Schule: Theresianum Ingenbohl
Stufe: FMS 2
Klassengrösse: 14 Schüler*innen
Thema nach Lehrplan: Dreidimensionales Gestalten, die Lernenden entwickeln die Empfindung für Plastizität und Räumlichkeit, plastische Grundbegriffe, das Erlernen einer aufbauenden (additiven) Technik, Materialerkundung
Abstract
In Absprache mit der Praxislehrperson stand als nächstes ein dreidimensionales Projekt an. Die Schüler*innen sollten sich in einem Vorhaben verwirklichen können, das sich mit Räumlichkeit befasst und ihnen gleichzeitig das Material Holz sowie dessen Verarbeitungsmöglichkeiten näherbringt. Da sie zum ersten Mal mit Holzarbeiten in Berührung kamen, entschieden wir uns für ein Projekt mit einfachen Bearbeitungstechniken. Ziel war es, grundlegende Holzverbindungen kennenzulernen und Wissen zu vermitteln, das auch im Alltag anwendbar ist. Gemeinsam entwickelten wir ein Programm für den Bau eines multifunktionalen Möbels, das mindestens zwei verschiedene Klapp- oder Bewegungsmechanismen kombiniert. Das gesamte Projekt folgt einer klaren Abfolge: von der Skizze zum Kartonmodell, vom Modell zum hochskalierten Maß- und Teilplan, bis hin zur Umsetzung in Holz mit anschließender Oberflächengestaltung. Während des gesamten Prozesses dokumentieren die Schüler*innen ihre Arbeit, sodass am Ende eine kleine Anleitung zu ihrem individuellen Möbelstück entsteht.

Bedingungsanalyse
Das Projekt führte ich mit einer FMS-Klasse im zweiten Jahr am Theresianum Ingenbohl durch. Die Klasse bestand aus 14 Schüler*innen, und das Praktikum erstreckte sich von Mitte November bis Ende Januar, mit einer wöchentlichen Doppellektion. Der Werkraum, in dem ich unterrichten durfte, war mittelgroß und für die Klassengröße gut geeignet. Zusätzlich gab es einen separaten Maschinenraum sowie eine umfassende Ausstattung für verschiedene Verarbeitungstechniken. Während der Planungsphase erstellten die Schüler*innen Einkaufslisten für Materialien, die nicht vor Ort verfügbar waren – darunter dickere Holzplatten, spezielle Scharniere und sehr kleine Schrauben.
Lernziele
– Die Schüler*innen verstehen die konstruktiven Grundlagen von Klappmechanismen und können diese praktisch umsetzen.
– Sie erwerben handwerkliche Fertigkeiten im Umgang mit Holz und lernen grundlegende Verbindungstechniken kennen.
-Sie können selber technische Zeichnungen und Baupläne entwickeln
– Sie reflektieren ihren Arbeitsprozess und nehmen notwendige Anpassungen vor.
-Die Schüler*innen gestalten die Oberfläche ihres Möbelstücks kreativ, um die Funktionalität und die Klappmechanismen visuell hervorzuheben.
– Die Schüler*innen arbeiten in Teams zusammen, unterstützen sich gegenseitig und lösen Probleme kooperativ.
Ablauf
Zu Beginn des Projekts haben wir mit den Schüler*innen verschiedene Möbelstücke und Klappmechanismen betrachtet. Dabei stellten wir Fragen wie: „Wie funktioniert dieser Mechanismus?“, „Welche und wie viele Teile benötigt man für dieses Möbelstück?“ und „Wie einfach oder schwierig wäre es, es nachzubauen?“

Um ein Verständnis für die Funktionsweise und Logik dieser Objekte zu entwickeln, fertigten die Schüler*innen zunächst einfache Möbelmodelle aus Karton an. Anschließend erhielten sie den Auftrag, erste Skizzen für ihr eigenes multifunktionales Möbelstück zu entwerfen. Dabei mussten sie überlegen, welchen Mechanismus sie ausprobieren und umsetzen möchten und welche Funktion das Möbel erfüllen soll oder ob es auch experimentell werden darf bzw. funktionslos.




Auf Basis dieser Überlegungen entwickelten sie ein Design, das zunächst als Kartonmodell umgesetzt wurde. Anschließend erstellten sie eine isometrische Skizze mit den exakten, hochskalierten Maßen für die spätere Umsetzung in Holz. Die detaillierte Ausarbeitung eines Bau- und Teilplans mit perspektivischer Darstellung diente als Orientierungshilfe und markierte den Übergang von der zweidimensionalen zur dreidimensionalen Planung.
Im nächsten Schritt mussten die Schüler*innen anhand ihres Bauplans eine präzise Einkaufsliste erstellen. Dafür überprüften sie zunächst die Werkstatt und das Materiallager, um festzustellen, welche Materialien bereits vorhanden waren und welche noch besorgt werden mussten. Erst nach vollständiger Materialausstattung konnten sie in der nächsten Doppellektion mit dem Bau beginnen.




Während der praktischen Umsetzung überlegten sich die Schüler*innen, ob sie zusätzlich eine aufwendige oder eher schlichte Oberflächengestaltung vornehmen wollten. Einige Möbelstücke waren so komplex zu bauen, dass für eine aufwendige Gestaltung keine Zeit mehr blieb. Ziel war es jedoch, eine farbliche Gestaltung zu entwickeln, die den Klappmechanismus oder die Funktion des Möbels gezielt hervorhebt.
Reflexion
Dieses erste Praktikum war für mich eine spannende Auseinandersetzung mit der Komplexität der Organisation einer solchen Unterrichtseinheit. Besonders überrascht hat mich, wie unterschiedlich schnell die Gruppen arbeiteten und wie stark dies mit ihrer Motivation zusammenhing.
Ich stand vor ersten pädagogischen Herausforderungen, insbesondere in der Schaffung eines förderlichen Arbeitsklimas. Da die FMS-Klasse zuvor noch nie mit Holz gearbeitet hatte, waren umfassende Erklärungen und kontinuierliche Unterstützung erforderlich. Besonders gefiel mir der Coaching-Aspekt: Im Gespräch konnten die Qualitäten und das Potenzial der verschiedenen Projekte hervorgehoben werden, um die Gruppen zu einer kreativen und spannenden Umsetzung zu inspirieren.
Dabei fiel mir auf, dass die Schüler*innen noch wenig Erfahrung damit hatten, eigenständige gestalterische Experimente zu entwickeln. Ihre Entwürfe orientierten sich stark am alltäglichen Gebrauch und blieben eher funktional als experimentell.
Beim nächsten Mal würde ich die Einführung in das Thema überarbeiten und den Schwerpunkt weniger auf den Begriff „Multifunktionales Möbel“ legen. Stattdessen würde ich die Frage „Möbel als Skulptur?“ in den Mittelpunkt stellen, um den Fokus stärker auf den visuellen statt auf den funktionalen Aspekt zu lenken.