Im Mittelpunkt der ästhetischen Forschung stehen die Personen, die forschen, sowie deren Erfahrungen und Erkenntnisse. Die SuS beschäftigten sich in diesem Projekt mit einem Thema oder einer Fragestellung rund um den Zoo. Das im Zoo gesammelte Material wurde sortiert, gewertet und zu einem künstlerischen Produkt weiterverarbeitet. Der Prozess spielte dabei immer eine wichtige Rolle. Das Ende der Forschung bildeten Präsentation und Reflexion.
Inhalt: Begründungs- und Sachanalyse
Die Haltung von Tieren in Zoos wird kontrovers diskutiert – in der Gegenwart und mit einem Blick auf die Geschichte sowieso. Einerseits leisten Zoos einen erheblichen Beitrag zu Artenschutz und Bildungsarbeit. Menschen, die den Zoo besuchen, werden für ihre Umwelt sensibilisiert. Andererseits gibt es immer wieder Skandale um Zoos, die Richtlinien missachten und Tiere nicht artgerecht halten. Und dienen Zoos nicht in erster Linie der Unterhaltung von Besucher*innen, statt der Bildung und dem Artenschutz? Für die Ästhetische Forschung war es mir wichtig, das Feld breit zu öffnen, damit alle Meinungen Platz hatten.
Der Zoo Zürich befindet sich nur einige Tramstationen entfernt von der Atelierschule. Ein anderer Grund, warum ich den Zoo als Thema wählte, war, dass alle Schüler*innen irgendeinen Anknüpfungspunkt für ihre Forschung finden würden. Am Anfang der ästhetischen Forschung kann nämlich vieles stehen: Ein Gedanke, eine Frage, ein Tier, eine Befindlichkeit und vieles mehr.
Die Ästhetische Forschung ermöglicht es den SuS, einer eigenen Forschungsfrage oder einem eigenen Thema nachzugehen. Dabei sollen sie mit den Mitteln ihrer Wahl arbeiten und Verknüpfungen zwischen ihren Fragen/Themen, ihren Beobachtungen und weiteren Perspektiven herstellen. Die fünf Phasen der ästhetischen Forschung (1. Thema und Frage finden, 2. Forschen, sammeln und erfahren, 3. Material aufbereiten, 4. Präsentieren, 5. Reflektieren), lassen sich als ein dynamisches Gefüge verstehen. Beim Aufbereiten des Materials können neue Fragen entstehen, die die Forschung in eine andere Richtung lenken. Für die Schüler*innen ist eine der Herausforderungen, selbstständige Entscheidungen zu treffen, zu verfolgen und zu reflektieren. Die wohl grösste Herausforderung für die Lehrperson ist es, die richtige Balance zwischen Anleitung und Freiheit zu finden.
Lernziele und Beurteilungskriterien
Bei der Ästhetischen Forschung lernen die SuS, eine eigene Forschungsfrage zu entwickeln oder ein Thema zu finden, das Forschungspotenzial bietet. Sie lernen zudem, ihren eigenen Forschungsprozess zu steuern und zu reflektieren. Dabei soll die eigene Frage/das eigene Thema vielseitig und mit verschiedenen gestalterischen Mitteln untersucht werden.
Im Mittelpunkt der Ästhetischen Forschung stehen die individuellen Fortschritte und als Grundlage für die Beurteilung dienen individuelle Ziele, Erwartungen und Kriterien. In regelmässigen Besprechungen ging es unter anderem auch darum, gemeinsam mit den SuS Entscheidungen zu hinterfragen, Ziele zu überprüfen und neu zu stecken.
Ablauf
Der erste Block fand im Klassenzimmer statt. Mit einer kleinen, gestalterischen Vorstellungsrunde starteten wir in den Nachmittag. Anschliessend machte ich eine Einführung in die Ästhetische Forschung und stellte den Gesamtablauf vor. Darauf sammelten die SuS in kleinen Gruppen Themen und Fragen rund um den Zoo. Damit sollte das Thema aufgefächert und auch kritische Aspekte benannt werden. Die Mind-Maps wurden ausgelegt, betrachtet und besprochen. Darauf folgte ein Input über die Geschichte des Zoos und über das Zoozeichnen.
Am zweiten Nachmittag besuchten wir den Zoo Zürich. Die SuS zogen mit der Aufgabe los, ein Thema/eine Fragestellung zu suchen. Dabei sollten sie ihre Überlegungen visualisieren, Material sammeln, skizzieren, fotografieren, filmen etc. Am Ende gab es einen kurzen gemeinsamen Überblick, bei dem die SuS aufzeigten, wo sie mit ihrer Themensuche standen und was an diesem Nachmittag alles entstanden war.
Die Aufgabe für den dritten Block, der erneut im Zoo stattfand, war, dass nicht mehr wild durcheinander, sondern mit dem Fokus auf einem bestimmten selbstgewählten Thema oder einer Fragestellung Material gesammelt werden sollte. Zu diesem Zeitpunkt hatten sich Gruppen von zwei bis drei SuS gebildet, die gemeinsam an einem Projekt arbeiten wollten.
Am vierten und fünften Nachmittag arbeiteten die SuS im Klassenzimmer an ihren eigenen Projekten. Ich stellte Material und Bücher zu den verschiedenen Themen bereit und führte regelmässig Besprechungen mit den einzelnen Gruppen durch. Es kam vor, dass sich Fragestellungen und Themen noch einmal änderten.
Am sechsten Nachmittag hatten die SuS Zeit, ihre Projekte fertigzustellen. Anschliessend sollten sie das, was entstanden war (Produkte/Prozesse…) so ausstellen, wie sie es ihrer Klasse präsentieren wollten. Jede Gruppe präsentierte etwa 10 Minuten und die Klasse und ich stellten Fragen. Der Nachmittag endete mit einer kurzen Reflexion.
Reflexion
Für eine ästhetische Forschung stellte sich das Thema Zoo als passend und inspirierend heraus. Alle SuS fanden ein Forschungsgebiet, das sie interessierte. Dadurch, dass im BG-Unterricht der Atelierschule oft forschend und prozessorientiert gearbeitet wird, waren es die SuS bereits gewohnt, selbstständig zu arbeiten. Die Durchführung der ästhetischen Forschung in diesem Rahmen war für mich deshalb eine bereichernde Erfahrung.
Eine Herausforderung war es, sehr flexibel zu planen. Die Entscheidung, wie oft wir im Zoo, und wie oft wir im Klassenzimmer arbeiten würden, hing von den Bedürfnissen der Klasse ab. Auch als mit der Zeit der Wunsch auftauchte, in Gruppen zu arbeiten, musste ich die Planung anpassen. Weiter gab es gegen Ende einige organisatorische Probleme, da sich gewisse Abschlussveranstaltungen mit meinem Praktikum überschnitten. Es liess sich aber immer eine zufriedenstellende Lösung finden.
Ich bin dankbar, diese Erfahrung an der Atelierschule gemacht haben zu dürfen. Der Arbeit mit dieser selbstständigen und kreativen Klasse, war für mich sehr spannend.