Selbstportrait
Mit einer BG-Schwerpunktklasse der 2. Stufe des Kurzzeitgymnasiums am Freien Gymnasium Basel, behandelte ich während 8 Doppellektionen das Thema Selbstportrait und Selbstinszenierung. Durch die Unterrichtseinheiten begleitete die Schülerinnen ein Skizzenheft, in welches sie, Gedanken, Arbeitsschritte und Zeichenübungen festhielten. Die Unterrichtseinheiten umfassten folgende Etappen: “blindes” Skizzieren, Licht-/Schattenzeichnen und Plastisches Arbeiten mit Draht.
Inhalt/ Sachanalyse
Innerhalb des breiten Themas, des Selbstportraits, wollte ich verschiedene gestalterische Techniken mit den Schülerinnen behandeln. Mich interessierte das Experimentieren und ausloten von Grenzen und das sich dem Unbekannten annähern. Jede Unterrichtsstunde begann mit einer Einwärmeübung, einer “blinden” Portraitzeichung ins Skizzenheft. Die Unterrichtseinheiten unterteilte ich grob in 3 Etüden. In der 1. Etüde thematisierte ich das Flächige betrachten eines Gesichtes, indem wir zwei Übungen zu Licht-/Schatten Zeichnen durchliefen, bei welcher das Gesicht in helle und dunkle Flächen unterteilt werden sollte. In der 2. Etüde übten wir das Proportionen Zeichnen des menschlichen Kopfes, die Frontalansicht sowie die Profilansicht. In der 3. Etüde arbeiten die Schülerinnen Plastisch mit Draht und durchliefen verschiedene Etappen, wie: Das Experimentieren mit dem Material, erste figurative Entwürfe und dann eine Drahtskulptur in der Form eines Portraits.
Lehrplan, Verankerung und Begründung
Die Unterrichtseinheit lässt sich folgendermassen im Lehrplan verorten:
Punkte, Linien, Formen: Die SuS können können Anordnungen von Punkten und Linien gezielt für eine lineare, flächige und räumliche Wirkung einsetzen. Können durch Figur-Grund-Beziehung, Grössenveränderung, Reduktion und Abstraktion Formen entwickeln und gezielt einsetzen.
Sammeln und Ordnen, Experimentieren: SuS können im Spiel und Experiment Unbekanntes zulassen, Besonderheiten und Zusammenhänge entdecken und ihre Bildsprache differenzieren.
Ästhetisches Urteil bilden und begründen: SuS können Eigenschaften und Qualitätsmerkmale von Bildern analysieren, einordnen und beurteilen. (Bildwirkung, inhaltliche und formale Umsetzung).
Aufmerksam Beobachten: SuS können ihre Beobachtung von Farbe, Grösse, Bewegung und Form mit Beobachtung anderer vergleichen. Können Eigenschaften und Qualitätsmerkmale von Bildern, analysieren, einordnen und beurteilen (Bildwirkung, inhaltliche und formale Umsetzung).
Kunstorientierte Methoden: SuS können durch Abstrahieren, Reduzieren, Kombinieren, Variieren und Dekonstruieren Darstellungsmöglichkeiten erproben, auswählen und gezielt einsetzen.
Plastische, konstruktive Materialien: SuS können die Wirkung plastischer Materialien erproben und für eine differenzierte räumliche Darstellung einsetzen. Können Materialien plastisch erproben und für eine räumliche Darstellung einsetzen.
Kontexte und Orientierung
Kunstwerke und Bilder lesen: SuS können Bildsprache und Stilmittel in Kunstwerken aus verschiedenen Kulturen und Zeiten, sowie in Bildern aus dem Alltag beschreiben und analysieren.
Eigene Bilder mit Kunstwerken vergleichen: SuS können Abbild, Fiktion und Abstraktion in Kunstwerken mit eigenen Bildern vergleichen und Unterschiede sowie Gemeinsamkeiten aufzeigen.
Lernziele und Beurteilungskriterien
Kompetenzorientierte Lernziele:
Die Schüler*innen lernen…
– Erarbeitung eines Skizzenheftes und dokumentieren der verschiedenen Arbeitsschritte
– Genaues Beobachten –> zeichnen was ich sehe!
– Menschliche Gesichts-Proportionen Frontal und Profil zeichnen
– Lineares Zeichnen
– Räumliche Plastik mit Draht erarbeiten
– Kontraste ausarbeiten
– Saubere Verarbeitung und Einarbeitung von Details
Beurteilungskriterien:
- Experimente differenziert und variiert im Skizzenheft aufgeführt
- Eigenständigkeit & Einfallsreichtum des eigenen Portraits
- Technisches Können, Details und saubere Verarbeitung der Drähte
- Anspruchsniveau
- Gesamtbild und Signifikanz (Charakteristik) des Portraits
ABLAUF (Lek. à je 60min)
Jede Unterrichtseinheit startete mit einer Selbstportrait Zeichnung mit Hilfe eines Spiegels ins Skizzenheft. Es handelte sich um eine One-Take- Zeichnung bei welcher der Stift nicht vom Blatt genommen wird, sowie der Blick nie auf das Blatt schweifen darf. Abwechslungsweise wurde mit der starken und mit der schwachen Hand gearbeitet.
Di 25.01 (2L)
Die erste Stunde startete mit einer Vorstellungsrunde und mit einem kurzen Überblick bis zu den Ferien. Dann startete ich mit einer Einführung ins Thema des Selbstportraits und stellte den Schülerinnen die Aufgabe sich in Gruppen digitale Bilder von sich selbst zu zeigen und diese zu beschreiben. In der 2. Stunde ging es dann Richtung Werkraum ins dunkeln. Dort warteten Kerzen und Spiegel für die 1. Aufgabe: Licht-/Schatten Zeichnen bei Kerzenlicht.
(Bild: Besprechung digitale Bilder & Kerzenlicht Bilder)
Aufgabe auf nächste Stunde: Schülerinnen senden mir ein Selfie, welches in der darauffolgenden Stunde schriftlich beschrieben wird.
Di 01.02 (2L)
Die Stunde begann mit der Beschreibung des Selfies, welches ich ausgedruckt in den Unterricht brachte. Die Schülerinnen sollten in der schriftlichen Beschreibung ins Skizzenheft den Fokus auf folgende Punkte legen: Licht, Schatten, Mimik, Pose, Umgebung.
Danach wurde die Aufgabe 1. in 2er Gruppen besprochen und sich gegenseitig ein Feedback gegeben. Anschliessend wurden die Arbeiten inklusive Feedback im Plenum besprochen.
In einem 2. Teil erstellten die Schülerinnen ein Selfie und veränderten mit den Regulatoren ihres Handys die Tonwerte und Hell-/Dunkel Kontraste. Dieses Bild diente als Vorlage um die Lichtmomente im Gesicht mit weissem Farbstift auf ein schwarzes Blatt zu zeichnen.
Do 10.02 (1L)
Proportionenzeichnen. Schädel Studien. Technik von Frontalansicht zu Profilansicht. Beginn Aufgabe 2, Schritt 1.
Di 15.02 (2L)
Beginn mit Aufgabe 2. Schritt 2. Einführung in Benotete Drahtarbeit.
Di 22.02 (2L)
Arbeit an Aufgabe 2, Schritt 2 und führen des Skizzenhefts.
Do 24.02 (1L)
Abschluss Projekt und Installation. Feedbackrunde. Selbstbeurteilung
Reflexion
Das vielschichtige Selbstportrait Projekt war in der Vorbereitung Zeit aufwendig, unter anderem auch darum, weil ich nicht sehr geübt im Proportionen Zeichnen bin und ich herausfinden musste, wie ich das Erfassen der Proportionen den Schülerinnen weitergeben konnte. Diese Herausforderung gestaltete sich für mich sehr lehrreich und ich habe für mich auch in diesem Bereich einiges an Wissen mitnehmen dürfen. Das allgemeine Feedback der Schülerinnen lautete, dass sie das Projekt als abwechslungsreich, phantasievoll und interessant empfanden. Auch wurde Rückgemeldet, dass der Raumwechsel (Unterrichtsstunde im Werkraum) am Anfang als spannende Abwechslung empfunden wurde. Zudem wurde das festhalten des Arbeitsprozesses als hilfreich bewertet. Hingegen sahen die Schülerinnen meine Zeiteinteilung als zu ambitioniert und hätten sich für die einzelnen Arbeiten mehr Zeit gewünscht. Auch wurde das Erklären von einzelnen Methoden als zu lang empfunden.
Im Grossen und Ganzen Stufe ich das Projekt als gelungen ein. Die Diversität der Aufgaben gaben dem Unterricht immer wieder neuen Schwung und die Schülerinnen konnten in diverse Techniken eintauchen. Das “blind” Zeichnen jeweils am Anfang der Stunde, empfand ich als sehr hilfreich im kreativen Prozess, denn es bildete ein Moment im Unterricht, wo die Kontrolle nicht gefragt war, sondern das loslassen und ausprobieren. Die gegenseitigen Rückmeldungen und die Besprechungen der Arbeiten im Plenum empfand ich bereichernd für den Arbeitsprozess der Schülerinnen, denn das Feedback ermöglicht einen anderen Blickwinkel auf die Arbeit und eröffnet neue Perspektiven. Im zeitlichen Aspekt der Unterrichtsplanung, sollte ich nach dem Motto: “Weniger ist mehr”, meine Unterrichtsvorbereitung betreiben. In der Zusammenarbeit mit meinem Praktikumsbetreuer, schätzte ich sehr die jeweiligen Rückmeldungen gleich im Anschluss der Stunde. Auch hier erlebte ich den Blick von aussen als sehr wertvoll und ich durfte einige Aha – Momente erleben.