X
Die Lernenden absolvieren die einjährige Vollzeit Berufsmatura mit einem gestalterischen Schwerpunkt. Chou Chou, Eierstock Brot und Mies-Wich nennen sie ihre Sandwich-Kreationen aus geretteten Restesswaren. Die Lernenden beschreiben, skizzieren, essen und modellieren die Sandwiches ab Foto eins zu eins. In einem nächsten Schritt verfremden oder deformieren sie das Objekt nach einem adäquaten und für sie persönlich interessantem Thema. Parallel dazu konzipieren die Lernenden eine passende Farbgebung für ihr modelliertes Objekt und dokumentieren ihren Arbeitsprozess.
X
X
Inhalt und Ablauf
Die Schülerinnen und Schüler erlernen das Modellieren mit Ton. Sie erhalten dazu eine Materialkunde sowie Kenntnisse der Modelliertechnik von Hand als auch mit Werkzeugen. Um möglichst verschiedene Texturen und Formen modellieren zu üben und mit der Beschaffenheit des Material Ton vertraut zu werden stellen die Lernenden zuerst ihre eigenen dreidimensionalen Vorlagen her.
Dazu kreieren sie aus geretteten Restesswaren ein Sandwich, welches sie befühlen, benennen, beschreiben, fotografieren und schlussendlich auch essen. Somit erleben die Schülerinnen und Schüler das Objekt mit allen Sinnen und verinnerlichen alle nützlichen Informationen für ihre Weiterarbeit mit Ton. Zudem befassen sie sich mit der sehr aktuellen Thematik «Foodwaste» und lernen dazu die wichtigsten Daten und Fakten kennen.
Ab ihrer Fotovorlage modellieren die Lernenden ihr Sandwich zuerst originalgetreu im Verhältnis eins zu eins. Danach entwickeln sie Verfremdungs- und Deformationsideen, welche sie persönlich interessieren und modellieren das Sandwich aus Ton entsprechend um. Die Lernenden erfahren während dem gegenständlichen Arbeiten eine gestalterische Transformation, sozusagen ein Naturstudium von einem realem 3D Erlebnis zu einer 2D Dokumentation, zu einem möglichst originalgetreuen 3D-Objekt und schlussendlich zu einem Fantasie-Objekt. Begleitend zur praktischen Arbeit erarbeiten die Schülerinnen und Schüler in Kleingruppen Ideen zu möglichen Irritationen. Sie erhalten dazu auch einen Input von unterschiedlichen Künstlerarbeiten passend zum Thema wie beispielsweise unter anderem von Fischli Weiss (In Anos Teppichladen, 1979), Meret Oppenheim (Déjeuner en fourrure, 1936), Wim Delvoye (tätowierte Schweine, 1998 – 2008), Dieter Roth (Selbstturm, 1969 – 1998) und Claes Oldenburg (Giant BLT, 1963). Um sich auf ihr Farbkonzept einzustimmen gewinnen die Lernenden einen Einblick in die Farbpsychologie sowie in die Bedeutung und Wirkung von Farbe.
Parallel zum Modellieren konzipieren die Lernenden eine Farbgebung für ihr Objekt, in welcher sie den trockenen Ton abschliessend bemalen. Mit Lack können sie das Objekt wahlweise akzentuieren. Während dem ganzen Projekt dokumentieren die Schülerinnen und Schüler laufend ihren Arbeitsprozess, den sie als sortierte Dokumentation mit dem modellierten Objekt zur Bewertung abgeben. In einer Abschlussrunde präsentieren alle Lernenden ihre Arbeit und erzählen von ihrer Idee und Umsetzung.
Bewusst werden die Lehrveranstaltungen rein analog gestaltet, um auf die physisch vorhandenen Materialien zu fokussieren. Während den Lehrveranstaltungen wechseln sich die verschiedenen Unterrichtsformen wie Frontalunterricht, Diskussionen im Plenum, Einzelarbeit und Gruppenarbeit ab. Nebst geplanten Einzelbesprechungen unterstütze ich die Schülerinnen und Schülern individuell und je nach Bedarf während dem Arbeiten. Mit kurzen und spielerischen Einstiegen in die Lektionen versuche ich jeweils eine möglichst positive und produktive Arbeitsatmosphäre zu stimulieren.
x
X
x
Bewertung
Für die Beurteilung geben die Lernenden das modellierte und bemalte Objekt sowie die Dokumentation ihrer Arbeit ab. Folgende Bewertungskriterien sind ihnen seit dem Projektstart bekannt:
x
x
x
Reflexion
Das Projekt erachte ich als sehr gelungen. Die Lernenden arbeiteten enorm motiviert und freudig, obwohl das Modellieren mit Ton nicht allen das Liebste ist. Besonders wichtig scheint mir die sorgfältige Planung der sechs Lektionen, ich versuchte den Tag immer mit einem sinnvollen Rhythmus und abwechslungsreichen Inhalten sowie wechselnden Unterrichtsformen gut zu strukturieren. Diese Arbeitsweise war intensiv, aber sehr produktiv, es war toll richtig in das Unterrichtsprojekt einzutauchen und über eine längere Zeitspanne am Stück mit den Lernenden zu arbeiten.
Das Projekt bietet viele Entwicklungsmöglichkeiten wie zum Beispiel: die Metamorphose vom Sandwich in das Fantasie-Objekt modellieren, den trockenen Ton ausgiebiger mit Messer und Schleifpapier bearbeiten und «schnitzen», für das Bemalen ganz bewusst auf ungemischte Acrylfarben verzichten.
Als Folgeprojekt dazu könnte man die Fantasie-Objekte fotografisch inszenieren oder sie fotografieren und dann malerisch eine Welt dazu erfinden. Die modellierten Objekte könnten als Vorlagen für ein klassisches Objektstudium in Bleistift dienen. Denkbar wäre auch eine weitere Verfremdung in einem anderen Material zu erarbeiten wie zum Beispiel Papier oder Karton.
x
x