Das BG-Projekt bewegt sich im Rahmen des Beobachtens und Erfindens im zeichnerischen Bereich und um die Selbstdarstellung, als Mischwesen.
SACH- & BEGRÜNDUNGSANALYSE
Die Erschaffung von Mischwesen oder Chimären ist seit Jahrtausenden in beinahe allen Hochkulturen zu finden. Auch unsere Popkultur bedient sich solcher Fabelwesen, weil sie so facettenreich sind. Solche Hybride sind nicht mehr allein auf die bildnerische Form mittels Phantasie eingeschränkt, sondern vollzieht sich im realen Schöpfungsakt der Naturwissenschaftler. Die Forschungsvorhaben und Experimente werfen uralte ethische Fragen nach dem Unterschied zwischen Tier und Mensch ganz neu auf. Die eigene Auseinandersetzung mit anderen Arten bzw. dem Fremden in eine künstlerische Arbeit umzusetzen, scheint mir eine interessante und erkenntnisreiche Aufgabe zu sein. Chimären eignen sich bestens um Ängste oder Hoffnung auszudrücken. Besonders in Übergangsphasen bzw. in Zeiten des Umbruchs sind sie Projektionsfläche der Verfasstheit einer Gesellschaft. Die flexible Kombination von Realität und Phantasie und der bewusste Einsatz der eigenen Vorstellungskraft sind wichtige Fähigkeiten in vielen Bereichen des Lebens. Sei es als Visualisierung von Religion und Mythos oder der künstlerischen Freiheit und das kombinatorische Spiel mit Form und Inhalt – Es ist und bleibt ein überzeitliches Thema, dass sich inhaltlich und visuell stets wandelt und neu legitimiert.
GROBZIELE / KOMPETENZERWERB
- Inhaltliche Auseinandersetzung über kunstgeschichtliche und aktuelle Themen in Bezug auf das Verhältnis von Menschen und Tier fördern.
- Eigene Phantasie anregen und aktuelle Themen in die Ideenfindung einfliessen lassen.
- Lernen Mensch- und Tierformen zu kombinieren, so dass ein neues Mischwesen entsteht.
- Form, Ausdruck, Charakteristik und Räumlichkeit erschliessen und zeichnerisch umsetzen.
- Aus einem zweidimensionalen Medium eine dreidimensionale Wirkung erzielen
- Lernen über eigene und fremde Arbeiten zu sprechen
BEURTEILUNGSKRITERIEN
Inhaltliche Umsetzung
-Die Beschreibung aus dem Steckbrief ist ersichtlich
Formale Umsetzung
-Adäquate und spannungsvolle Auswahl der Komposition und Farben
Technische Umsetzung
-Sinnvolles und eigenwilliges Ausreizen der technischen Möglichkeiten
Prozess
-Die Arbeit wird in einer Vielzahl von Entwurfsskizzen entwickelt
ABLAUF
Das Praktikum wurde in Hofwil, im Gymnasium für Talentförderung, in der Gym 1 Klasse, bestehend aus acht Schüler:innen, durchgeführt. Dauer: 16 Lektionen
Als Einstiegsübung, Vorstellungsrunde und Sensibilisierung für das Thema spielen wir gemeinsam die Methode «Cadavre Exquis» durch. Es ist eine aus dem Surrealismus entstandene Vorgehensweise, um dem Zufall Raum zu geben. Die fertigen Zeichnungen werden jeweils mit dem Namen versehen und dienen als Namensschilder.
Als Einführung und theoretischen Hintergrund werden die Bedeutungen der Metamorphose in der Biologie, Mythologie, Kunst, Digitalen Welt und Popkultur, sowie die Ethik der Genmanipulation und Mutation thematisiert. Dabei findet eine dialogische Auseinandersetzung über aktuelle Themen in Bezug auf das Verhältnis von Menschen und Tieren statt.
In Tandem unterstützen sich die Sus, um fotografische Selbstinszenierungen in einem Raum (im Schulhaus oder Im Freien) festzuhalten. Wichtig ist, dass sie dabei versuchen die Rolle einer Kreatur einzunehmen. Die Nachahmung eines Mischwesens vollziehen sie durch ihre Körpersprache bzw. Pose, Mimik, Gestik, Emotionen und Mode. Ebenso ist die Raum-Wahl bzw. die spielerische Interaktion mit dem Umfeld wesentlich. Die ausgedruckten Fotos dienen als Vorlage für das weitere Vorgehen.
Auf ein A2 Format skizzieren die Sus mit Bleistift und wasservermischbaren Neocolors mögliche Kombinationen zwischen den fotografischen Selbstinszenierungen und den ausgewählten Tierobjekten.
SuS treffen eine Auswahl aus ihren bisherigen Skizzen für die Haupt-Zeichnung. SuS integrieren ihr Mischwesen in einer passenden Umgebung. Motto: Vom Raum zum Traum. Die Hauptzeichnung dient einerseits der Entscheidungsfindung. Andererseits dient sie als Herausforderung, die Ambivalenz, die die Mischwesen charakterisieren, kompositorisch und eingebettet in einem passenden Umfeld, abschliessend festzuhalten.
FOLGEPROJEKT
Es wäre durchaus interessant die experimentelle und zeichnerische «Laborphase» in die Öffentlichkeit hinauszutragen bzw. dass die SuS performativ in die Rolle ihrer Mischwesen schlüpfen und die Öffentlichkeit als Bühne nutzen. Diese Performances könnten fotografisch oder mit einem Video dokumentiert werden. Der Blick auf den Körper im Raum, das Hinterfragen zwischen aktivem Subjekt und passivem Objekt und das Auflösen von Machtstrukturen, Zwänge und Konventionen durch Befreiungsprozesse könnten weiterführende Themen zu diesem Folgeprojekt sein.