1. Abstract
Das Ziel des Projektes ist am Beispiel Kristall einen Diskurs über die Verbindungen von Kunst, Mensch und Natur anzuregen. Dabei werden Naturbeobachtungen von Kristallen mit durch das Gestein ausgelösten Assoziationen verbunden.
Im Rahmen eines Praktikums an der Kantonsschule Reussbühl in der 5. Klasse wurde das Unterrichtsprojekt «Spurensuche im Kristall» während 8 x 2 Lektionen im HS 2024 umgesetzt. Das Unterrichtsprojekt wurde auf Basis der künstlerischen Arbeiten zum Thema Kristall von Christina Peretti entwickelt. Als Einstieg wurde das Atelier von Christina Peretti besucht, wobei die SuS Einblicke in verschiedene Arbeiten zum Thema und künstlerische Strategien beobachten konnten. Später setzen die SuS eigene Zeichnungen zum Thema Kristall um, wobei erst exakte Naturbeobachtungen erstellt wurden. Darauf entwickelten die SuS eigene im Gestein gesehene Assoziationen und fotografische Analogien. Als letzter Teil überlagerten sie die Naturbeobachtungen mit den Assoziationen. Im Teil der Assoziation und Analogie wurden sie explizit zu einer freien, offenen Arbeitsweise aufgefordert, wobei eigene Interessen einbezogen sind. Um die offenen und prozesshaften Teile des Projektes zu dokumentieren und zu bewerten, haben die SuS ein Prozess-Journal geführt. Dieses wurde mit einer schriftlichen Reflexion über das ganze Projekt in Bezug auf ein «fertiges Bild» abgeschlossen. Das Unterrichtsprojekt verbindet Theorie mit Praxis und kombiniert offene und geschlossene Elemente. Der gestalterische Prozess und das Produkt sind als gleichwertig betrachtet. Die Leitfrage inwiefern am Beispiel Kristall Bezüge zur Natur, Kunst und Mensch entwickelt werden, wurde durch Diskussionen im Plenum, Gruppenarbeiten, sowie persönlichen Reflexionsfragen laufend angeregt.
2. Inhalt
2.1 Sachanalyse
Ideensammlung
Entscheidung Idee 6: Spurensuche im Kristall
Künstlerische Bezüge: Langzeitzyklen zum Thema Kristall aus der freischaffenden Praxis als bildende Künstlerin
In ihren Zeichnungen, Fotografien und der Videokunst zeigt Christina Peretti ihre Sicht auf die Verbindungen zwischen Natur, Mensch und Kunst. Die Geologie ist für sie das wichtigste Inspirationsfeld. Sie verbindet Geologie und Kunst und verwendet geologische Metaphern wie Kristall, Vulkan, Eis, Sediment, Luft usw., um künstlerische, psychologische oder soziale Prozesse zu beschreiben. In ihrer Arbeit untersucht sie Kontraste und Prozesse des Werdens und Vergehens und interessiert sich für neurologische Prozesse der Erinnerung, der Assoziation und des Unterbewusstseins. (Mehr Information zu den Werken von Christina Peretti ist unter www.christinaperetti.com sichtbar).
Steine erzählen Geschichten, Kristalle bergen Zeichnungen in sich: Diese Vorgaben bilden Ausgangspunkt für die Arbeit «Walk of Lines» von Christina Peretti. Während mehr als zehn Jahren hat Christina Peretti für die Entwicklung dieser immer noch nicht abgeschlossenen Zyklen Kristalle beobachtet und ihre Wahrnehmung auf verschiedene Träger wie Papier, Video, Fotografie oder Performance übertragen. Die Bilder zeigen eine Videoinstallation: eine animierte Kristallzeichnung wird anhand von einem Beamer auf einen Kristall projiziert (Videoinstallation ausgestellt im Bündner Kunstmuseum 2011, Foto Stefan Schenk), sowie ein Beispiel einer «Kristallzeichnung auf Papier». Für das Unterrichtsprojekt wurde auf den Teil fokussiert, der eine Umsetzung auf Papier verfolgt.
Materialerprobung in Richtung Plakat Art/ Urban Art
Ein Ausschnitt einer aktuellen Kristallzeichnung wurde auf ein Plakat im Weltformat übertragen und im Vögeli Gärtli ausgestellt. Dabei wurde beobachtet, dass die Zeichung nochmals eine andere Transformation in den Raum erfährt. Die Zeichnung fängt an sich mit dem Umgebungsraum zu verbinden und dehnt sich aus. PlakatArt könnte sich ggf. für Unterrichtsprojekte in Richtung Urban Art eignen.
Bezüge zu weiteren Kunstschaffenden und Kunstgeschichte/LandArt/Zeichnung…
2.2. Bedingungsanalyse
Das Praktikum startete am ersten Tag direkt nach den Sommerferien mit einer 5. Klasse und 17 SuS, welche in diesem Jahr ihre Matura absolvieren und umfasste 8 Doppellektionen. Die Praxislehrperson Andreas Camenisch (2024) hat die Klasse als allgemein gut und kooperativ beschrieben mit einer eher grossen Streuung an verschiedenen Lernlevels. Da es sich nicht um eine Klasse mit Schwerpunktfach bildnerisches Gestalten handelt, interessieren sich nicht alle der SuS für das Fach bildnerische Gestalten gleich. Thematisch wurden für das Praktikum keine Vorgaben gemacht. Ein Projekt, welches mit einer künstlerischen Praxis und dem Thema Natur verbunden ist, wurde als für die Klasse interessant und gut machbar eingestuft. Die Klasse hatte bereits Vorwissen im Bereich der Naturbeobachtung. Die Räume sind modern eingerichtet mit einem Präsenter. Materialien waren zahlreich vorhanden.
2.3 Begründungsanalyse
a) Kunst als Antriebskraft
Aufgrund dieser Informationen stellte sich die Frage, wie das Interesse der SuS für Kunst möglichst angeregt werden kann. Es wurde beschlossen, ein Projekt aus der eigenen künstlerischen Praxis heraus zu entwickeln und dies mit einer Exkursion zu verbinden. Es verfolgt damit das fachdidaktische Anliegen des Masterstudiengangs Kunst und Vermittlung der Hochschule Luzern, Design Film Kunst. Zudem bezieht es sich auf den Lehrplan der Kantonsschule Reussbühl und die Lebenswelt der SuS.
Exkursion zum Atelier von Christina Peretti
Zu Projektstart fand eine Exkursion zum Atelier von Christina Peretti statt, wobei Kunstwerke zum Thema Kristall diskutiert wurden. Ziel war es, durch vielfältige Sinnesanregungen Neugier und Interesse zu wecken. Es können künstlerische Strategien verdeutlicht und damit Zielstrukturen klarer werden. Erzählungen von Kunstschaffenden zeigen Motive für die Entwicklung von Kunst auf und schaffen neue Bezüge, die sich mit den Werten der SuS verbinden. Das kann motivieren.
b) Gesellschaftliche Fragestellungen: Verbindungen von Mensch, Natur und Kunst
Der Klimawandel ist ein bedeutendes gesellschaftliches Problem, das vor allem junge Menschen in der Zukunft betreffen wird. Die Beziehung zwischen Mensch, Natur und Kunst ist daher bildungsrelevant und gehört zu den Schlüsselproblemen der Didaktik nach Klafki. Als Künstlerin nutze ich geologische Themen, um das Bewusstsein für Umweltfragen zu schärfen und das Publikum für geologische Prozesse zu sensibilisieren, was auch im Unterricht Anwendung finden kann. Obwohl das Thema nicht umfassend in acht Doppellektionen behandelt werden kann, lässt sich am Beispiel Kristall ein Diskurs über die Verbindung von Mensch, Natur und Kunst anregen. Jugendliche können durch Assoziationen individuelle Zugänge zu Naturobjekten entwickeln. Die Unterrichtseinheit integriert interdisziplinäre Vernetzungen zur Geologie, wobei ich langsame geologische Prozesse nutze, um Vergänglichkeit und Veränderung zu erforschen. Die Verbindung von Kunst und Geologie ermöglicht eine neue Diskussion über Zeit und Raum, indem die Spuren jahrtausendealten Gesteins den eigenen künstlerischen Spuren und der Lebenszeit gegenübergestellt werden. Die Zeit wird dadurch relativiert.
c) Lebenswelt der SuS
Die Frage nach einer Zukunft, welche trotz ökologischen Problemstellungen als möglichst hoffnungsvoll und konstruktiv entwickelt wird, entspricht aktuellen Themen, die auch Jugendliche beschäftigen können wie dies anhand von Bewegungen wie «Fridays for future» erkennbar ist. (vgl. https://fridaysforfuture.de). Diese gewichtigen Fragen können im Projekt indirekt «poetisch-luftig» aufgenommen werden. Das Unterrichtsprojekt verfolgt den Ansatz solche Diskurse anhand von praktischen eigen-gestalterischen Zugängen, sowie Theorie- Bezügen zu entwickeln. Im Vordergrund dieser Vertiefung steht die formale Auseinandersetzung der Zeichnung unter dem Aspekt der Naturbeobachtung und Assoziation. Die Betrachtung von Kristallen hat einerseits eine exemplarische Bedeutung, wie auch eine Zukunftsbedeutung.
d) Lehrplanbezug
Das Projekt bezieht sich auf dem Lehrplanbezug der Kantonsschule Reussbühl auf den im Lehrplan erwähnte Kompetenz «Aktionen und Installationen im Bezug zum Raum entwickeln (Performance/ Land Art/Urban Art)»
Durch die genaue Betrachtung des Naturobjektes, sowie die Bezüge zur Geologie ist die Sparte «LandArt» inhaltlich berührt. Durch den Blick auf eine Kristall Struktur anhand eines Binokulares ist eine andere Raumerfahrung möglich. Ein mikroskopischer Raum wird «betreten» und vergrössert auf ein Stück Papier gebracht, wobei die Linien eine Transformation zu Kunst erfahren. Diese Raumerfahrung wird erneut aufgespannt-durch Bezüge, welche die SuS anhand von fotografischen Analogien in ihrer Lebenswelt sammeln. Es entsteht eine Bewegung des Mikrokosmos bis zum Makrokosmos, vom Naturraum zum urbanen Raum. Ein weiterer Lehrplanbezug besteht zu folgenden Kompetenzen:
«Kompetenz zur Beurteilung ästhetischer Objekte entwickeln. (Besuche von Museen, Galerien und Kunstschaffenden)»
«Gestalterische Prozesse selbständig iniziieren, reflexiv weiterentwickeln, zu einem begründeten Abschluss zu bringen und dokumentieren.»
Die Entwicklung der Kompetenz zur Beurteilung ästhetischer Objekte, wurde mit der Exkursion zu einem Atelier betont. Der zweite Punkt, der die selbstständige Initiierung, Weiterentwicklung und Dokumentation gestalterischer Prozesse umfasst, wurde im offenen Unterrichtsteil aufgegriffen. Durch die Einbindung teils offener Formen werden überfachliche Kompetenzen wie selbstintentionales Lernen, Kreativität, Problemlösefähigkeit, Umgang mit Komplexität, sowie Reflexionskompetenz gefördert.
e) Begründung zu einem wahldifferenzierten Unterricht
Die Wahl einer Mischung zwischen geschlossenen und offenen Elementen wurde getroffen, um einerseits ausreichend Struktur, Vorübungen, Strategiewissen anzubieten, sodass verschiedene Lernlevels und Bedürfnisse eingebunden und begleitet werden können. Andererseits durch offene Elemente Möglichkeiten anzubieten, dass SuS eigene Interessen und Ideen in das Projekt einbringen können. Damit kann Motivation und selbstintentionales Handeln gestärkt und auf Bedürfnisse nach Autonomie von Jugendlichen eingegangen werden. Ein Umgang mit Komplexität, Problemlösefähigkeit, Kreativität zu entwickeln sind wichtige Schlüsselkompetenzen für zahlreiche Berufsfelder, die durch offene Lernformen gefördert werden.
Auf formaler Ebene fordert dieses Projekt dazu auf einerseits genau zu beobachten und diese Wahrnehmung in Zeichnungen aufzunehmen, weiter Schritte zur Abstraktion zu machen und eigene Ideen und Interessen zu visualisieren. Dies ist zwar eine herausfordernde Aufgabenstellung, kann jedoch durch diese Kombination und Coaching der LP gut bewältigt werden.
3. Lernziele und Beurteilungskriterien
Hauptlernziel: Am Beispiel Kristall einen Dialog über die Verbindungen von Mensch, Kunst und Natur anregen.
Davon abgeleitete Lernziele: Produktive Teile
Die SuS…..kennen einige Zeichnungskurzübungen zum Thema Kristall.
…können Naturbeobachtungen von Spuren im Kristallinnern und Umrisse von Kristallen mit Hilfe von Lupen und Binokularen zeichnerisch entwickeln.
…können dabei beobachte künstlerische Strategien aus dem Atelierbesuch mit Hilfe der LP in ihrer eigenen Arbeit einsetzen, sowie ihr Vorwissen zum Thema Zeichnung und Räumlichkeit aktivieren. (dicke/dünne Linien, Überlagerungen, Schattierungen, Abstraktion, Tempo der Zeichnung etc.)
…können anhand von Ideennetzen und Wahrnehmungsübungen Assoziationen zu Spuren im Gestein und zu eigenen Interessen finden und diese in Zeichnungen auf A4 Papier mit Farbstiften und Bleistiften umsetzen.
…können Analogien zu erstellten Kristall-Skizzen anhand von Fotografien (Handy Fotografie, Lebensweltbezüge) herstellen und können dabei wichtige Parameter des Mediums Zeichnens schrittweise und mit Hilfe der LP einsetzen. (Schritte in Richtung Abstraktion, Vereinfachung von Komplexität)
…können die Naturbeobachtung mit der Assoziation mit Hilfe von Leuchtpulten überlagern und dazu mindestens drei Varianten erstellen. Die SuS treffen dabei eigene Entscheidungen (was wähle ich aus? was zeige ich, was lasse ich weg?) und beziehen die Bildkomposition mit ein.
Reflexive Teile:
Die SuS… …können eine eigene Haltung was Ihnen Kunst bedeutet in ihrem Leben oder Alltag schriftlich formulieren
…können Gedanken (über Bildwirkungen, Assoziationen, Emotionen usw.) zu Arbeiten von Kunstschaffenden zum Thema Kristall mündlich und in Stichworten schriftlich formulieren, Titel zu den Bildern erfinden und Vermutungen entwickeln, was Kunstschaffende beschäftigt hat.
…können über das Thema Natur, Mensch, Kunst am Beispiel Kristall unter Anleitung der LP an verschiedenen Projektphasen diskutieren.
… können über die Kriterien des Mediums Zeichnung, sowie den Sinn des Zeichnens (macht das Sinn im digitalen Zeitalter?) in Gruppengesprächen, sowie Plenumsdiskussion unter Anleitung der LP reflektieren.
…können ihren Arbeitsprozess in einer Mappe sammeln und mit einem Prozessjournal in Stichworten, kurzen Sätzen oder Skizzen beschreiben und mit einer halben Seite als Reflexion abschliessen, wobei Gedanken zur Mensch- Natur- Beziehung integriert werden können.
Beurteilungskritierien
Das Unterrichtsprojekt beinhaltet offene und geschlossene Elemente. Der künstlerischen Prozess und das Produkt sind als gleichwertig betrachtet. Aus diesem Grund wird nicht nur das Endprodukt, sondern auch der Prozess bei den Kriterien einbezogen.
An die SuS abgegebene Bewertungskriterien der gestalterischen Arbeit:
Aus ihren erstellten Zeichnungen zum Thema wählen Sie zur Bewertung aus:
- 1 Zeichnung aus Aufgabe 1, Naturbeobachtung, die weiterverfolgt wurde
- 3 Zeichnungen aus Aufgabe 3, Assoziation (Überlagerung auf A3 Format)
Es werden nur die Zeichnungsarbeiten zum Thema assoziative Verknüpfung bewertet. Auftrag 1 und 2 sind jedoch Grundlagen zur bewerteten Aufgabe. Den Prozess zeigen Sie erstens durch ihre Zeichnungen in der A3 Mappe, sowie in ihrem Beschrieb im Prozessjournal auf. (Bewahren Sie auch die nicht ausgewählten Zeichnungen daher unbedingt in ihrer Mappe auf.)
4. Ablauf
Grobe Strukturierung (Überblick alle 8 DL)
- Gemeinsamer, geschlosseren Teil: Vorübungen, Atelierbesuch: Modelling Strategien, Neugier anregen
- Praktischer Teil: 1. Naturbeobachtungen mit Binokularen (gemeinsam, eher geschlossen)
- Individueller, mehr offener Teil: Analogien & Assoziationen entwickeln: eigene Interessen einbringen, Wahl von eigenen Themen
- Überlagerungen der beiden Teile als Endprodukte: Synthese
- Präsentation
DL1: Einstieg mit Kurzübungen zum Zeichnen mit Kristallen
Die erste Doppellektion fand an einem Montag am ersten Tag nach den Sommerferien im Schulzimmer statt. Dabei wurde auf praktische Einstiege gesetzt, um im Kopf im Schulzimmer «anzukommen», sowie Neugier für das Thema zu wecken. Als erstes haben die SuS Begriffe zu Landschaften aus den Ferien an die Wandtafel geschrieben, dabei etwas über ihre Ferien erzählt, um einen Übergang von den Ferien zu finden. Dann wurden sie direkt anhand von zeichnerischen Kurzübungen in das praktische Arbeiten überführt. Die SuS haben auf ihrem Pult je einen Kristall in einem schwarzen Papiersack vorgefunden. Die Aufgabe war diesen nicht anzuschauen, sondern im Sack drin zu ertasten und dabei «blind» eine Zeichnung zu erstellen.
- Kristall blind zeichnen: (5min) In je einem schwarzen Sack vor ihnen konnten die SuS je einen Kristall ertasten und waren aufgefordert diesen blind auf ein Papier zu bringen.
- Kristall sehend zeichnen (15min): Bei der nächsten Übung waren die SuS aufgefordert den Kristall herauszunehmen und diesen sehend abzuzeichnen.
- Kristall zeichnen mit Hilfe einer Lupe: Die dritte Übung beinhaltete den Auftrag den Kristall mithilfe einer Lupe abzuzeichnen dabei jedoch nicht nur äussere Formen zu beachten sondern auch Spuren, die im Kristallinnern sichtbar sind. Die Lupen können unterstützen diese vergrössert wahrzunehmen.
Die unterschiedlichen Zeichnungszugänge wurden anschliessend im Plenum diskutiert und einander gegenüber gestellt. Dabei konnte Vorwissen zum Thema Zeichnung und Naturbeobachtung aktiviert wurden. Dann wurde auf die Exkursion vorbereitet und eine Hausaufgabe erteilt zur Aktivierung weiteren Vorwissens: Welchen persönlichen Bezug habe ich zur Kunst? Was bedeutet für mich «die Natur»? (Arbeitsblatt)
DL 2: Exkursion zum Atelier von Christina Peretti, Viscosi- Areal, Emmenbrücke
Ablauf:
- Freie Exploration der SuS verteilt in zwei Räumen: Methoden: kooperatives und entdeckendes Lernen
In 3- er Gruppen und ausgerüstet mit einem Arbeitsblatt auf Klemmbrettern, konnten die SuS verschiedene Kunstwerke frei explorierend in zwei Atelierräumen betrachten, Eindrücke diskutieren und in Stichworten auf dem Arbeitsblatt festhalten. Die Titel der Werke wurden nicht verraten und die Bilder mit Nummern versehen. (Arbeitsblatt)
Eindrücke aus Atelier Raum 1: Kristallzeichnungen am Bildschirm in Bild und Ton, Zeichnungen auf Büttenpapier (Überlagerungen von Naturbeboachtungen und Assoziationen)
Eindrücke aus Atelier Raum 2: Performative LED Lichtzeichnung im Medium Fotografie, malerische Tuschezeichungen auf Bütten zum Thema Kristall.
2. Plenumsdiskussionen: Die Werkgruppen wurden besprochen, wobei jede Gruppe aufgefordert war Eindrücke einzubringen. Im Anschluss an je einen Zyklus hat die Künstlerin Inputs mit Hintergründen zu den Werken eingebracht, wobei Titel, künstlerische Strategien und Herangehensweisen und Motive offen gelegt wurden.
Werkauswahl: Anhand der Werkauswahl wurde Wert darauf gelegt möglichst vielseitige Zugänge zum Thema Kristall und zur Zeichnung zu ermöglichen, wobei die Zeichnung sich in Verbindung mit Video, Performance oder Malerei zeigt.
3. Wahrnehmungsübung: Steinbetrachtung durch ein digitales Mikroskop: je eine Gruppe konnte Mineralien durch ein digitales Mikroskop betrachten und sich dabei erste Assoziationen auf ein Mindmap notieren.
Parallel dazu konnten die anderen Gruppen Titel erfinden zu im Gang aufgehängten Kunstarbeiten weiterer zeitgenössischer Künstler/innen zum Thema Kristall
(Zilla Leutenegger, Huber & Huber, Lydia Wilhelm, Remo Albert Alig, Per Kirkenby, usw.)
DL3: Praktischer Teil: Eigene Umsetzungen der SuS
Nach der Exkursion wurden im Schulzimmer Eindrücke der Exkursion in Gruppenarbeiten aufgenommen. Die SuS entwickelten Begriffe, hängten sie an die Wandtafel (rechte Seite) und diskutierten sie im Plenum in Kombination mit Begriffen der LP (linke Seite). Dies diente der Ergebnissicherung künstlerischer Strategien, um sie für die eigene Arbeit nutzen zu können. Es wurde erörtert, ob Naturbeobachtungen mit Stift und Papier heute noch sinnvoll sind, da Medien wie die Fotografie ja exakte Abbildungen liefern. (Gegenüberstellung Fotografie eine Lilie/ wissenschaftliche Illustration einer Lilie) Die SuS diskutierten die Qualitäten der Zeichnung im Vergleich zu anderen Medien.
Die LP gab im Anschluss anhand von einem Advanced Organzier einen groben Überblick über den praktischen Teil, erklärte das Handout mit Informationen zu Bewertungskriterien (Transparenz Bewertung). Handout Unterrichtsprojekt Spurensuche im Kristall. und führte in die Arbeit mit dem Prozessjournal ein.
Naturbeobachtungen von Kristallen (gemeinsamer, eher geschlossener Unterrichtsteil)
Die SuS setzten eigene Naturbeobachtungen mit Lupen, Binokularen, Bleistift, Farbstift und A3-Papier um und entwickelten mehrere Varianten. Dies dauerte über mehr als eine Doppellektion, in der die LP die SuS im Einzelcoaching unterstützte und durch Inputs an die ganze Klasse aktuelle Fragen der SuS aufgriff. „Was bedeutet Zeichnen?“ und „Wie entsteht Räumlichkeit auf Papier?“ wurde als Thema behandelt, unter anderem anhand von Alberto Giacomettis Zeichnungen. Die LP half den SuS, von den äußeren Linien eines Kristalls zu den inneren Spuren überzugehen. Es wurde diskutiert, was genaues Beobachten bedeutet und wo Linien gesetzt werden. Die Sicht auf einen Kristall kann sich je nach Lichtwinkel schnell ändern. Es wurde klar, dass beim Zeichnen Reduktionen und eigene Entscheidungen zu treffen notwendig sind. Die LP ermutigte die SuS, diese Fragen aus ihren eigenen Interessen und Perspektiven zu beantworten.
DL4:
Das Zeichnen anhand von Beobachtungen eines kleinen Gegenstandes mit einem Binokular und Lupen erfordert viel Zeit und Konzentration. Deshalb wurde ausreichend Zeit (eine weitere Doppellektion) zur Verfügung gestellt. Die LP hat diesen Prozess durch Einzelcoaching begleitet. Die Doppellektion wurde mit einem Input eröffnet während wenigen Minuten mit Kohle auf grossem Papier Kristalle zu zeichnen. Dies mit dem Ziel die SuS etwas aufzulockern, teils Hemmungen vor der Linie oder dem Papier abzubauen und darin zu unterstützen die Kristalle noch grösser, auf A3 Papier zu zeichnen und den «Fluss der Zeichnung» noch mehr zuzulassen. Beispiele der Kohlenstiftübung
Gegen Lektionsende hielten die SuS in einem Mindmap mit einem Lernpartner Assoziationen zu den beobachteten Kristallstrukturen fest und entwickelten diese kooperativ weiter. Stärkere SuS unterstützten dabei ihre Mitschüler, die Schwierigkeiten hatten, Assoziationen zu entdecken. Im Plenum wurde der Unterschied zwischen Analogie und Assoziation diskutiert, wobei die LP ein Beispiel einer Analogie (Gegenüberstellung einer Handyfotografie und einer Kristallzeichnung) zeigte. Die SuS erhielten die Hausaufgabe, einen Ausschnitt ihrer Naturbeobachtungen mit dem Handy zu fotografieren und Analogien in ihrer Lebenswelt zu suchen, wobei eigene Interessen berücksichtigt werden sollten. Diese diente als Vorbereitung zum offeneren Teil. (Siehe Arbeitblatt Analogie, Arbeitsblatt Assoziation)
DL5: Offener Teil: Entwicklung von Analogien und Assoziationen im wahldifferenzierten Unterricht
In dieser Dopellektion gingen wir zu einem offeneren Teil über, in dem die SuS eigene Analogien und Assoziationen entwickelten. Diese sollten später genutzt werden, um „Endprodukte“ durch die Überlagerung von Naturbeobachtungen und Assoziationen zu gestalten. In diesem kreativen Prozess entstanden verschiedene Bildteile, die später zu einem fertigen Werk zusammengeführt wurden.
Einstieg: Um den SuS von Anfang an einen klaren Überblick über ihre Ziele zu geben, hat die LP einen Lehrfilm erstellt (Link zum Lehrfilm) und am Beamer gezeigt. Dies hat weiter ermöglicht, dass alle SuS gut auf die einzelnen Bildteile sehen.
Zuerst haben die SuS eine ausgewählte Naturbeobachtung mithilfe eines Leuchtpults auf A3-Papier übertragen. Die LP führte dies im KU live vor und gab spezifische Hinweise zur Komposition, zum Experiment und zur Linienqualität. Anschließend wurden die Analogien der Hausaufgaben im Plenum betrachtet, wobei die SuS die Zeichnungen den Fotografien ihrer Kolleg*innen zuordnen mussten. Dabei diskutierten sie: Welche Analogien wurden betrachtet (Farbe, Linien, Raumwirkungen)? Welche Umgebungen (natürlich oder urban) wurden eingebunden? Wie können Gegensätze entwickelt werden? Welche persönlichen Interessen flossen ein und wie können diese visuell von der Fotografie auf die Zeichnung übertragen werden?
Die SuS wurden dazu aufgefordert 3 Skizzen auf A4 Papier zu erstellen. Der wahldifferenzierte Unterricht wurde wie folgt umgesetzt:
- Themen der Assoziationen und Analogien sind frei wählbar
- Die SuS erhielten die Möglichkeit zwischen zwei Strategien zu wählen: a) Die Bilder aufgrund von einer mit einem Mindmap gefundenen Assoziation zu entwickeln und dabei mit Fotografien aus dem Internet als Hilfestellung zu arbeiten b)Die Bilder werden aufgrund der fotografischen Analogie erstellt.
- Weiter konnten sie zwischen den Zeichnungsmedien Farbstift oder chinesische Tusche wählen.
Wandtafelbild, wobei die LP die beiden Strategien anhand von eigenen Beispielen vorgestellt hat.
Diese Lektionen waren sehr spannend und auch herausfordernd, weil sich in der realen Situation zeigte wie offen und selbstintentional eine Klasse arbeiten kann oder nicht. Das war nicht planbar. Sowohl ich als LP aber auch die SuS wurden hier aus der Konfort-Zone geholt. Es stellte sich heraus, dass eine Wahlfreiheit vom Themen positiv ankam und die Offenheit grundsätzlich geschätzt wurde. Die Themenwahl und eigenen Interessen zu finden war gut machbar, jedoch im Anspruch gerade genug herausfordernd. Denn es ist keine einfache Frage was persönliche Interessen sind und wie diese dargestellt werden können. Bei diesem Prozess auch noch die Wahlfreiheit zu haben zwischen zwei Strategien (Assoziation oder Analogie) und sich zwischen zwei Zeichnungsformen (Farbstift oder chinessiche Tusche) entscheiden zu müssen, war für starke SuS machbar, aber für den Durchschnitt der Klasse eine Überforderung. Es entstanden jedoch zentrale Fragestellungen wo eigentlich die «Knackpunkte» bei vielen SuS herauskamen, wobei es dann bei vielen SuS zu späteren «Aha-Effekten» und einer Entwicklung kam. Der Freiraum war jedoch im ersten Moment zu gross und musste veringert werden.
DL6: Umsetzungen Analogie und Assoziation mit Vereinfachungen
Deshalb habe ich entschieden diesen Prozess in der DL6 für die SuS zu vereinfachen: Die beiden Strategien wurden nacheinander getrennt eingeführt, wobei nur mit Farbstiften gearbeitet wurde und die Themenwahl offen blieb. Die Übertragung von Naturbeobachtungen mit einem Leuchtpult war zu zeitaufwendig und hemmte die SuS beim Ausprobieren. Daher wurde die Naturbeobachtung mit einem Kopierapparat auf A3-Papier vervielfältigt, sodass jeder SuS mehrere Kopien erhielt. Zusätzlich benötigten die SuS individuelles Coaching, um Assoziationen oder Analogien visuell umzusetzen, wobei sie auf Strategien der Naturbeobachtung zurückgreifen konnten. Sie waren an Schritte in die Abstraktion der Zeichnung noch nicht gewöhnt, wurden jedoch mit der Zeit mutiger beim Ausprobieren und haben einiges experimentiert.
Beispiel von Anna: Anna hat als Analogie einen «Ring der Mutter» entdeckt. Bei Assoziationen hat sie auch Schmuck entwickelt. Sie hat dann verschiedene Bilder zur Assoziation Mutter gesucht und hat sich entschieden mit dem Bonsai weiter zu fahren. Ihre Mutter kommt ursprünglich aus Asien und pflegt einen Bonsai Garten.
Beispiel Mathis: Mathis hat erst Analogien zu Pflanzen gefunden, hat aber die Assoziationen verfolgt. Er hat als Assoziationen mit dem Thema Klarheit gearbeitet, das für ihn mit Velofahren verknüpft ist. So hat er technische Zeichnungen von Velos und andere technische Geräte untersucht, die ihn formal wieder an die Kristallstrukturen erinnerten.
Ein Beispiel von Oona:
Oona hatte viele Ideen. Sie hat sich mehr direkt mit Assoziationen beschäftigt und sich vom «Regenwald», «Gorilla» (einen Gorillakopf hat sie in ihrer Naturbeobachtung gesehen) bis hin zu Ideen von «organische Entwicklung, Fruchtbarkeit und Verwesung» bewegt.
Ein Beispiel von Sarina:
Sarina hat eine fotografische Analogie «Herz» gefunden und diese weiter entwickelt zu Assoziationen wie «Koralle» (vgl. Herzadern), Puls, Rythmus, Musik und hat sich auch mit Bildkomposition als Rythmus beschäftigt. Für die Assoziation hat sie mit rot gearbeitet, für die Naturbeobachtung immer in schwarz/weiss.
Ein Beispiel von Siro: Siro hat als fotografische Analogie erst Wasserstrukturen aufgenommen. Dieses Thema hat er nicht weiter verfolgt. Er ist mit Assoziationen, die er in einem MIndmap festgehalten hat und in Richtung Architektur gehen wie «gotisches Kirchenfenster», «Kölner Dom» oder «Twin Towers» gearbeitet.
DL7: Überlagerungen
In der DL7 wurden verschiedenen Elemente zu einem Ganzen zusammengefügt. Die LP hat dies an einem Leuchtpult modelliert und auf die Metapher des Kochens zurückgegriffen. Wie beim Kochen sind hier die verschiedenen «Bildzutaten» wie beim Kochen in einer Pfanne bzw. auf dem Leuchtpult zu einem «fertigen Bild» arrangiert, wobei das Spiel und die Bildkomposition besonders betont wurden. Hier kann angemerkt werden, dass die «Endprodukte» der SuS nicht losgelöst von ihrem Prozess betrachtet und beurteilt werden können. Die SuS haben ihren Prozess daher laufend in einem Prozessjournal notiert. Dies wurde analog gehalten, damit es für sie möglichst nahe an der Zeichnung und auf eine sinnliche Weise möglich war Ideen und Skizzen festzuhalten.
Schlussbilder Mathis, Assoziation «Velo» und «technische Geräte»
Schlussbilder Oona, Assoziation «Urwald, Fruchtbarkeit und Verwesung, Entstehung und Zerstörung«
Schlussbilder von Siro, Assoziation «Twin Towers» und «Kölner Dom»
Schlussbilder Sarina, Assoziation «Herz» und «Koralle».
Schlussbilder Anna: Bonsai-garten, Assoziation für «Mutter«
Leandra: Assoziation «Japanischer Garten, Japan, Ninja-Figuren wie z.B. Schildkröte»
DL8: Präsentationen
Vorbereitend haben die SuS eine Auswahl getroffen der zur Bewertung ausgewählten Arbeiten, sowie als Hausaufgabe eine Reflexion von einer halben Seite geschrieben über ihren Prozess. Die Arbeiten wurden auf Pulten ausgebreitet, wobei jeder der SuS die eigene Arbeit präsentiert hat. Dabei wurde insbesondere auf die Verbindung von Mensch und Natur Bezug genommen. Weiter wurde ein Feedback für die LP eingeholt.
5. Reflexion
Die Klasse hat engagiert gearbeitet und viele künstlerische Prozesse erfolgreich durchlaufen. Es hat mir Freude bereitet, diese Arbeit umzusetzen. Besonders gelungen war es, die Schüler*innen zu motivieren und Interesse für das Thema zu wecken. Ich habe versucht, Abwechslung durch verschiedene Zugänge zu schaffen und die Inhalte anhand eines ausserschulischen Lernortes für SuS der Zielstufe Sek 2 zugänglich zu machen. Dabei konnten die SuS ihre bestehenden Bezüge und ihr Vorwissen mit neuen Bezügen zur Kunst vernetzen. Die Theorie wurde mit der Praxis verbunden. Die Mischung aus geschlossenen und offenen Formen war hilfreich, da Vorübungen wichtig sind, um späteres individuelles und offeneres Arbeiten zu ermöglichen.
Obwohl die offenen Formen mehr Klärung benötigten und einige überforderten, hat der Freiraum die Schüler*innen motiviert. Die Herausforderung bestand darin, künstlerische Praxis zu strukturieren, da diese oft non-linear ist. Weiter eine didaktische Reduktion zu entwickeln, welche der Zielstufe Sek 2 gerecht wird. Wie selbstintentional eine Klasse arbeiten kann, ist nicht vollständig voraussehbar und kann nur im direkten Kontakt eruiert werden. Bei der 5. Veranstaltung stellte ich fest, dass meine geplante Herangehensweise zu komplex war und zu viel Freiraum beinhaltete. Daher vereinfachte ich den Unterricht und gab weniger Wahlmöglichkeiten, behandelte die einzelnen Elemente geführter, was notwendig war, um eine spätere Öffnung zu ermöglichen. In einem anderen Kontext könnte sich dies jedoch anders zeigen. Es wird hier das Paradox der Selbständigkeit sichtbar: Um selbständig arbeiten zu können benötigen die SuS Lernstrategien und Einführungen, welche wiederum begleitet werden müssen. Offener Unterricht birgt Risiken, hat sich aber gelohnt, da eigene Interessen der SuS eingeholt werden konnten und motivierten. Weiter entstanden gerade durch dieses «aus einer Komfortzone herausgehen» viele zentrale Fragestellungen über das Medium Zeichnung und die Mensch-Natur-Beziehung, welche zu eigentlichen Lernprozessen und Weiterentwicklungen bei den SuS führten. Es konnten neuartige Sichtweisen diskutiert werden, welche einen «conceptual change» auslösen. Durch individuelles Coaching ist es gelungen daraus Lernprozesse zu entwickeln und mit den SuS dieses Projekt erfolgreich umzusetzen. Die SuS konnten auf unterschiedlichen Lernlevels mit mehr oder weniger Hilfe vorankommen. Persönlich finde ich es wichtig, auch mit offenen Unterrichtsteilen zu arbeiten. Denn die SuS können nicht lernen selbständig zu rbeiten und eigene, krative Ideen zu entwickeln, wenn sie dazu nicht den nötigen Freiraum im Unterricht erhalten. Feedbacks zeigten, dass die Nähe zum exakten Bild für die Schüler*innen in dieser Altersstufe wichtig ist, weiter auch weil ein Notendruck besteht und exakte Abbildungen eine Form der Kontrolle über die Bewertung darstellen können. Auch hier entstand für mich ein Paradox zwischen Notendruck und Förderung des Experiments und der persönlichen Entwicklung der SuS. Dies machte den Prozess der Abstraktion, welche das Medium Zeichnen impliziert, herausfordernd, konnte aber durch eine Balance dieser Elemente gut angegangen werden. Einzelberatungen waren wichtig, um diesen Prozess zu unterstützen. Die SuS ernst nehmen in ihren Anliegen und Themen, die sie beschäftigen.
Im Rahmen des Praktikums ist es gelungen das Projekt in der zur Verfügung gestellten Zeit umzusetzen. Bei einer späteren Lehrtätigkeit würde ich beim offenen Teil gerne mehr Zeit einplanen können und eine Doppellektion mehr zur Verfügung stellen. Denn eigene Ideen und Kreativität zu entwickeln benötigt viel Zeit. Das war in diesem Kontext etwas knapp. Dies insbesondere, weil in der ersten Doppellektion nach den Sommerferien die SuS im Kopf noch nicht ganz angekommen waren und dabei etwas Zeit verloren ging.
Eine Besonderheit war der Lehrfilm, der realistische Unterrichtssituationen simulierte. Das war ein für mich neues Format, dass ich bisher nicht oft einsetzte. Daher hat es mich gereizt Wirkweise zu überprüfen. Der Film war bewusst nicht perfekt gestaltet, damit er dem realen Kontext nahekommt. Obwohl er technisch verbessert werden könnte, half er den Schüler*innen, die Ziele klar zu sehen. Ein weiteres Ziel war, die Sicht auf kleine Bildteile für alle SuS gleich gut zu ermöglichen. Das hat grundsätzlich gut funktioniert. Ein solches Format würde sich insbesondere für E-Learning gut eignen, was im Schulalltag, wie man in der Pandemie gesehen hat, durchaus gefragt werden kann. Auch für eine Projektwoche, wobei verschiedene Workshops parallel laufen, könnte sich ein Lehrfilm gut eignen. Aus Effizienzgründen für mich selber als LP würde ich bei Einführungen von neuen Techniken jedoch wohl eher auf die klassische Variante des «life Modellierens» zurück greifen und für eine gute Sicht für alle SuS auf den Lerngegenstand beispielsweise mit Halbgruppen arbeiten.
Die Exkursion war wie mir von den SuS und der Praxislehrperson rückgemeldet wurde ebenfalls wertvoll und sollte wiederholt werden bzw. Atelierbesuche sollten wie ich denke Bestandteil des regulären Unterrichts sein. Bei anderen Themen könnten Ateliers von anderen Kunstschaffenden der Region besucht werden. Außerschulische Lernorte können Interesse anregen und motivieren und fördern damit das Lernen und den Unterrichtsfluss. Künstlerische Strategien und Prozesse können optimaler aufgezeigt werden, als wenn fertige Bilder in einem Museum oder einem Buch betrachtet werden. Der Ort des Machens macht Kunst meiner Meinung nach «nahbarer» und kann nicht nur die Zielstrukturen gut modellieren, sondern auch Berührungsängste gegenüber von Kunst abbauen.
Insgesamt konnte die Klasse sehr gut reflektieren, einerseits über gesehene Kunstwerke, aber auch über ihre eigenen Prozesse, sowie über die Bezüge von Mensch, Kunst und Natur, was mich erstaunte. Aufgrund der entstandenen Arbeiten, sowie der gemachten Prozesse der SuS betrachte ich diese Umsetzung als gut gelungen. Vom Aufwand her ist dies ein eher hoher Einsatz gewesen, was in der Schulpraxis wo viel mehr Lektionen auf einmal unterrichtet werden wahrscheinlich nicht bei jedem Projekt so umgesetzt werden kann. Deshalb würde ich eine Mischung zwischen Ideen aus Lehrmitteln, die angepasst und weiter entwickelt werden mit Unterrichtsprojekten, die wie dieses Projekt selber entwickelt wurden, sinnvoll finden.
Durch das wertvolle Feedback der Praxislehrperson und des Mentorates und nicht zuletzt durch die SuS konnte ich bei diesem Praktikum ebenfalls viel dazulernen und dies in die Unterrichtsqualität einbringen. Weiter gibt es viele Anknüpfungspunkte für zukünftige Projekte, wie Ideen zu einer Weiterentwicklung beispielsweise eine Umsetzung von Plakat-Art, wobei Ausschnitte der Kristallzeichnungen fotografiert und im Weltformat auf Plakate gedruckt werden könnten. Damit könnte eine Ausstellung im Schulhaus gestaltet werden, wobei die Naturzeichnung noch mehr in den urbanen Raum gelangen würde… Das Potenzial ist noch lange nicht ausgeschöpft!