Durch Licht entsteht Räumlichkeit. Das Projekt führt die SuS mit Übungen zu alltäglichen Gegenständen an die Grundlagen räumlicher Darstellung heran und fördert das Verständnis von Licht und Schatten und der Umsetzung in Graustufen. In einer individuellen Auseinandersetzung zu den Themen Kontrast, Räumlichkeit oder Schatten, vertiefen sie ihr Wissen und fertigen eine illustrative Bilderreihe in Form eines Leporellos an.
Inhalt – Es gibt nur wenige Gegenstände, die uns durch den Alltag begleiten. Einer davon ist das Portemonnaie- ein beinahe unscheinbarer, aber selbstverständlicher und persönlich ausgewählter Gegenstand, dessen Inhalt tagtäglich in Gebrauch ist. Aber was passiert, wenn man es mal nicht als Gebrauchsgegenstand betrachtet, sondern auf die Form und das Aussehen eingeht? Das Projekt befasst sich mit dem Blick auf alltägliche Gegenstände und wie sie durch bewusst gesetzte Beleuchtung und genauer Betrachtung eine spannende Wirkung entfachen können. Die selbstverständlichen Alltagsgegenstände werden in einen neuen Kontext gestellt, indem das Nebensächliche ins Zentrum rückt. Das Licht spielt dabei die wichtigste Rolle, denn nur dadurch wird die räumliche Wirkung eines Objektes erschaffen. Die technischen Fertigkeiten für die gegenständliche Abbildung und ein Basiswissen zu Graustufen setzen theoretisches Wissen und Übung voraus. Deshalb werden zu Beginn Werke von Künstlern, wie Rembrandt, vorgestellt und Inputs gehalten, welche den SuS neue Medien näher bringt. Sie lernen, wie man einen Gegenstand vom groben Darstellen heraus ausarbeitet und Grauwerte in Flächen unterscheiden kann, um eine Abstufung zu erhalten. Nach den Übungen im Plenum arbeiten die SuS individuell mit ihrem persönlichem Gegenstand – dem Portemonnaie – weiter. Es hat einen grossen Bezug zu ihrem alltäglichen Leben, ist beweglich und dadurch individuell formbar. Die SuS zeigen eine Eigeninitiative, wo sie das Gelernte auf ihr eigenes Objekt übertragen können und sich vertieft mit einem Thema auseinandersetzen. Sie lernen, sich auf Details zu achten und diese genau wiederzugeben und heben Akzente hervor, um die genaue Darstellung abstrakter gestalten können, damit das Bild auf das Wesentliche reduziert wird. Somit werden die SuS darauf sensibilisiert, wie wichtig das Licht für die Darstellung von Räumlichkeit ist und wie flexibel und experimentell man es einsetzen kann. Zusätzlich erarbeiten sie sich nützliches Wissen und technische Fähigkeiten, welche bei anderen Medien wieder eine Rolle spielen werden.
Ablauf – Das Projekt ist zweiteilig aufgebaut. Im ersten Teil lernen die SuS anhand verschiedenen Übungen ein breites Fachvokabular und die Grundlagen für räumliches Darstellen anhand der Tonwertwiedergabe durch Licht und Schatten kennen. Es ist ein theoretischer Einstieg, der ihnen das Thema Grauwerte durch verschiedene Medien näher bringt. Die SuS lernen den technischen Umgang mit Bleistift und verschiedenen Bleistifthärten kennen, sowie den Umgang mit der Russkohle und der Handykamera, indem sie den Gegenstand bewusst platzieren und Fotos mit spannenden Kompositionen schiessen. Sie lernen, starken Kontrast zu setzen und Grauwerte in Flächen zu unterscheiden, wobei sie mit einer Brille arbeiten, die eine starke Sehschwäche imitiert. Sie sensibilisieren sich darauf, in hell und dunkel zu sehen und somit auch farbige Objekte übersetzen zu können. Damit das Thema nachvollziehbar erlernt werden kann, werden erst geometrische Formen untersucht und dann die Organischen. Es handelt sich ausschliesslich um weisse Gegenstände, weil die Graustufen besser zu beobachten sind und ersichtlich wird, wie die Belichtungssituation einen Einfluss auf die räumliche Wirkung eines Objektes haben kann.
Im zweiten Teil widmen sich die SuS ihrem Portemonnaie und fertigen ein Leporello an. Als Titelblatt erstellen sie eine Tonwertzeichnung mit Farbstift auf grauem Papier, wo sie all die gelernte Theorie in einem Bild zusammenfassen. Es geht dabei vor allem um die Komposition, die Setzung der Grauwerte und der Kontraste, sowie dem miteinbeziehen vom Hintergrund. Der Inhalt vom Leporello ist eine individuelle Untersuchung zum Thema Kontrast, Räumlichkeit oder Schatten. Je nach gewähltem Themenfeld setzen sich die SuS in Gruppen zusammen und es gibt regelmässigen Austausch untereinander, aber auch mit der Lehrperson, wo Ideen und Vorgehensweisen besprochen werden. Die SuS beweisen die Beherrschung der bildnerischen Mittel und der Technik und stellen ihre Eigeninitiative, sowie ihr Forschungsinteresse unter Beweis.
Beurteilung – Die Beurteilung setzt sich aus zwei Teilnoten zusammen, dem Titelblatt und dem Leporelloinhalt. Alle Kriterien, die benotet werden, sind auf den jeweiligen Aufgabenblättern transparent aufgeführt worden. Beim Titelblatt wird hauptsächlich das Beherrschen der technischen Mittel bewertet und wie das Portemonnaie positioniert und beleuchtet wurde, damit es zeichnerisch räumlich wirkt. Der Inhalt vom Leporello bildet die zweite Note, wobei es um den Grad der Auseinandersetzung geht und wie das Thema der Tonwertgebung verstanden worden ist. Beide Teilnoten werden zusammengefasst, mit Kommentaren transparent begründet und auf einem Blatt festgehalten.
Reflexion – Für das erste Praktikum war es eine spannende und gute Erfahrung. Die SuS haben sich in diesem Projekt ein gutes technisches Basiswissen angeeignet, auf das sie bei der Malerei oder bei der Fotografie wieder zurückgreifen und darauf aufbauen können. Eine Rückmeldungsrunde bestätigte, dass sie die Übungen als nützlich empfanden und Spass an den neu erlernten Techniken wie der Kohlezeichnung hatten.
Da die Zeit für die Vorbereitung und das Erstellen einer gründlichen Sachanalyse kurz ausfiel, wurde das Projekt rollend geplant. Erst in der Halbzeit liess sich ein mögliches Endprodukt formulieren, wodurch die Zeit knapp wurde, was die Ausdehnung der Projektidee leider schmälerte. Da sich der erste Teil durch viele technische Inputs und Übungen von der Thematik des zweiten Teiles trennte, der eine spezifischere inhaltliche Ebene mit sich brachte, war kein wirklicher roter Faden ersichtlich.
Weiterführende Projektideen – Man hätte schon einige Einstiegsübungen mit dem Portemonnaie als Gegenstand machen können, um sich inhaltlich mehr mit Fragen zu beschäftigen „Wie viel von mir und meiner Identität steckt da drin? Was hat Geld für mich für einen Wert? Was und wie konsumiere ich?“ Das Portemonnaie als Thema beinhaltet grosses Potential um weiter zu arbeiten, da jede/r SuS einen sehr persönlichen Bezug dazu hat und Bereiche wie (Massen-)Konsum, Geldwert, Wegwerfgesellschaft, etc. spezifischer angesprochen werden könnte. Geht man spezifischer auf die Beleuchtung ein, wäre die Farbe Weiss als Thema geeignet, da weiss nie nur weiss ist und viele Assoziationen verbirgt.