freies Praktikum im Vorkurs Luzern im Vertiefungsmodul Illustration
Abstract
Das Modul wurde von Nina Wehrle geleitet. Am Ende des Moduls sollten die Studierenden eine Bildserie erarbeiten. Der Kurs erstreckte sich über vier Wochen. Jeden Montag gab es einen neuen technischen Input oder eine künstlerische Strategie wurde vorgestellt. Die Montage waren ein spielerischer Workshop mit dem Experimentieren von Technik, Format und Inhalten. Kollaborative Prozesse wurden angezettelt, Prozesse ins Rollen gebracht. Ich leitete zwei Montage alleine und den ersten Montag mit Nina Wehrle zusammen. Jede Woche konnten die Studierenden entweder mit einer neuen Bildserie beginnen, oder an der Bildserie von der vorherigen Woche weiterarbeiten. Zudem gab es jeden Morgen einen Wake-up-Input, welcher ca. 30 Minuten lang sein sollte.
Bedingungsanalyse / Sachanalyse
An Bildserien zu arbeiten ist früchtetragend, da Gelerntes und neue Erkenntnsisse sofort in weiteren Zeichnungen/Malerein angewendet werden kann. Man arbeitet nicht auf das Endprodukt hin, sondern an einer Reihe von Teilen des Endproduktes, das stetig angepasst, geordnet und aussortiert wird. Bildserien sind prozesshaft und ermöglichen auszuschweifen und einzugrenzen.
Den Studierenden sollten künstlerische Strategien erfahrbar gemacht werden, damit sie immer wieder auf Arten der Ideenfindung zurückgreifen können.
Die Klasse war zurückhaltend. Meine Aufgabe war es deshalb auch sie an den Montagen möglichst zu aktivieren, damit sie dann mit Energie und Motivation in die Woche starten konnten für ihre Bildserie.
Als Oberthema entschied sich meine Praktikumsbetreuerin und ich für das Thema: Der Trost der Dinge. Alltagsobjekte, die jeweils in Verbindung mit einem Wort die Ausgangslage der Bildserie bilden sollten. Beispiele für solche Wörter sind: Erinnerung / Versprechen / Verlust / Erbe / Rausch / Nutzen / Zufall / Glück / Besitz etc.
Montag 1
Der erste Workshop Tag stand unter dem Fokus einer sequentiellen Erzählung
Nach der Kennenlernrunde, bei der wir uns anhand den Kleidungsstücken, die wir an diesem Tag trugen einander vorstellen, fand eine morgenfüllende Zeichnungsrunde auf A5-Blättern und einem schwarzen Marker statt. Pro Zeichnung gab es eine Frage. Pro Zeichnung 3 Minuten Zeit.
Die Fragen drehten sich alle um das Thema Gegenstand.
«Welchen Gegenstand hast du leider verloren?»
«Welcher Gegenstand erinnert dich an deine Grosseltern?»
ect.
Nach einigen Runden wurde ausgelegt und über die Zeichnungen geredet.
Die Studierenden sollten sich nicht auf die «Schönheit» der Zeichnung konzentrieren sondern auf die erinnerten Attribute des Gegenstandes. Wie sah der Gegenstand aus? War es ein verfilzter Teddybär oder glänzte er noch wie neu?»
In der zweiten Runde sollten die Studierenden de Strich als Erzähler miteinbeziehen. Ist es ein suchender Strich, der das Objekt besser einfängt oder ein fetter, bestimmter Strich?
Am Nachmittag sollten die Studierenden hinter die Geschichte von einem der gezeichneten Objekte schauen. Was ist die Geschichte hinter dem Objekt. Im gleichen Format (a5) soll eine Bildserie gezeichnet werden, die dem Objekt mehr Kontext gibt.
Montag 2
Der zweite Workshop Tag stand unter dem Fokus von kettenartigen Bildserien.
Dabei stand nicht eine klar lesbare Erzählung im Vordergrund, sondern formale Experimente.
Dazu wurden Künstler*innenbeispiele gezeigt um das Konzept der «Bilderketten» verständlich zu machen.
Werke von David Weiss und Nanne Meyer
Nach der Präsentation wurde der «Glückstopf» eingeführt, damit die Studierenden ihre eigenen Kettenbilder beginnen konnten. Sie starteten die Kettenbilder ausgehend von einer Fotografie eines Gegenstandes auf ihrem Handy und mussten dann «Prompts» ziehen, die gewisse Parameter festlegten.
Die Parameter waren:
Format: A5 / A6 / Thumbnail / nicht viereckig usw.
Werkzeug: mit Tusche / mit Schere/Cutter / nur mit den Händen usw.
Methode: darübermalen / reinzoomen / verschwommen / vervielfachen usw.
Pro Bilderkettenglied hatten die Studierenden eine halbe Stunde Zeit. Danach wurde ein Lied abgespielt, damit sie sich wieder neue Prompts holen konnten. Der Tag endete mit einer gemeinsamen Betrachtung der Bilderketten und einer Auslegung.
Montag 3
Der dritte Workshoptag stand unter dem Fokus von Zeichnen in Museen.
Wir machten einen Ausflug ins Rietbergmuseum in das Schaudepot. Das Museum ist ein Ort der Wissensvermittlung und ein Ort der Perspektiven eröffnet. Eindrücke, Erlebnisse und Erfahrungen werden hervorgerufen, die sich im Klassenzimmer nicht reproduzieren lassen. Im Museum können verschiedene Distanzen/Perspektiven zu den Objekten eingenommen werden. Man kann sich um die Objekte herum bewegen. Die Studierenden sollen zeichnerisch den Unterschied des Ausruckes der Zeichnung erkennen, wenn sie von einem Foto abzeichnen oder wenn sie aus der Beobachtung zeichnen.
Um sich aufzuwärmen, gab es folgende Aufgabenstellung:
Nach dem gemeinsamen Mittagessen gab es eine Besprechungsrunde und den Auftrag für den Nachmittag.
Beispiele für wie man mit dem Skizzenbuch über das blosse Abzeichnen von isolierten Objekten hinausgeht.
Am Ende des Ausfluges sassen wir in einen Kreis und betrachteten die Skizzen. Ich stellte jeweils Fragen in die Runde, und die Studierenden schlugen die Doppelseite in ihrem Skizzenbuch auf, die sie am treffendsten empfanden.
Reflektion
Die Workshoptage waren erfolgreich und ich habe es geschafft, die Klasse zu aktivieren.
Da ich die Klasse aber nur montags sah, konnte ich die vom Montag ausgelösten Projekte nicht Weiterbegleiten, sondern sah dann immer nur die Endresultate am Ende der Woche.
Die Vorbereitungen waren aufwendig. Es musste ein Balanceakt gefunden werden zwischen Vorgaben und Freiheit. Der Kurs fand kurz vor der Portfolio- und Hausaufgabenabgabe des Aufnahmeverfahrens für Illustration Fiction und Nonfiction statt. Das heisst ausnahmslos alle Studierenden waren mitten in einem Aufnahmeprozess, den für alle aufregend, und aber auch ehrfürchtig war. Das Thema Gegenstand und Bildserie fand ich gut, da Gegenstand die Freiheit liess, ein Thema zu wählen, dass die Studierenden interessierte. Das Thema ist zwar etwas banal, die Studierenden sind aber alt genug aus diesem Thema ihr eigenes zu machen. Da im Bewerbungsprozess von Ilustration auf Prozesshaftigkeit grossen Wert gelegt wird und nicht auf «fertige Einzelwerke», waren viele Studierenden dankbar nochmals Zeit zu haben um etwas für ihre Mappe machen zu können.
Der Ideenfindungsprozess und die Auslotung des Skizzenbuchs ist eine Kompetenz, die zukünftige Illustrator*innen für ihre Arbeit brauchen.
Die Klasse war etwas aufgeteilt zwischen wissenschaftlicher Illustration und narrativer Illustration. Es musste deshalb möglichst die Rahmenbedingungen gegeben werden, damit beide Zeichnungsarten gute «Arbeitsbedingungen» haben. Mit dem Ausflug ins Rietberg Museum ist mir das sehr gut gelungen.
Das Praktikum hat Spass gemacht und war auch für mich sehr inspirierend. Ich konnte üben, mit Schüler*innen über Bilder zu sprechen, ohne zu stark nur meine subjektive Meinung zu äussern.