Praktikum 1
Kantonsschule Hohe Promenade, 8001 Zürich
3. Klasse Langzeitgymnasium, 8 Doppellektionen, 12 Schüler:innen
Praxislehrperson Claudia Ebnöther
Sachanalyse und Begründungsanalyse
Klassisch oder kurios, spartanisch oder verspielt – die Schüler:innen entdecken den Facettenreichtum im Umgang mit dem Material Ton und keramischer Gefässe. Ein Gefäss hat als Referenz eine eigene Stilgeschichte und Funktion. Einen Inhalt aufzubewahren, zu servieren oder zu präsentieren, orientiert sich am menschlichen Bedürftniss sich auszudrücken und Dinge zu weihen oder ihnen Wert beizumessen. Formen haben sich aus den technischen Fertigkeiten, den praktischen Notwendigkeiten und einem Sinn für Rituale ergeben. Im Projekt behandeln wir eine praktische und inhaltliche Herangehensweise das Kunst- und Gebrauchsobjekte aus Keramik.
Ton ist Erde und eines der ältesten Materialien, das Menschen zu bearbeiten begonnen haben und aus dem sie Werkzeuge, Objekte und Alltagsprodukte formten. Die Schüler:innen lernen das Material kennen und entwickeln eine Sensibilität und ein kritisches Bewusstsein gegenüber Alltagsprodukten aus Keramik.
Lernziele und Beurteilungskriterien
Lernziele
- Die Schüler:innen erhalten einen Einblick in das facettenreiche Material Ton. Die Lernenden sind vertraut mit verschiedenen Techniken im Umgang mit dem Material Ton.
- Die Lernenden entwickeln ein Gefühl für Form, Grösse und Proportionen und können darauf aufbauend Entscheidungen für ihre eigene keramisch gestalterischen Projekte fällen.
- Durch die Betrachtung verschiedener Keramik Künster:innen entwickeln die Schüler:innen parallel zur gesalterischen Arbeit ein Gestaltungsvokabular und die Fähigkeit ihre eigene dreidimensionale Arbeit zu reflektieren.
- Die Schüler:innen erlernen Methoden um aus einer Abstraktion eine gestalterische Arbeit zu entwickeln. Abstraktion bezeichnet die Fähigkeit, reale Dinge gedanklich von einander zu trennen und zu kombinieren, um so Ideen von neuen Dingen zu schaffen.
Beurteilungskriterien
- Prozess: Experimentierfreude und Präzision der gestalterischen Untersuchung, Anschaulichkeit und Gehalt vom Entwurf und Prozess.
- Inhalt und Wirkung: Ausdruckskraft, Eigenstänidigkeit, Variantenreichtum
- Fantasie: Dreidimensionale Denkweise, Kompositorische Raffinesse, Zusammenspiel der Elemente.
- Qualität und Technik: Qualität der Modellier-Technik und Glasur, Sorgfalt in der Tonbearbeitung, Präzision in der Ausarbeitung.
Ablauf
Die Unterrichtsblöcke wurden jeweils durch Kurz- und Vertiefungsübungen sowie mit Inputs zu Theorie und Technik und Zwischenbesprechungen rhythmisiert. Zusätzlich zur Vorführmodellen haben die Schüler:innen manchmal einen QR Code erhalten, welcher sie mit weiteren technischen Zusatzinformationen versorgte.
Einstiegsübung: Daumenschale mit der Pinch-Technik
In einer Kurzübung zum Einstieg in die gemeinsame Arbeitszeit ertasten die Schüler:innen das Material und lernen die Pinch Technik kennen. Ziel der ersten Doppellektion ist es, eine individuelle Daumenschale zu gestalten, welche später gebrannt und glasiert werden kann.
Ingwer als Ausgangslage und Inspiration
Eine grosse Sammlung von Ingwerknollen dienen als Ausgangslage und Inspiration für die Formgestaltung von einem Gefäss. Die Schüler:innen untersuchen mit Stift auf Papier skizzenhaft die Knollen von mehreren Seiten, vereinfachen die Form, erfasse Aussenlinien und Zwischenräume. Welche Formen ergeben sich daraus und was erscheint spannend? Die Schüler:innen entscheiden sich für eine Formgebung und transferiere die Idee in ein Gefäss – Kunst- oder Gebrauchsobjekt (z.B. Vase).
Transformation in ein Kunst-/Gebrauchsobjekt
Die Schüler:innen erstellen mit der Wulsttechnik und dem Material Ton auf Basis von ihrer Skizze ein Objekt. Die Schüler:innen lernen die Fertigkeiten für eine sorgfältige Bearbeitung der Tonoberfläche kennen und nutzen dafür die Modellier Werkzeuge.
Glasieren
Die Schülenr:innen lernen die Arbeitsschritte in der Herstellung von Keramik kennen und dessen Schwierigkeiten: Rohbrand, Glasieren, Glasurbrand.
Präsentation
Wir schliessen das Projekt ab mit einer gemeinsamen Präsentation der Arbeit.
Theorie Input: Diskussion zu zwei Keramik Künstler:innen
Drei Tischgruppen erhalten je einen Begriff und beschreiben dazu die Arbeit von Keramikkünstlerin Margrit Linck und Künstler Joahnnes Nagel:
1. Farbe, 2. Form, 3. Oberflächenstruktur
Reflexion
Die grosse Herausforderung von meinem ersten Praktikum war ganz klar der Umgang mit der lauten und lebendigen Klasse. Die Unterrichtsstörungen waren für mich eine grössere Herausforderung als die Vermittlung der fachlichen Kompetenzen. Das Unterrichtsprojekt hat vom Aufbau über die 8 Doppellektionen grundsätzlich sehr gut funktioniert. Das Projekt eignet sich, um das Material und Modellieren mit Ton kennenzulernen. Ich habe gemerkt, dass ein Unterrichtsprojekt mit Ton ist sehr materialintensiv ist und die Arbeitsschritte gut eingeplant werden müssen, um das Projekt am Ende gemeinsam abzuschliessen. Das Projekt ging in der Planung gut auf. Bei den praktischen Inputs und Vorführungen habe ich ich die Handgriffe an einem kleinen Modell vorgezeigt. Das nächste Mal würde ich stets an einem 1:1 Modell arbeiten, um den Schüler:innen das Arbeitsziel der aktuellen Doppellektion klar vorzugeben. Besonders bei dieser Klasse hätte sich vermutlich ein Projekt mit klaren Vorgaben und einem Aufbau in Mini-Sequenzen besser geeignet. Das Projekt war für diese Klasse vielleicht zu abstrakt und frei, so dass es an Konzentration mangelte und der Spielraum für Unterrichtsstörungen ausgenutzt wurde.