Abstract
Der Hauptfokus dieses Praktikumsprojekts liegt auf der Produktion eines ortsbezogenen Animationsfilms mithilfe der App Stop Motion Studio. Basis dafür bildeten das Erarbeiten eines einfachen Drehbuchs und eines Storyboards mit den Schlüsselstellen des Filmes. Ein Reflexionstext ergänzt die Arbeit. Inhaltliche Vorgaben gab es keine. Das Praktikum fand an der Kantonsschule Reussbühl in Luzern statt. Die 5. Schwerpunktfachklasse zählte acht Schülerinnen und Schüler.
Inhalt
Sachanalyse
Die Praktikumslehrperson bat mich, etwas zum Thema Animation zu machen. Wie und was genau das sein sollte, überliess sie mir. Die SuS hatten in ihrem BG-Unterricht noch keine Erfahrungen damit gemacht.
Ich entschied mich dafür, mit den SuS Animationsfilme mithilfe ihrer Handys und der App Stop Motion Studio zu produzieren. Nebst dem Erlernen und Anwenden der Stop-Motion-Technik war mir ein zentrales Anliegen, dass die SuS einen Drehort ausserhalb des Schulgeländes finden und ortsbezogen mit diesem arbeiten. Den thematischen Inhalt des Films sollten die SuS selber wählen.
Bevor mir der Hauptaufgabe begonnen werden konnte, mussten die Grundlagen der Animation sowie dazugehörige Begriffe geklärt werden und erste Erfahrungen mit der App Stop Motion Studio gemacht werden.
Begrüdungsanalyse
Ich entschied mich, einen Animationsfilm mithilfe des Smartphones zu machen, da ich es zum einen toll finde, dieses Alltagsobjekt als kreatives Tool zu benutzen. Zum andern wollte ich, dass die SuS sich nicht zu stark mit den technischen Herausforderungen eines analogen oder auch digitalen mit einem Filmprogramm geschnittenen Films herumschlagen müssen. Somit konnten sie sich stärker auf die eigentliche Produktion und den Inhalt fokussieren. Trotzdem empfand ich es als wichtig, den SuS die Grundlagen des Animationsfilms und somit auch des «normalen» Films näherzubringen: zu Beginn beschäftigten wir uns mit einfachen analogen Übungen mit dem Prinzip der Frames.
Ein zentrales Anliegen für die Hauptaufgabe war die Ortsspezifität. Die SuS sollten einen Drehort für ihren Film ausserhalb des Schulgeländes finden, sich mit seinen Eigenschaften auseinandersetzen und den Inhalt des Projektes den gegebenen Umständen anpassen oder auch umgekehrt. Ich denke, eine solche «Kooperation» mit einer in der Alltagswelt vorhandenen Situation, fördert sowohl die Fähigkeit des Beobachtens als auch den Respekt für die Umwelt.
Inhaltlich gab ich keine Themen vor. Somit konnten die SuS sich vor allem auf den Ort konzentrieren und Hand in Hand mit ihm ihre eigenen Interessen in dem Film behandeln.
Lernziele und Beurteilungskriterien
Lernziele
– entwickeln ein technisches Verständnis für die filmische Bewegungsillusion.
– nutzen die Stop-Motion-Technik und erstellen eigene Animationsfilme.
– kennen filmrelevante Begriffe wie fps, Drehbuch, Storyboard, Schnitt, Perspektive, Einstellungsgrösse.
– kennen den Begriff ortsspezifisch und können ihn in ihrer eigenen Arbeit anwenden
– können aufeinander eingehen, sich gegenseitig inspirieren und unterstützend aufeinander wirken.
Beurteilungskriterien
Inhalt
Filmidee: Eigenständigkeit, Ortsbezug, durchdachte Story.
Stimmiges Drehbuch, zu Schlüsselstellen passende Storyboard-Skizzen, nachvollziehbarer Reflexionstext.
Form und Ausführung
Dramaturgie: Aufbau, Rhythmus, Schnitt.
Bild: Bildaufbau, Vordergrund, Hintergrund, Farbe, Licht, Einstellungsgrösse.
Umsetzung: handwerkliche Qualität, Animation (Bewegungen).
Ablauf
Das Praktikum bestand aus zwei Phasen. In der ersten Phase, den ersten drei Doppellektionen, behandelten wir zum einen theoretische Grundlagen und schauten verschiedene Arten von Animationsfilmen an. Zum andern lernten die SuS mit Animations-Techniken umzugehen. Das waren sowohl analoge Techniken wie die des Zwei-Phasen-Tricks, des Thaumatrops und des Zoetrops als auch vorbereitend für die Hauptaufgabe die App Stop Motion Studio. Die entstandenen Arbeiten präsentierten und besprachen wir jeweils im Plenum.
Die fünf Doppellektionen der zweiten Phase bestanden aus der Hauptaufgabe, die folgende Ziele beinhaltete:
– Produzieren eines ortsbezogenen Animationsfilms ausserhalb des Schulgeländes.
– Entwickeln eines simplen Drehbuchs und Storyboards.
– Erläutern eigener Gedanken zum Inhalt und zur Produktion des Films (Reflexion).
Zu Beginn der zweiten Phase gab ich die letzten theoretischen Inputs zu den Begriffen Drehbuch, Storyboard, ortsspezifisch, Bildaufbau, Einstellungsgrösse usw. Danach war freies Arbeiten angesagt. Die SuS arbeiteten in Zweiergruppen an ihren Projekten: Sie begannen mit einer Ortsrecherche, fuhren fort mit dem Drehbuch und einigen Storyboardskizzen sowie andere Vorbereitungen für ihr Projekt und begannen schliesslich zu filmen. Während der freien Arbeitsphase der SuS, die dreieinhalb Doppellektionen dauerte, besuchte ich die Gruppen und besprach ihr im Prozess stehendes Projekt. Jeweils zu Beginn und zum Schluss der Doppellektionen trafen wir uns im Schulzimmer und diskutierten allfällige Schwierigkeiten oder andere Anliegen. In der letzten Doppellektion präsentierten die SuS ihre Filme auf dem Beamer, welche wir anschliessend im Plenum besprachen.
Reflexion
Ich blicke sehr zufrieden auf dieses Praktikum zurück. Da ich mit dem Thema des Animationsfilms nicht sehr vertraut war, musste ich mich gut vorbereiten. Das war viel Arbeit, die sich jedoch gelohnt hat. Wie im letzten Praktikum hatte ich auch jetzt grosses Glück, mit einer so tollen und motivierten Klasse arbeiten zu dürfen.
Während der Planung fragte ich mich, ob die sehr offen gestellte Hauptaufgabe nicht zu offen sei und ob ich nicht ein Überthema vorgeben sollte, denn Einschränkung kann zu mehr Präzision verhelfen. Jetzt bin ich aber sehr froh darüber, dass ich es nicht getan habe: Ich bin begeistert, wie einige SuS in ihren Projekten sehr persönliche, spannende und tiefgreifende Themen behandelten. Nicht alle Arbeiten sind formal herausragend, weil die SuS wahrscheinlich zu sehr mit der Technik und vor allem dem Inhalt beschäftigt waren. Aber das stört mich nicht, denn ich denke, es gibt nichts Wichtigeres, als eigene, wahrhaftige Interessen zu verfolgen und vertiefen – und wenn das in dem Schulunterricht passiert, finde ich das genial. Leider muss ich sagen, dass diese acht Doppellektionen schon ziemlich vollgepackt waren. Wenn wir ein paar Lektionen mehr zur Verfügung gehabt hätten, wären gewisse Arbeiten formal noch überzeugender geworden.