ABSTAKT
Der Mensch verunstaltet und bedroht durch sein Konsumverhalten den eigenen Lebensraum und ist somit im Zeitalter des Anthropozän angelangt. Im Modul werden Missstände aufgedeckt und nach Alternativen und nachhaltigen Lösungen gesucht. Die Vermittlung der Ideen und Konzepte findet über das Medium des Plakates statt. Wie und was konsumieren wir? Und was brauchen wir davon wirklich, um zu leben? Welchen Lebensstandard sind wir uns gewohnt und ist das «normal»?
SACH- UND BEGRÜNDUNGSANALYSE
Die heutige globale Gesellschaft ist ein hochkomplexes System, deren Teilnehmende ganz unterschiedliche Meinungen und Werthaltungen vertreten. Künftige Generationen müssen diese Unterschiede überwinden und gleichzeitig nach Lösungen suche für: die Klimakrise, die Energiekrise, die Mobilitätskrise, die Verknappung von Ressourcen, die Pandemie usw. – um unseren Nachkommen ein lebenswertes Dasein auf unserem Planeten zu ermöglichen.
Globale Themen nehmen wir abstrakt wahr und fühlen uns ihnen gegenüber oft machtlos ausgeliefert, wie z.B.: Fast-Fashion, Vernichtung von Neuwaren, Greenwashing, Google-Suchanfragen, Illegale Abfallentsorgung, Influencing & Social Media, usw. Was kann ich als Einzelperson dagegen unternehmen? Gibt es Alternativen?
Die Auseinandersetzung mit den gewählten Themen soll die SuS sensibilisieren, Krisenherde bewusster wahrzunehmen und das eigene Konsumverhalten und dessen Auswirkungen zu reflektieren. Im Modul werden alternative und nachhalte Konzepte zur Lösung bestehender Probleme besprochen und entwickelt wie z.B. Reparieren statt wegwerfen, Zirkularökonomie, Bibliothek der Dinge, Up-Cycling, usw. Die SuS sollen in ihrer Urteils- und Handlungsfähig bestärken werden, um sich aktiver den künftigen Herausforderungen stellen zu können.
Im Gespräch mit der Praxislehrperson hat die Bedingungsanalyse stattgefunden sowie die Festlegung des Mediums (Plakat gestalten). Für die 4. Gymnasial-Stufe scheint es mir angemessen, das Konsumverhalten der SuS und dessen Auswirkungen im Unterricht zu thematisieren. Im Unterricht kommen vorwiegend analogen Techniken zum Einsatz (mit den Händen «denken»), die Umsetzung des Plakates geschieht dann am Computer (Einführung Photoshop Elements).
LERNZIELE
- Auseinandersetzung mit Typographie, gestalterische Möglichkeiten ausloten und erkennen, experimentieren mit div. Techniken
- Bildkompositionen und -Wirkungen erkennen und einsetzen, Botschaften und Sinnzusammenhänge kreieren und umdeuten
- Idee/Konzept über ein 3D-Model (Prototyp) vermitteln
- Thema einkreisen und definieren
- Bildbearbeitung am Computer erlernen (Auflösung, Dateiformat, Typographie)
- Gestalterische Umsetzung präsentieren und reflektieren
Für die thematische Auseinandersetzung eignen sich Gruppenarbeiten und Stationen. Die Erkenntnisse werden in der Klasse zusammengetragen und diskutiert. Die Ergebnisse werden in Form von Flip-Charts festgehalten und bleiben für alle verfügbar.
Die gestalterischen Aufgaben lösen alle individuell. In regelmässigen Abständen werden die Zwischenresultate in der Klasse geteilt und das weitere Vorgehen besprochen. Am Ende der jeweiligen Lektionen werden die Ergebnisse zusammengetragen und kurz besprochen/reflektiert: Wie wurde die Aufgabe verstanden und wie wurde sie umgesetzt? Wo gab es Schwierigkeiten? Was sind besonders gelungene Umsetzungen? Was hätte man anders machen können? Wie geht es weiter? Der Lernprozesse, Schlüsselmomente sowie Entscheidungen werden von den SuS im Arbeitsjournal bzw. Skizzenbuch dokumentiert und festgehalten.
BEURTEILUNGSKRITERIEN
Arbeitsprozess und Aufarbeitung des Themas (6 Punkten)
- Experimentierfreude, Variantenreichtum
- Thematische Auseinandersetzung, Vertiefung, Zugang
- Dokumentation, Fortschritte sichern, Reflexion
Umsetzung – Material/Technik (4 Punkten)
- Detailreichtum, Handwerkliches Geschick, Tiefe der Ausarbeitung
- Funktion, Absicht, Absender/Empfänger
Gestaltung/Komposition (4 Punkten)
- Bildkomposition, Leseführung
- Gewichtung (Bild/Headline), Typografie
Abgabe
- 1 Plakat, digital auf USB-Stick oder Upload (Link per Email)
- 1 Mappe, mit Arbeitsproben und Skizzen, min. 5 Blätter A4
AUFBAU (LEKTIONEN 1-8)
1) Einstieg ins Thema mit Statements zu «You can buy a house, but not a home.»
Stationenarbeit: Speed-Typo, Ziel: Trial & Error, Zufall als gestalterisches Mittel erfahren, Materialien: Papier, Stempelkissen, Karton, Messer, Schere, Strohhalme, Acrylfarbe, Nitrilhandschuhe, Gummibänder, etc.
2) Mindmap entwickeln zum Thema: Fast Fashion, Energy/Resources, Social Media, Food, usw. Collagen erstellen zu folgenden Themen: Raum, Bewegung, Defragmentation, Ziel: durch Bildmanipulation Botschaften und Sinnzusammenhänge neu kreieren, mit den Händen «denken», Div. Materialien: Zeitschriften, Messer, Unterlagen, Papier, Lineal, etc.
3) Geschichte aus «Futur2»: alternative Lösungsansätze erkennen und darüber nachdenken, 3D-Skizze bzw. «Prototyp» aufgrund einer weiteren Geschichte erstellen: Altes Netzt im neuen Gewand (Recycling), Mit Lötkolben gegen Müllberge (Repair Café), Weder Hülle noch Fülle (Zero Waste), Alte Dinge neu geliebt (Tauschmobil), Ziel: Die Vermittlung einer Idee über einen 3D-Skizze erfahren, Materialien: Karton, Heissleim, vorgefertigte Teile, Bastel-Kiste, Zeitschriften, Messer, Schere, etc.
4) Blatt zur Themenfindung und zur Bewertung erläutern, weiteres Vorgehen besprechen, Ziel: Thema definieren und Projektidee entwickeln, Entwürfe und Skizzen realisieren, Gruppendiskussion: SuS teilen ihren Stand der Arbeit mit und stellen ihr gewähltes Thema vor
5) Einstieg anknüpfen an der vorherigen Lektion, Bewertungsblatt nochmals zeigen, Ziel: 3 Entwürfe realisieren mit den bisher im Unterricht angewandten (analogen) Techniken, ins «Handeln» kommen, Input zum «Gestalterischen Prozess», SuS verstehen das Prinzip, in kleinen Gruppen teilen die SuS ihre Entwürfe und erhalten Feedback
6) Einführung Photoshop Elements 10: Video-Tutorial anschauen und besprechen
Broschüre mit allen Infos und der Aufgabe abgeben und Fragen beantworten
Ziel: nach der Lektion verfügen alle SuS über die Grundkenntnisse in Photoshop Elements 10 (Leinwand anlegen, Bilder importieren und freistellen mit Radiergummi, mit Ebenen arbeiten), Erstellen einer (1) Art-Collage mit digitalem Bildmaterial, min. 3 Bildsujets freistellen und kombinieren, Übungsdatei und JPG-Kopie auf USB-Stick speichern (PSD/JPG)
7) Anknüpfen an der vorhergehenden Lektion, Fragen zur Einführung in Photoshop klären, Kurz-Input Bildrechte (Fotograf, Person auf Bild) – Übersicht Webseiten mit lizenzfreien Bilder, Ziel: Umsetzung der eigenen Plakat-Idee, Abgabe auf USB-Stick
8) Abgabe nochmals erläutern: Mappe (min. 5. Entwürfe) und Plakat (Format A4, digital), Entwürfe kurz besprechen, SuS zeigen sich ihre Entwürfe und sehen, wo sie weiterarbeiten, Ziel: alle können ihre Mappe zusammenstellen und das Plakat fertig gestalten
REFLEXION
In erster Linien ging es mir darum, dass die SuS sich mit analogen Techniken auseinandersetzten und für sich gestalterische Methoden (z.B. Trial & Error, mit den Händen «denken», Gestalterischer Prozess, …) entdeckten und diese Anwenden konnten. Die SuS sollten erfahren, dass das Entwickeln von Ideen, das kreative Schaffensprozess besser im Physikalischen funktioniert und dass der Computer (bzw. Photoshop) sich als Tool für die Umsetzung eignet. Der Prozess steht im Fokus, nicht das «fertige» Produkt.
Und ich denke, dass ich diese Ziel erreicht habe, so wie ich das Modul und die einzelnen Lektionen Vorbereitet und durchgeführt haben. Allerdings habe ich auch gemerkt, dass gewisse SuS mit der (freien) Aufgabe etwas mühe hatte und auch mit dem Tempe mitzuhalten. Einigen hätten für einzelne Schritte mehr Zeit gebraucht. Wiederum andere hätten eine straffere Führung und klarere Zielvorgaben gebraucht, um besser vorwärts zu kommen.
Damit die SuS möglichst viel vom Unterricht profitieren, benötigen sie möglichst viel «Echte Lernzeit» (Meyer 2020, Was ist guter Unterricht?). Um ihnen diese hohen Anteil echte Lernzeit zu ermöglichen, muss man als LP einerseits die Inputs möglichst kurz und knapp halten und andererseits klare und machbare Zielvorgaben setzten. Unklare Aufträge führen zu Unruhe in der Klasse und wertvolle Zeit (für die SuS) geht verloren.
Besprechungen im Plenum oder in kleineren Gruppen, wo profitieren die SuS mehr? Ich denke, beide Formate haben ihre Vorteile. Im Plenum sehen alle die Arbeiten von allen und können sich in der Klasse verorten. Allerdings kann im Plenum nur eine Person gleichzeitig sprechen und oft ist es so, dass immer die gleichen SuS einen Kommentar abgeben, wo hingegen die eher introvertierten SuS sich «verstecken» können. Gerade für diese SuS ist es wichtig, dass sie auch zu Wort kommen, meistens funktioniert das in kleineren Gruppen besser. Die Formulierung des Auftrags in der Gruppe sollte so sein, dass alles eine Rückmeldung geben müssen: z.B. sagen alle zuerst reihum spontane Begriffe, die ihnen in den Sinn kommen (Eisbrecher).