Wie lassen sich digitale Performances im analogen Unterricht umsetzen?
Ein Beitrag zur MAT-Netzwerkwoche im Museum Tinguely 2022 von Fabienne Lengweiler.
Die Basler Kunstschaffenden Muda Mathis und SuS Zwick beschäftigen sich bei der Performance «Embracing a Spanish village» mit der Körpersprache. Im Speziellen inszenieren ihre Körper dabei sprachliche Bilder, während die Sprache poetisch modelliert wird. Das Re-enactment dieser Performance wurde an der Ausstellung «Bang Bang» im Museum Tinguely in Basel von Lea Rüegg, Raffia Li und Wilfred Speller aufgeführt, beziehungsweise erlebbar gemacht.
Die Performance wird durch Lea Rüegg und Wilfred Speller vor Ort und mit Raffia Li auf Zoom gezeigt. Trotz der lediglich digitalen Anwesenheit von Raffia Li scheint sie auch physisch anwesend zu sein, denn die künstlerischen Dialoge finden in Echtzeit statt und sie wird so in die Performance eingebunden, als ob sie tatsächlich vor Ort wäre.
Videos und Fotos der Performance zeigen die Interaktion zwischen der digitalen und der analogen Welt. Es wird nicht nur so kommuniziert, auch die beiden Personen vor Ort werden durch eine Projektion ihrer selbst in einer anderen Ansicht quasi verdoppelt. Die beiden Welten werden vereint und verschmelzen zu einer Performance. Nicht ersichtlich werden dabei mögliche technische Komplikationen, welche eigentlich Teil einer digitalen Realität sind.
Die Performance spricht absolut die heutige Zeit an, gerade in Anbetracht der vielen Unterrichtseinheiten die aufgrund der Corona Pandemie digital stattfinden mussten. Grade im Bildnerischen Gestalten wurde es zu einer Herausforderung die analoge Welt mit der digitalen zu verknüpfen, indem Lehrpersonen über den digitalen Weg analoge Techniken vorgestellt haben. Es ist anzunehmen, dass solche Ereignisse in Zukunft auch öfter vorkommen können, weshalb es wohl zu einer ganzen Epoche gezählt werden kann. Die digitale Kunst an sich begleitet die Welt ja schon seit längerem. Dies sinnvoll in den Kontext Unterricht zu bringen dauert vielleicht noch seine Zeit.
Das DA Z (Digital Art Zurich) beispielsweise ist das grösste Festival für die digitale Kunst der Schweiz. Ziel des Festivals ist es, die weltweit herausragendsten digitalen Künstler und damit die Avantgarde der neuen Kultur einzuladen. Es werden Performances in der ganzen Stadt gezeigt, u.A. im Opernhaus Zürich, wo durch den Ort eine Verbindung zur physischen Welt hergestellt wird.
Für eine Unterrichtseinheit fände ich zum Beispiel spannend so eine Performance zu besuchen und diese Art der Kunst kennenzulernen. Die Idee danach wäre eine eigene Umsetzung einer solchen Verbindung. Da unsere Gesellschaft sowieso in einer Beziehung mit der digitalen Welt lebt, sollte dies auch anhand einer ästhetischen Forschung stattfinden. Schülerinnen und Schüler können sich somit in Gruppen Konzepte zu einer abstrakten / kreativen Form des analog-digitalen Dialogs überlegen und diese dann in einer abschliessenden Präsentation darstellen. Ein Oberthema könnten beispielsweise verschiedene Kulturen dienen, aber auch Charaktere, oder die Neurodiversität in unserer Gesellschaft. Nach einer intensiven Recherche zu diesen Themen können dann in Gruppen Positionen bestimmt werden, welche dann in einem Dialog kommunizieren. Das herkömmliche Verständnis eines Dialogs wird dabei ausgelassen und neue Formen dafür gefunden. Die selbstständige Gruppenarbeit ist dabei eine wichtige Methode und lässt den Schülerinnen und Schüler viel Freiraum zum Experimentieren. Voraussetzung wäre natürlich mindestens ein digitales Gerät und eventuell Kostüme, die sich aber erst aus dem entwickelten Konzept ergeben.