ABSTRACT
Die Schüler*innen (3. Klasse Kantonsschule Reussbühl) setzen sich mit dem Müll in der Natur auseinander. Sie sammeln Müll in der Natur und fotografieren Landschaften. Die Landschaftsfotografien werden nun anhand der Müllstücke dreidimensional nachgestellt. Dabei achten die SuS auf die Landschaftsformen, sowie Hell-/Dunkel-Farbkontraste. Es entsteht eine Assemblage-Arbeit aus Müll.
SACHANALYSE
Die SuS fotografierten diverse Landschaften und inszenierten darin ein Müllstück. Dabei behandelten wir vorerst künstlerische fotografische Qualitäten wie Objektausschnitt, Perspektive, Hintergrund/Vordergrund, scharf/unscharf, Formen und Farbe. Anschliessend wählten sie einen Ausschnitt einer Fotografie aus, welche sie für die Assemblagearbeit nutzen wollten. Mit dem Ziel ein vertieftes Verstehen für den Bildaufbau des Fotografie-Ausschnittes zu erlangen, erteilte ich theoretische Inputs zur Bildaufteilung und Formen. Die Schüler*innen wurden zudem von mir in die Theorie der Farbbestimmung anhand von Hell-Dunkel-Kontrasten eingeführt. Die einzelnen Formen des Fotografie-Ausschnittes wurden analysiert auf Hell-Dunkel-Kontraste, Anordnung und die Bewegungsrichtung. Für den weiteren Vorgang brachte ich den SuS die Technik der Rasterübertragung bei. Anhand der Rasterübertragung zeichneten sie die Hell-/Dunkel-Kontraste des fotografischen Abbildes auf einen Karton. Dieser wurde nach einer Müllsammel-Aktion mit Abfallteilen dreidimensional beklebt. Dabei sollten die Müllteile so angelegt werden, dass die Formen des Fotografie-Ausschnittes auf dem Karton wieder zu erkennen sind. Der Müll sollte dann der Fotografie entsprechend in heller bzw. dunkler Farbigkeit gewählt werden, sowie nach vorgegebener Anordnung und Bewegungsrichtung aufgeklebt werden.
Im Unterricht betrachten und analysieren wir Assemblagearbeiten aus Müll von den Künstler*innen Parvathi Nayar (Indien, 1964), Jane Perkins (UK, 1958) und Tom Deininger (USA, 1950). Diese sollten als Inspiration dienen für die eigene Assemblagearbeit.
BEGRÜNDUNGSANALYSE
Die Umweltverschmutzung ist ein aktuelles und zentrales Problem in unserer Gesellschaft. Sich im Schulunterricht mit Abfallverursachung und Upcycling auseinanderzusetzen, trägt dazu bei, die SuS auf die Problematik aufmerksam zu machen und für sie alternative Handlungen anzukurbeln. In der Kunstarbeit Müllassemblage reflektieren die SuS über Abfall in der Natur und wie sie diesen wiederverwerten können. Im vermeintlich wertlosen Abfallobjekt entdecken die SuS den materiellen Wert wieder.
LERNZIELE & BEURTEILUNGSKRITERIEN
Das Projekt Mülllandschaft enthält die BG Themen der Landschaft und der Farbenlehre. Lernziel war es Fotografien der Landschaft auf ihre Formen, Flächen, Linien, Bewegungsrichtungen, Farben und Hell-Dunkel-Kontraste analysieren zu können. Des Weiteren war es Lernziel die analysierten obengenannten künstlerischen Qualitäten in einer Assemblagearbeit wiederzugeben und farblich neu zu interpretieren. Dafür wurde die Technik der Rasterübertragung gelernt, sowie die Müllstücke nach Farben, Hell-Dunkel-Kontraste, Formen und Richtungen auszuwählen, zuzuschneiden und anzuordnen. Ferner wurde gelernt das eigene Werk sowie das der Mitschüler*innen anhand der Bewertungskriterien zu analysieren und Verbesserungsmöglichkeiten zu entwickeln. Des weiteren lernten die SuS eigene Arbeitsstrategien wahrzunehmen, zu benennen und gegenseitig zu erweitern.
Die Assemblagearbeit wurde anhand der Farbinterpretation beurteilt. Die SuS konnten die Farben für ihre Assemblage selbst wählen. Diese sollte sich jedoch nach den Hell-Dunkel-Kontrasten des Fotografie-Ausschnittes richten.
Des Weiteren wurde die Assemblagearbeit nach der Form des Foto-Ausschnittes bewertet. Die Formen des Fotografie-Ausschnittes sollten auf der Assemblage wiedererkennbar sein.
ABLAUF
- Doppellektion – Landschaftsfotografie
In der ersten Doppellektion stellte ich mich kurz vor und führte die SuS in das Thema Müll ein: Noch unwissend schlossen sie die Augen und erhielten jeweils ein Müllstück in die Hand, welches sie ertasteten. Gemeinsam als Klasse sollten sie herausfinden, was sie in der Hand hielten: Müll.
Nach diesem Einwärmungsspiel sollten die SuS ihr eigenes Müllstück auf dem Schulgelände finden und sich mit diesem kurz vorstellen. Dabei sollten sie ihr Name nennen und folgende Fragen beantworten:
2. Doppellektion – Müll sammeln
In der zweiten Doppellektion betrachteten wir gemeinsam die Fotografien der letzten Unterrichtseinheit und analysierten sie anhand den künstlerischen Qualitäten. Anschliessend führte ich die SuS in die Hauptarbeit der Müllassemblage ein. Dafür zeigte ich Beispiele von Künstler*innen die bereits mit Müll Assemblage hergestellt haben: Parvathi Nayar (Indien, 1964), Jane Perkins (UK, 1958) und Tom Deininger (USA, 1950).
Bevor es zum eigenen Müllsammeln los ging, brainstormten wir an der Wandtafel wo wir überall in der Umgebung Müll finden können, sowie welchen Müll wir nicht haben wollen (unhygienisch, gefährlich).
Nach dem Müllsammeln ordneten wir die gesammelte Objekte nach Farben an und stellten fest, welche Farben für die kommende Arbeit noch fehlt. Zudem erzählten die SuS woher sie den Müll hatten und wie es ihnen bei der Müllsammlung ergangen ist.
3. Doppellektion – Formen und Linien der Landschaft
In der 3. Doppellektion wurden die SuS in die Bewertungskriterien der Assemblage eingeführt. Anschliessend wählten sie zwei Ausschnitte von ihren Fotografien aus. Dabei sollten sie darauf achten, dass die Ausschnitte grössere Flächen enthalten und nicht zu viele einzelne Details. Ausserdem sollte der Ausschnitt ausgeprägte Hell-Dunkel-Kontraste aufweisen. (Diese Bedingungen erleichterten die folgende Assemblagearbeit.) Auf Transparentpapiere zeichneten die SuS erstmals die Grundflächen der Fotografie-Ausschnitte ein. Anschliessend schraffierten sie dunkle Flächen ein und unterstrichen markante Details des Ausschnittes.
4. Doppellektion – Rasterübertragung & Start Assemblage
In der 4. Doppellektion erklärte ich den SuS die Technik der Rasterübertragung. Anschliessend übertrugen sie die Zeichnung des Transparentpapieres auf einen Karton. Das Format des Kartons konnte in A3 oder A4 gewählt werden.
Einzelne starteten bereits in dieser Lektion mit der Müllassemblage. Dafür erteilte ich einen kurzen theoretischen Input über die Farbwahl und der Formrichtung. Die SuS durften die Farben frei nach Hell-Dunkel-Kontrasten wählen. Damit der Fotografie-Ausschnitt auf der Assemblage wiederzuerkennen ist, mussten sie darauf achten, dass sie sich selber konsequente Farbregeln aufbauten. (Zum Beispiel wähle ich für alle gelbe Blüten Hellblau. Für alle dunkelvioletten Blüten wähle ich Dunkelblau.) Bei der Formrichtung mussten sie die einzelnen Objekte im Fotografie-Ausschnitt auf ihre Bewegungsrichtung analysieren und ihr Müllstück in entsprechender Richtung platzieren.
5. und 6. Doppellektion – Start bzw. Weiterführung Assemblage
Bevor die SuS in der 5. und 6. Doppellektion an der Müllassemblage weiterarbeiteten, wiederholte ich zu Anfang der 5. Doppellektion nochmals kurz den Input der Farbwahl und Formrichtung. Da mir aufgefallen ist, dass SuS Schwierigkeiten hatten mit Müllstücken kompliziertere Formen des Fotografie-Ausschnittes abzubilden, entschied ich mich, ihnen zusätzlich einen Input über Form-Füllung zu geben. Dabei können schwierige Formen aus Papier oder Stoff genau zugeschnittenen und aufgeklebt werden. Anschliessend können 3D Müllstücke darüber geklebt werden.
7. Doppellektion – Selbstbeurteilung und Weiterführung Müllassemblage
In dieser Doppellektion starteten wir mit einer Selbstbeurteilung über die Assemblagearbeiten. Zuerst schrieben die SuS für sich 5 min einen Text in dem sie reflektierten, was bereits gut gelungen an der Arbeit ist und wo es Verbesserungspotenzial gibt. Des Weiteren reflektierten sie ihre eigene Arbeitsstrategien und Fragen welche sie zur Assemblagearbeit haben. Anschliessend führten sie eine Bildbetrachtung an der Arbeit des Tandempartners / der Tandempartnerin durch. Sie analysierten das Bild anhand den Bewertungskriterien. Sie machten sich dazu Notizen und hielten auch Strategien fest, welche sie dem/der Tandempartner*in weiterempfehlen würden. Nun tauschte sich das Tandem über die Analysen, Strategien und Fragen aus. Mit den neuen Erkenntnissen arbeiteten sie an ihrer Assemblage weiter und führten sie zu Ende.
8. Doppellektion – Ausstellung und Reflexion
In der Abschlussdoppellektion verwandelten wir das Klassenzimmer in ein Kunstmuseum. Wir stellten unsere Assemblagearbeiten aus. Wir liefen still durch den Raum und betrachteten jedes einzelne Werk. Zu jeder Arbeit konnte ein Wort oder ein Satz aufgeschrieben werden, was einem spontan dazu einfiel.
Anschliessend reflektierten die SuS ihre Arbeiten in Form eines kleinen Textes. Dafür schrieben zuerst alle ein Wort auf, welches nicht zum Müllthema passt. Diese Wörter wurden in einer Plastiktüte gesammelt. Nun beantworteten die SuS die Reflexionsfragen und all paar Minuten wurde ein Wort aus der Tüte gezogen. Dieses musste in den Reflexionstext integriert werden. So entstanden kreative und amüsante Reflexionstexte.
Zum Abschluss bildeten wir 6 Kleingruppen, welche sich als Kurator*innen und Kunstexpert*innen ausgaben. Sie durften für die Schulausstellung jeweils eine Arbeit auswählen und begründeten ihre Auswahl nach künstlerischen Qualitäten. Diese sechs Arbeiten sind nun in der Kantonsschule Reussbühl ausgestellt.
REFLEXION
Die SuS schätzten es im Mülllandschaftsprojekt vor allem, rausgehen zu können und Müll einzusammeln. Auch das selbst Auswählen der Farben wurde sehr genossen, sowie das längere Arbeiten am Projekt und sich darin vertiefen zu können. Das Projekt enthält für die SuS allerdings auch herausfordernde und komplexe Aufgaben. Die SuS sollten für ihre Assemblage Müll wählen, welcher förmlich sowie auch farblich (nach Hell-Dunkel-Kontrasten) der Fotografie entspricht. Die Farbauswahl ist jedoch stark begrenzt, auf ihren gefundenen Müll. Somit war dieser Farbaspekt herausfordernd, ist jedoch bei den meisten SuS gelungen. Doch das einzeln gewählte Müllstück sollte nicht nur farblich, sondern auch noch in der Form passen. Das Zuschneiden oder Biegen von 3D Müllstücken war schwierig. Somit arbeiteten viele SuS mit weichem 2D Müll, welcher einfach der Form anzupassen war. Dies brachte mit sich, dass viele Endergebnisse mehr einer 2D Collage entsprachen, anstatt der ursprünglichen Idee der Assemblage, welche 3D ist. Nächstes Mal würde ich die Aufgabe wie folgt vereinfachen: Die Mülllandschaft soll als Collage bearbeitet werden. Wobei nur ein gewähltes Element der Fotografie 3D herausgearbeitet wird. Des Weiteren ist das Format der Pappwand zu verkleinern. Den wenigstens SuS gelang es in der Praktikumszeit, die gesamte A3 Pappwand zu gestalten. Ich empfehle mit einem Format von A5 oder max. A4 zu arbeiten.