ABSTRACT
Mit Zeichentrick und Stop Motion lässt sich experimentieren und Malereien können zum Leben erweckt werden.
Auf Basis eines eigenen Textes wurde ein Moment malerisch umgesetzt und als kurze Sequenz animiert. Es durfte inhaltlich abgewichen, vom Erzählerischen ins Abstrakte geschweift und mit der Technik experimentiert werden, um so Verhältnis von Planung, Prozess und Improvisation zu erkennen und üben.
BEGRÜNDUNGS- UND SACHANALYSE
Die 18 SuS im 2.OG des Gymnasiums mit BG-Schwerpunkt waren gefordert, aus ihren Texten aus dem Deutschunterricht eine bildliche Vorstellung zu extrahieren, malerisch umzusetzen und als kurze Sequenz zu animieren. Dabei konnten sie eine Bewegung oder Entwicklung aus dem Text illustrativ oder abstrakt umsetzen, oder den Text nur als Ausgangslage nutzen und bewusst in eine andere Richtung gehen. Wichtig war mir gemäss Lehrplan die Nutzung des interdisziplinären Potentials, und dass sie Sach- und Methodenkenntnisse einsetzen, reflektieren, dokumentieren und präsentieren üben. Ihre Vorgehensweise und Arbeitsschritte sollten sie mit Skizzen und Notizen planen und dokumentieren, wie auch prozesshaft und experimentell arbeiten und die in der vorherigen Unterrichtseinheit erworbenen Kenntnisse in der Malerei bewusst anwenden. Ziel war, dass sie eigene Inhalte neu ansehen und bildnerisch weiterentwicken. Ich stellte ihnen verschiedene Stopmotion- und Zeichentrickprojekte vor (Muto, Loving Vincent, Duane Kaiser, William Kentridge), zeigte ihnen die technischen und physikalischen Grundlagen zu Bewegung, Schwerkraft und Framerate (das Pferd von Muybridge, The Art of Timing and Spacing), und gab das fotografische zu bedenken bezgl. Lichtverhältnisse, Scharfstellen etc. Wir arbeiteten mit der Stop Motion Studio App und improvisierten Tisch-Stuhl-Stativen. Für die Malerei entschied ich mich für Acrylfarbe, welche relativ schnell trocknet, wasserfest und einfach zu übermalen ist. Unten: Pferd von Muybridge, Malerei Thomas Eakins, Animation Muto
ABLAUF
,Als erstes stellte ich die Projektidee vor und zeigte ihnen Beispielfilme und Bilder, die das Feld umriessen. Wir diskutierten gleich im Plenum, was auffällt und was wichtig ist. Dann begannen wir mit Kurzübungungen zu Zeichentrick, zuerst eine Zweibildzeichnung, dann ein kleines Daumenkino. Während der Einzelarbeit ladeten wir in Gruppen die App herunter und ich machte jeweils eine kleine Einführung dazu. In der zweiten DL widmeten wir uns dann ganz der Stop Motion Technik, um die App und die Grundlagen der Animation kennenzulernen. Die in Zweiergruppen entstandenen Kurzfilme diskutierten wir infolge im Plenum. Nach einer Experimentierphase mit Acrylfarbe (die sie noch nicht kannten) ging es an die Planung der Hauptaufgabe. Sie durften alleine oder zu zweit arbeiten, wenn sie ihre Themen aus den Texten verknüpfen konnten.
In den fünf Doppellektionen ging ich von Tisch zu Tisch, um sie zu ihrem Vorgehen zu befragen und Tipps zu geben. Mal rief ich die Klasse zusammen, um auf spannende Ideen an einem Tisch oder auftauchende Schwierigkeiten aufmerksam zu machen. Zum Schluss mussten die SuS ihre fertige Sequenz im Plenum präsentieren und Skizzen, Notizen und Übungsfilme abgeben. In der Präsentation gaben sie Auskunft zu ihren Ideen und ihrem Prozess, es wurde besprochen und restliche Fragen wurden geklärt.
KRITERIEN
– Malerei: Farbstimmung, Licht und Schatten bzw. Hell/Dunkel, konsistente Malweise – Animation: Fluss, Präzision in der Umsetzung – Bildinhalte und -komposition, Dramaturgie – Ideenreichtum, Prozess, Reflexion, Dokumentation
REFLEXION
Die SuS haben sehr gut mitgearbeitet und wären motiviert gewesen, auch gleich ein nächstes solches Projekt in Angriff zu nehmen. Der hohe Digital- und Technikanteil machte das Ganze leider etwas schwer überschaubar. Eine gemalte Fläche abzufotografieren ist nicht ganz einfach und Ungenauigkeiten, die bei Stop Motion lange noch scharf und ruhig genug wirken, werden bei Zeichentrick schnell störend, was man auf den kleinen Handydisplays nur erahnen kann. Man hätte etwas mehr Zeit und eine Einrichtung gebraucht, bei der die Bildqualität besser kontrollierbar ist (z.B. einfachen, direkten Zugang zu Computern in der Nähe, ein fix eingerichtetes Schulzimmer, wo man alles stehen lassen kann…). Ich würde nun im Vorfeld unbedingt eine Kurzübung nur zum Umgang mit der App und Malerei durchführen, was ich zwar vorhatte, aus Zeitgründen aber anders verbaute. Auch würde ich den SuS ein bisschen weniger Freiheit geben in der Themenwahl. Manche waren mit ihren Texten so unzufrieden, dass sie etwas ganz anderes machen wollten. Trotzdem nicht ganz vom Text abweichen zu dürfen wäre teilweise einfacher zu beurteilen und lehrreicher gewesen, weil sie in dem gegebenen Rahmen sicher alle etwas Interessantes gefunden hätten. Insgesamt finde ich es aber bereichernd, viel Freiheit zuzulassen, da Zusammenarbeiten, Selbstwirksamkeit, Vertrauen, Offenheit und Diskussion konstruktiv erfahren werden können.