aufgetaucht, was nicht optimal war aber nie zu ausschlaggebende Folgen geführt hat.
Danke
Dankeschön liebe Riki, für deine Zeit, deine Geduld und deine tolle Begleitung! Die gemeinsame Erfahrung war für mich sehr bereichernd und ich mag es schätzen. Deine Begeisterung hat mich angesteckt und inspiriert.
Dankeschön liebe Simone, für die Unterstützung, die Offenheit und das unkomplizierte Entgegenkommen bezüglich die Besetzung des Ateliers. Danke an das ganze Team für das gute Zusammenleben! Danke an die Theaterleitung, die das Projekt ohne zu zögern unterstützt hat.
InspirationCabaret Mechanical Theater
https://www.cs.cmu.edu/afs/cs/academic/class/15394t-s17/resources/cabaret_mechanical_movement.pdf
https://vimeo.com/user38563419
„Die unglaubliche Geschichte der Roseninsel“
https://de.wikipedia.org/wiki/Roseninsel_(Mikronation)
Drunken Sailor
Modulbeschrieb FHNW
https://www.fhnw.ch/de/studium/module/9103872
Offenes Atelier_Entwurf 1
Sandbetriebene Spielzeuge
Notizen aus meinem Heft: