In meinem freien Praktikum gestaltete ich das IDA-Modul “Arbeitsrausch” mit, ein interdisziplinäres Modul der Hochschule Luzern Design und Kunst. Drei Dozentinnen und ich leiteten das Modul mit neun Bachelorstudierenden. Workshops, Vorlesungen und Gesprächsrunden zu Themen wie dem bedingungslosen Grundeinkommen, Gentrifizierung, künstliche Intelligenzen oder Selbstoptimierung bildeten den Rahmen. Parallel dazu entwickelten die Studierenden in Gruppen oder allein eine gestalterische Arbeit.
Der Modulinhalt
Das Modul “Arbeitsrausch” vertiefte das Jahresthema der IDA 2021 “Dancing (With) Robots”. Während den acht Wochen drehte sich alles um aktuelle und zukünftige Arbeitswelten. Wie arbeiten wir zusammen? Welche Bedeutung wird der Nachhaltigkeit zugeschrieben? Wie zeigt sich der Einfluss technischer Entwicklungen dabei? Wann spricht man von “Arbeit”? Welche utopischen oder dystopischen Zukunftsideen stehen im Raum? Wie wirken sich diese auf die Gesellschaft sowie auf jede*n individuell aus? Wie können Designerinnen und Künstler die Welt von morgen mitgestalten? Aufgrund der Covid-19-Pandemie fand ein grosser Teil des Unterrichts online statt, was Fragen über die Form der Zusammenarbeit verstärkte.
Mein Beitrag
Wir Leitenden teilten untereinander die Themen, die Arbeitstechniken und die Funktionen auf. Meine Aufgaben als Praktikantin gestalteten sich sehr vielfältig: An zwei Tagen gab ich Workshops mit den Titeln “Wie starte ich ein gestalterisches Projekt?” und “Das perfekte Feedback”, ich leitete eine Nachbesprechung eines Gastvortrags und moderierte die Zwischenpräsentationen. Daneben war ich für den technischen Support verantwortlich und unterstützte die Studierenden bei Fragen oder in Arbeitsgesprächen. Die Dozentinnen bezogen mich vom Planungsbeginn bis zur Notengebung mit ein.
Workshop 1: Wie starte ich ein gestalterisches Projekt?
- Teil: Kennen lernen
- Ich stelle mich vor, Portfolio, eigene Interessen an Modulthema
- Ziele und Ablauf von heute
- Pomodoro Technik vorstellen, kurze Pausen alle 25 min
- Erzählt von einer bleibenden Erfahrung mit “Arbeit”
- Wie arbeitet ihr? (Punkt auf Spektrum im Miro positionieren)
- Wann arbeitet ihr wie? (Einteilung auf Zeitstrahl)
- Wie arbeitet ihr in den Studiengängen?
- Wer hat welche Skills?
2. Teil: Projektstart
- Kreativitätstechniken: Brainstorming, Alphabettechnik, Kurzrecherche Begriffe/Bild/Zeichnung
- Methodenergebnisse in Break-Out Rooms verknüpfen (Miro Co-Creation Space)
- Wie halte ich den Prozess fest? So machen wir’s im IDA-Modul
- Wie finde ich Inspiration? (Notieren auf Post-it im Miro)
- Mythos Inspiration, Literaturbeispiele
- Meine Strategie zur Inspirationsfindung
- Strategien fürs Machen, Künstler*innenbeispiele
- Individuell starten und nach 90 min zurückkommen, zeigen
- Schlusswort und Feedback an mich
Bevor man überhaupt starten kann, muss man wissen, mit wem man es zu tun hat. Das ist meine Meinung, besonders wichtig scheint es mir, wenn wir hauptsächlich via Zoom miteinander arbeiten. Daher war es mir ein grosses Anliegen, dass die Studierenden mehr voneinander erfuhren und ihre bisherige Arbeitsweise reflektierten. Dazu gestaltete ich eine interaktive Vorlage auf Miro Board. Gemeinsam gingen wir Aussagen wie “Ich mach immer alles auf den letzten Drücker” oder “Ich arbeite am liebsten in Gruppen” an, worauf jede*r sich auf einem Raster von “Trifft total zu” bis “Trifft überhaupt nicht zu” mit einem Farbpunkt platzierte. Für mich als Leiterin war es eine wichtige Erkenntnis zu sehen, dass in den meisten Studiengängen bereits stark in Gruppen und teilweise interdisziplinär gearbeitet wird. Die meisten Studierenden sind auch darauf geübt, konkrete Vorgaben und einen Abgabetermin zu haben. Ich setzte daher ein Schwergewicht auf eine fundierte Einführung in das recht offene Modul-Projekt.
Weiter erzählten sich die Studierenden gegenseitig, wie sie in den unterschiedlichen Studiengängen arbeiten. Die individuellen “Skills” wurden mit der Idee notiert, dass die Studierenden sich gegenseitig um Unterstützung in den Bereichen bitten können. Es folgte ein kurzer Input von meiner Seite zu kreativitätsfördernden Techniken. Worauf wir das Brainstorming, die Alphabettechnik, die Begriffs-/ Bild-/ Zeichnungsrecherche zum Thema “Arbeitsrausch” austesteten. Vom Ergebnis der Alphabettechnik war ich besonders positiv überrascht. Dabei sollen zu jedem Buchstaben des Alphabets ein Begriff gesucht werden. Die letzten leeren Plätze lösten einen Wettbewerbs- und Teamgeist unter den Studierenden aus und sie kamen mit unerwarteten Lösungsmöglichkeiten an.
Der letzte Teil des Workshops drehte sich um die Quelle kreativer Inspiration oder auch um deren Mythos. Ich teilte meine Strategien zur Ideenfindung anhand meiner künstlerischen Praxis, stellte Bücher und Kunstarbeiten vor und fragte die Studierenden nach ihren Strategien. Ich endete mit Denkanstössen zum Projektstart und holte mündlich ein Feedback zum Workshop ein.
Moderation Nachbesprechung: Gastvortrag “Love Where You Work”
- Zwei Studierende erläutern ihre Notizen zum Vortrag und rekapitulieren wichtige Themen aus Romy Rüeggers und Katja Schwallers Arbeit (Vorbereitetes Template Miro)
- Diskussion in der Gruppe zu mitgebrachten Fragen/Anregungen
- Reflektion/Verbingungen vom eigenen Projekt und den Arbeiten von Romy Rüegger und Katja Schwaller
Die Künstlerin Romy Rüegger und die Autorin/Wissenschaftlerin Katja Schwaller gaben in ihrem Vortrag Einblick in ihre Arbeiten. Sie stellten Fragen zum Narrativ von Arbeit und verknüpften diese mit Themen wie dem Feminismus oder der Gentrification. Zwei Studierende sammelten stichwortartig ihre Eindrücke parallel zum Vortrag auf dem Miro Board, drei Studierende beantworteten Fragen und stellten selber welche. Diese Vorarbeit gab die Grundlage für die Nachbesprechung am nächsten Tag in der Modul-Gruppe.
Workshop 2: Das perfekte Feedback
Ablauf:
- Projektstand/ Zufriedenheit Modul und deren Inputs (Interaktives Feld Miro)
- Reflektion über Projektstand; Ist die Verbindung zum Modulthema ersichtlich? Welche Fragen untersucht ihr?
- Wie läuft ein “perfektes” Feedback ab? (Gruppen in Break-Out Rooms)
- Ablauf in der Theorie (ich)
- Jede*r zeigt Ausschnitt aus Projektstand mit konkreter Fragestellung dazu, die anderen üben konstruktives Feedback zu geben.
- Ausschau, Abschluss, Feedback an mich
Zu Beginn befragte ich die Studierenden bezüglich ihres Projektstandes und der Zufriedenheit mit den Salons/Workshops. Viele Studierende meldeten zurück, dass sie nicht inspiriert wurden durch die diversen Inputs. Dies war ein schmerzhaftes, aber wichtiges Feedback für uns Leitende.
Die Diskussion in Break-Out Rooms zu den Fragen Wie reagiert ihr auf Feedback? Wie,wann und wo ist der richtige Zeitpunkt dazu? war angeregt und brachte interessante Punkte ins Plenum zurück. Im Anschluss dazu gaben sich die Studierenden untereinander Feedback zu ihrem jeweiligen Projektstand. Jene, die bereits mitten in ihrem Projekt standen, brachten Ausschnitte dazu mit. Durch Rückmeldungen aus der Gruppe konnten sie Fragen klären, erhielten Anregungen und teilweise einen Motivationsschub für das weitere Arbeiten.
Arbeiten im Team und Online-Setting
Zu Beginn der Planung teilten wir Modulleitenden untereinander auf, wer sich welchen Themen in ihren Veranstaltungen widmet und mit welchen Übungen und Herangehensweisen wir arbeiteten. Bei den Besprechungen, Zwischen- und Endpräsentation und der Benotung waren wir alle präsent.
Gerne wäre ich an allen Veranstaltungen und Vorträgen präsent gewesen. Dies war leider aus Zeitgründen nicht mit meinen übrigen Terminen im Studium zu vereinbaren. So wusste ich doch nicht im Detail, was die Dozentinnen geplant hatten und wie es in diesem Online-Setting funktionierte.
Allgemein fand ich es anspruchsvoll, über Zoom die Bedürfnisse und Gemütslage der Studierenden wahrzunehmen oder abzufragen. Pausen mit Bewegung und Offline-Aufgaben erwiesen sich als besonders wichtig.
Fazit
Das Mitwirken im IDA-Modul war anspruchsvoll und lehrreich. Nur weil die Studierenden älter als Schüler*innen eines Gymnasiums sind und freiwillig am Kurs teilnehmen, heisst es nicht, dass sie motivierter bei der Sache sind. Aufträge führen sie aus, wenn sie diese wichtig finden und sich entsprechend die Zeit nehmen. Zeitweise nahm ich die Stimmung in der Gruppe als demotiviert wahr. Bei der Endpräsentation zeigten sich die individuellen Interessen und die vielseitigen Ergebnisse. Es dauerte einfach eine gewisse Zeit, bis die Studierenden in ihre Projekte eintauschen konnten. In der Feedback-Runde zeigte sich, dass den Studierenden das Modul nach Startschwierigkeiten doch gefiel. Das Online-Setting nahmen sie als erschwerten Start war. Meinen Workshop “Wie starte ich ein gestalterisches Projekt?” erlebten viele als wichtigen Moment zum gegenseitigen Kennenlernen und “Ankommen”.
Entstandene Arbeiten aus dem Modul
https://ida-arbeitsrausch.kleio.com/filter/work