🗯
Die Lernenden sollen sich einen grundlegenden Umgang mit den Materialien Gips & Ton erarbeiten und aus den gelernten Techniken eine konzeptuelle Skulptur schaffen. Um zwischen Inhalt und Form einen Bezug schaffen zu können, wird die Skulptur inszeniert und eine „Parole“ abgeleitet. Zum Abschluss wird das Ergebnis der Klasse in einer Kurzpräsentation vorgestellt.
1, 2
Ziel ist es, dass die Lernenden die Prozessschritte der verschiedenen Aufgabenebenen ordnen und reflektieren können, um die Verknüpfung der einzelnen Themenfelder zu erkennen.
3, 4, 5
Sach-und Begründungsanalyse
Im Praktikumsprojekt der Tertia des Gymnasium Neufeld (12 Schüler*innen) wird aus einzelnen abgeformten Teilen in Ton und Gips eine Skulptur gestaltet.
Da die Klasse bisher noch keine Erfahrung mit diesen Materialien gemacht hat, liegt der Fokus während der ersten drei Doppellektionen auf den möglichen Arbeitstechniken. So wird der Umgang mit den Materialien erstmals anhand verschiedener Abformungstechniken kennengelernt und auf der handwerklichen Ebene erprobt. Dabei liegt der Fokus auf den plastisch-räumlichen Eigenschaften der Materialien.
Um unterschiedliche Arbeitstechniken mit den Materialien Ton und Gips aufzuzeigen, werden einerseits präzise Abformungen von Objekten gemacht, andererseits verschiedene Objekte untereinander in Gips kombiniert und frei zu neuen Kompositionen zusammengefügt bzw. umgestaltet.
Auf der Grundlage der geübten Techniken entsteht im zweiten Teil des Projektes eine eigenständige Arbeit. Als Konzepterweiterung wird diese an einem Ort inszeniert und fotografisch festgehalten. Damit die Lernenden das Entstandene einordnen können, wird aus dieser Inszenierung auf der sprachlichen Ebene eine „Parole“ wie z.B. „Asche zu Staub!“, „Wir sind Teil der Natur!“, „Ich habe das Vertrauen!“ usw. abgeleitet.
So werden konkrete Themenfelder erkannt und die Wechselwirkungen zwischen der materiellen, formalen und der inhaltlichen Ebene untersucht. Hiermit wird das Materielle zum Bedeutungsträger.
Ziel ist die Verbindung von Inszenierung, Parole sowie der inhaltlichen und materiellen Ebene zu einem verdichteten Konzept, welches in einer Kurzpräsentation der Klasse präsentiert wird. In dieser Aufgabe sind handwerkliches Geschick, kreative Verknüpfungen sowie Kommunikationsgeschick gefragt.
6, 7, 8
Ablauf
Um das Verhalten der Materialien Gips & Ton und Abformungstechniken mit Ton sowie das Ausgiessen von Formen mit Gips kennenzulernen, üben die Lernenden in der Einstiegsaufgabe den Umgang mit Gips und Ton.
Zu Beginn werden in Ton Abdrücke von Objekten auf dem Schulareal gemacht (Äste, Türklinken, Geländer usw.) und diese dann mit Gips ausgegossen. Danach werden kleine Objekte wie z.B. Spielhölzer oder Spielzeugfiguren möglichst präzise abgeformt und ausgegossen. Später werden die Objekte mit Gips kombiniert und zu einer Skulptur zusammengefügt. Diese wird auf dem Schulareal inszeniert und fotografisch festgehalten. Zu der fotografischen Inszenierung und der entstandenen Skulptur, wird eine „Parole“ abgeleitet und die Arbeit der Klasse präsentiert.
Dieser Durchlauf dient als Übungslauf für ein individuelles Konzept um ein Bewusstsein zwischen den einzelnen Ebenen und deren Verknüpfungen aufzubauen.
In mehreren „Inputs“ wird den Lernenden für die Aufgabenstellung unter anderem folgendes vermittelt: die Merkmale einer Skulptur (wie z.B. Proportionen) und Aspekte der fotografischen Inszenierung (wie z.B. Setting).
Als Beispiele dienen realistische und abstrakte Skulpturen, von der Antike, über Pop-Art bis zu Skulpturen aus dem 3-D-Drucker. Thematisiert werden ausserdem Arbeiten von Carole Bove, Paul MC Carthy, Claudia Comte, Jeff Koons, Tony Cragg, Hans Josephson und Markus Schwander.
Das individuelle Unterrichtsprojekt beginnt mit den selben Arbeitsschritten wie Oben ausgeführt. Die Lernenden nehmen wiederum Abdrücke von einem Ort auf dem Schulareal und transferieren die Formen und Strukturen in Gipsobjekte. Dieser Abguss dient als Grundlage der Skulptur. Für die Skulptur werden dazu mindestens zwei weitere Objekte gesucht, ein Objekt muss präzise abgeformt sein und eines frei erfunden.
Zu dem gefundenen, Ort wird wie in der Übungsaufgabe eine Parole gesucht. Dazu wird die Skulptur mit dieser Parole und einer fotografischen Inszenierung kontextualisiert.
In der anschliessenden Kurzpräsentation soll der Zusammenhang zwischen der Skulptur und der gefassten Parole, sowie dem inszenierten Ort auf der inhaltlichen wie auch auf der formellen Ebene ersichtlich werden.
Bei der Präsentation wird die Verknüpfung zwischen den einzelnen Ebenen Parole (Sprache), Abformungstechniken (Handwerkliche Ebene), Fotografie (Inszenierung) und Skulptur (Form & Inhalt) dargelegt.
✔︎
Beurteilung
Die Bewertung beinhaltet drei Kriterien für die Skulptur:
Technische Qualität Skulptur: *Sorgfalt, *Präzision, *Die drei gelernten Abformungstechniken sind vorhanden und ersichtlich
Gestalterische Qualität Skulptur: *Originalität, *Formenreichtum
Gesamteindruck Skulptur: *Spannungsvolle und abwechslungsreiche Komposition
Ein Kriterium für die abgegebene Fotografie:
Gesamteindruck Fotografie: *Spannungsvolle Komposition *Gestalterische Überlegungen sind ersichtlich
Ein Kriterium für die Kurzpräsentation:
Präsentation: *Bei der Präsentation wird der Zusammenhang zwischen der Skulptur und der gefassten „Parole“ sowie dem inszenierten Ort ersichtlich: sowohl auf der inhaltlichen wie auch auf der formellen Ebene. Die dargelegten Verbindungen zwischen den einzelnen Ebenen Parole (Sprache), Fotografie (Inszenierung) und Skulptur (Form & Inhalt) werden bewertet.
◉
Reflexion
Das Arbeiten mit Gips und Ton ist aufwändig und erfordert eine strukturierte Vorbereitung. Auch die Unterrichtslektionen waren für mich sowie für die Lernenden herausfordernd und lehrreich. Das Projekt erforderte viele Aspekte des Unterrichtens. Es gliederte sich in mehrere Themenbereiche, wobei das Ziel war, dass sich die Lernenden deren Verknüpfungen individuell erarbeiteten. Die Präsentation der eigenen Arbeit war eine neue Herausforderung für die Schüler*innen. Darüber zu sprechen, was konkret entstand ist ungewohnt und muss geübt werden.
Durch die Erweiterung in Sprache und Fotografie wurde zusätzliches Material geschaffen, welches für eine Weiterarbeit in diverse Richtungen benützt werden könnte. Eine Möglichkeit wäre z.B. die Inszenierung in Richtung abstraktem Expressionismus oder Inszenierung nach Roman Signer oder Jahic/Röthlisberger zu erweitern. Auch wäre die Skulptur als ein persönlich geschaffenes Objekt für ein Objekt-Studium passend. Zudem würden sich die Parolen und die Fotos für ein Photoshop-Typo bzw. Plakatprojekt eignen.
1 Kaufman, Dean (2020, 17. April): Galerie Max Hetzler, Urs Fischer, selected works. https://www.maxhetzler.com/artists/urs-fischer/selected-works [17.04.2020]
2 Oldenburg, Claes & van Bruggen, Coosje (2020, 17. April): Big Sweep, Denver Art Museum, Denver, Colorado. http://oldenburgvanbruggen.com/largescaleprojects/bigsweep.htm [17.04.2020]
3 Bove, Carole (2020, 17. April): Carole Bove at David Zwirner, London. https://www.galleriesnow.net/shows/carol-bove/ [17.04.2020]
4 Comte, Claudia (2020, 17. April): Skulptur als Korallenriff: Mein nasser, grüner Kaktus. https://www.monopol-magazin.de/claudia-comte-underwater-cacti-jamaika [17.04.2020]
5 Comte, Claudia (2020, 17. April): on the Language of Things at City Hall Park. file:///Users/jhghhg/Downloads/2016_Claudia-Comte_The-Art-Newspaper%20(1).pdf [17.04.2020]
6 Conrad, Fred R. (2020, 17. April): Paul McCarthy’s Balloon Dogs at Frieze Art Fair. https://dreamdogsart.typepad.com/art/2013/05/paul-mccarthys-balloon-dogs-ar-frieze-art-fair.html [17.04.2020]
7 Beldenart, Sahra. (2020, 17. April): Paul McCarthy «Balloon Dog» Frieze, NYC, 2013. https://www.sarahbeldenartadvisory.com/blog/round-up-of-frieze-week-contemporary-auction-week-nyc [17.04.2020]
8 Rifkin, Mark. (2020, 17. April): frieze 2013 paul mccarthy balloon dog 2. https://www.flickr.com/photos/twi-ny/8730473796 [17.04.2020]