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Abstract
Dieses Projekt des assoziativen Bühnenmodells fordert die SuS auf, sich auf eine narrative und ästhetische Konzeptgestaltung einzulassen und eigenwillige künstlerische Lösunsgansätze und -wege zu suchen.
Sach- und Begründungsanalyse
Bühnenbilder bezeichnen die visuelle Gestaltung eines Raumes, in der eine Szene stattfindet. Sie vermitteln eine Atmosphäre und unterstreichen die Szene und ihren Handlungsort. Der Beruf des Bühnenbildners gehört zu den vielseitigsten Tätigkeiten innerhalb der bildenden Künste. Zudem arbeiten BühnenbilderInnen sehr eng mit RegisseurInnen zusammen und müssen in der Lage sein, anhand einer konzeptionellen Regieanweisung einen geeigneten atmosphärischen Schauplatz für das Schauspiel, zu entwerfen. Wichtige Voraussetzungen für diesen Beruf sind eine reiche Fantasie, Kreativität, ein gutes Gespür für die Erzeugung von Atmosphären und ein ausgeprägtes räumliches Vorstellungsvermögen.
«Die ganze Welt ist eine Bühne und alle Frauen und Männer blosse Spieler, sie treten auf und gehen wieder ab.» William Shakespeare
In unserem Alltag sind wir nicht nur blosse SchauspielerInnen, sondern können auch gleichzeitig in andere Rollen schlüpfen, wie die der Bühnenbildnerin und Regieusserin. Wir haben teilweise die Möglichkeit unser Umfeld mitzugestalten und können uns für die Szene, den Handlungsort und die gewünschte Atmosphäre entscheiden, in der wir uns fortbewegen wollen. Ausserdem ist das wechselseitige Schlüpfen in unterschiedliche Rollen für Kunstschaffende eine sehr beliebte künstlerische Methode.
Ablauf
Ich habe im Gymer Neufeld eine reine Mädchenklasse (Sekunda) aus 18 Schülerinnen unterrichtet. Das Projekt dauerte acht Doppellektionen. Zu Beginn des Projekts habe ich eine Einführung in das Thema Bühnenbild und Bühnenbildmodell gegeben. Unterschiedliche Bühnenformen und den Beruf der Bühnenbildnerin werden geschildert. Für die Entwicklung von Raumgestaltung ist das Moodboard, als Arbeits- oder Präsentationsmittel, sehr geeignet. Traditionell ist es ein möglichst großer Kartonbogen, auf dem Ideen, also Text Bildmaterial, Farbmuster, Skizzen und gewünschte Atmosphären collagemässig aufgebracht werden.Der Fokus liegt eindeutig auf dem Begriff «Mood». Es geht vorrangig darum, ein Stimmungsbild des Raumes zu visualisieren. Solche 2D Entwürfe werden dann meist in Modelle umgesetzt. Hier geht es besonders um eine Nachbildung von atmosphärischer und ästhetischer Raumwirkung. Sie ahmen in verkleinerter Form das Aussehen von Innen- und Aussenräumen in denen sich die Szene abspielen wird.
Für die Umsetzung eines Bühnenbildmodells werden wichtige Begriffe wie Assoziation und Abstraktion eingeführt und anhand von Einstiegsübungen erlernt.
Die erste Übung besteht darin, dass die Schülerinnen ihr Empfinden oder ihre Sinneseindrücke ausprägen, indem sie sich folgende Fragen stellen: Wie klingen, riechen oder schmecken die Farben z. B Gelb und Blau? Welche Formen besitzen sie? Die Assoziationen werden aufgeschrieben.
In der zweiten Einstiegsübung zeigt die LP drei abstrahierte Bilder von einem Künstler. Die Schülerinnen versuchen anhand der abstrahierten Form- und Farbgebung zu assoziieren, was sie darin sehen und wie es auf sie wirkt und schreiben es in kurzen Sätzen auf.
In der dritten Einstiegsübung versuchen alle Schülerinnen anhand einer vorgegebenen Regieanweisung ein passendes Bühnenmodell zu gestalten.
Die Schülerinnen bauen ein assoziatives Bühnenbildmodell aus Papier, in der eine fiktive Szene stattfinden könnte. Das Bühnenmodell sollte die Assoziation dieser bestimmten Szenerie erwecken:
Szene: Königliche Hochzeit
Handlungsort: Schloss mit Garten
Stimmung/Atmosphäre: Zauberhaft, feierlich, festlich
Papierfarben: individuelle Auswahl
Wie könnte ein passendes Bühnenmodell für diese Szene aussehen?
In der vierten Übung des Projekts versuchen die Schülerinnen anhand eines abstrahierten Bühnenbildmodells herauszufinden, welche Szenerie, welchen Handlungsort und Stimmung/Atmosphäre sie damit assoziieren.
Aufgabenstellung
Konzept
Die Schülerinnen denken sich in 2er Gruppen eine kleine Geschichte aus, also einen szenischen Ablauf, einen Handlungsort und eine gewünschte Atmosphäre/Stimmung und entwerfen einen Moodboard. Zur Visualisierung nutzen Sie Text, Bildmaterial, Entwurfsskizzen und Farbmuster. Das Konzept dient als Regieanweisung für die künstlerische Umsetzung des Modells. Das Konzept wird der Lehrperson kurz vorgestellt.
Modell
Die Schülerinnen konstruieren und gestalten gemeinsam ein Bühnenbildmodell aus Papier, dass mit dem Konzept assoziativ zusammenhängt. Die abstrahiert Formensprache und der Detailreichtum, die Farbwahl und die Konstruktionssart sind für die kohärente Umsetzung des Konzepts entscheidend.
Bühnenbild
Zum Schluss des Projekts machen die Schülerinnen mit ihren Handys drei Fotos des Bühnenbildmodells. Dabei wird durch die Fototechnik das Modell in ein fiktives Bühnenbild übersetzt. Die Fotos sollten mithilfe der Lichtführung ein echtes Raumgefühl erwecken und die erwünschte Atmosphäre/Stimmung bestmöglich zum Ausdruck bringen.
Lernziele
Die Schülerinnen entwickeln eine Sensibilität und ein Bewusstsein gegenüber konzeptueller Raumgestaltung. Sie bilden kreative Fähigkeiten der Assoziation und der Abstraktion aus und berücksichtigen konstruktive, atmosphärische und ästhetische Gesichtspunkte. Ausserdem lernen sie unterschiedliche Sinneseindrücke zu verknüpfen und ein räumliches Vorstellungsvermögen zu entfalten.
Beurteilungskriterien
Umsetzung
- Das Modell ist mit dem Konzept kohärent und assoziativ umgesetzt
- Sinnvoller Kontrast zwischen Abstraktion und Detailreichtum
- Die Gestaltung ist originell und spannungsvoll
- Die Gestaltungsabsicht ist klar und raumübergreifend
Übersetzung
- Die Fotos erwecken ein Gefühl eines fiktiven Bühnenbildes
- Die gewünschte Atmosphäre kommt zum Ausdruck
- Qualität des Bildausschnitts / der Komposition
Prozess
- Es wird mit Konstruktionsarten, Komposition, Farbkombination und Formenvielfalt experimentiert
- Die Arbeit wirkt abgeschlossen
Reflexion
Zum Schluss des Projekts habe ich mit den Schülerinnen eine Qualitätssicherung durchgeführt, indem Aussagen zum Unterricht und zur LP stehen. Die Schülerinnen nehmen dazu Stellung und nutzen die Chance, positive und negative Kritik sowie Vorschläge/Bemerkungen/Wünsche anzubringen:
Laut der gesamten Qualitätssicherung war der Unterricht tendenziell gut vorbereitet, abwechslungsreich und logisch aufgebaut. Auch die (Einstiegs)übungen, welche auf das eigentliche Projekt vorbereiten, wurden sinnvoll eingesetzt. Es herrschte ein angenehmes Arbeitsklima, die Schülerinnen fühlten sich von der LP genügend unterstützt, die LP zeigte Freude an seinem Fach und ist fachlich kompetent. Diese Art von künstlerischer Herangehensweise (Konzeptgestaltung, Abstraktion, Assoziation) war für die Schülerinnen neu und teilweise zu anspruchsvoll. Eine Vorstellung im Kopf umzusetzen fiel Ihnen schwer. Weiter war für die meisten Schülerinnen der Auftrag nicht immer so klar bzw. ich als LP war mir nicht immer im Klaren, was ich von Ihnen erwarten kann/soll. Das führte auch dazu, dass ich den Arbeitsauftrag später modifiziert habe. Ich habe den Spielraum eröffnet, indem ich Ihnen die Möglichkeit gab, auch figurative Elemente einzusetzen, statt nur abstrakte. Die Anforderungen wurden am Anfang etwas ungenau ausgedrückt, was zu Verwirrungen und Komplikationen führte. Das hat sich aber zu einem späteren Zeitpunkt des Projekts geklärt. Trotzdem wurde die Herausforderung der freien, selbständigen und kreativen Gestaltung/Umsetzung geschätzt. Erkenntnisse und Fähigkeiten wie Form und Farbe im Raum wirken, abstrakt an eine Sache heranzugehen und einen Prozess selbständig zu führen wurden wahrgenommen/erlernt. Für mich war es auch sehr lehrreich und interessant herauszuspüren oder -lesen, was ich erwarten kann oder eben nicht, was gut und weniger gut ankommt. Ich habe auch gelernt, dass ich ganz klare und präzise Regeln/Aufträge setzen/stellen muss bzw. dass ich mir ganz sicher sein muss, was ich erwarte und dies mit einer stufengerechten Sprache formuliere, damit es den SuS leichter fällt, nachzukommen. Ich ziehe den Schluss, dass im Grossen und Ganzen das Projekt gelungen ist.